Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Lindi …?“
Siggi ließ sie immer öfter allein in der Remise. Nach dem Tod des Vaters hatten sie das Ferienhaus auf Capri verkauft, dort hingen für sie zu viele bittere Erinnerungen dran. Dafür hatten sie ein Haus im Atriumstil in Juan-les-Pins gefunden, in das sie sich sofort verliebt hatten. Es war in diesem Sommerurlaub, den sie mit den Kindern und Biene dort verbrachte. Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatten, hatten Biene und Linda viel zu viel und viel zu schnell dem eisgekühlten Rosé zugesprochen, den sie dort unten immer tranken. Sie saßen in dem Atriumhof unter der Palme, sie waren in einer sentimentalen Stimmung. ‚Weißt du noch …?‘ Oh, wie schnell die Zeit verging, ihr Leben flog vorbei, Siggi war weit weg und sie beide fühlten sich so unendlich verlassen.
War es Sabine, die anfing zu heulen oder war sie es, bei der zuerst die Tränen kullerten? Linda wusste nicht mehr, wer wen zuerst in den Arm nahm, wer wen zuerst streichelte, wer wen zuerst küsste. Aber sie erinnerte sich, dass sie Bienes dicken Zopf löste, ihre seidenweichen Locken durch ihre Hände fließen ließ, mit ihrem Finger ihre schön geschwungenen Lippen nachzeichnete. In dieser Nacht landeten sie gemeinsam in Lindas Bett. Sie erkundeten sich, als ob es das erste Mal wäre, das sie sich sahen, sie streichelten und liebkosten sich, sie klammerten sich aneinander wie Ertrinkende. Linda hatte nie vorher eine Frau so berührt, nie an eine Frau gedacht, aber in dieser Nacht entführte sie die Frau ihres Bruders in eine andere Welt, sie katapultierte sie in eine andere Dimension. Sie flüsterten und stöhnten, ihr Körper schrie nach Sabine, oder war sie es, die schrie? Sie war in ihr mit ihren Fingern, mit ihrer Zunge, zum ersten Mal in ihrem Leben dachte sie nicht an ihren Bruder, als sie sich ihr zuckend und stöhnend ergab. Sabine hatte ein Wunder vollbracht. Fassungslos lag sie später neben ihr, vollkommen außer Atem, sie konnte nicht glauben, was da eben passiert war.
„ Hast du das schon mal getan?“, fragte Linda sie später. Sabine hatte ihr diese Frage nie beantwortet. Sie hatte nur gelächelt, dieses süffisante Mona-Lisa-Lächeln, das sie sich in den letzten Jahren angewöhnt hatte. Diese Nacht war der Beginn eines anderen Lebens. Sabine wurde Lindas Geliebte.
Später, da hatte sie manchmal gedacht, es war gar nicht die Lust auf eine Frau, die diese Affäre mit Sabine ausgelöst hatte. Vielleicht brauchte sie einfach das Verbotene, das Geheime, um in Stimmung zu kommen. So wie bei ihrem Bruder.
Aber der hatte gerade Mort Eisenman kennengelernt. Mort Eisenman … Linda fielen die Augen zu. Sie hustete schwach. Es riecht doch nach Gas, war ihr letzter Gedanke.
Das Wettbüro ist eröffnet
„Judith!“ Oliwia fiel ihr als Erste um den Hals. Maria kam sofort aus ihrem Büro.
„Was, Judith ist wieder da? Willkommen zu Hause, Liebes“, sagte sie und umarmte Judith ebenfalls. Die beiden schoben sie zu Lady Kaa ins Zimmer. „Gucken Sie mal, wer hier kommt!“
„Ich wusste doch, dass Sie das schaffen!“, sagte ihre Chefin und drehte sich vom Computer weg zu ihr hin. „Wie geht es Ihnen?“, wollte sie wissen und überspielte diese Frage gleich mit der nächsten: „Wollen wir vielleicht zu Elke in die Küche gehen und einen Kaffee trinken? Dann können Sie erzählen, Judith“, sagte sie und stand auf. Judith dachte, dass Alice sie doch ein bisschen an ihre Mutter erinnerte. Die übersprach auch immer ihre Höflichkeitsfragen.
„Wie geht es Elke, ist sie wieder gesund?“, fragte Judith und das war keine Höflichkeitsfrage.
„Elke ist okay, Schätzchen, reichen Sie mir mal Ihren Arm.“
Judith führte Lady Kaa in die Küche. Genau wie beim ersten Mal, als ich hier herkam, dachte sie. Ist das wirklich erst drei Wochen her? Sie hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen.
Elke stand am Herd und grillte Auberginen. „Judithliebling!“ Sie nahm die Grillpfanne vom Herd und wischte sich die Hände an der Schürze ab. Judith umarmte Elke herzlich.
„Wie geht es Ihrem Kopf?“, fragte Judith und schaute Elke besorgt an.
„Welchem Kopf?“, fragte Elke.
„Na Ihrem, Sie waren doch im Krankenhaus!“ Elke lachte und schob Judith an den Holztisch.
„Setzen Sie sich, Schätzchen. Wann sind Sie denn angekommen?“
Judith sagte, sie sei erst vor einer halben Stunde gelandet und dann sofort her gefahren. „Ich habe also wirklich ein Informationsdefizit.“
„Scheint so“, sagte Oliwia, setzte sich
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