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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Mundes. Er torkelte und stürzte zu Boden. Struan schwang seine Waffe wie einen Dreschflegel. Noch ein Mann ging zu Boden, aber ein anderer sprang ihm auf den Rücken und versuchte ihn zu erdrosseln, wobei er seinen eigenen Zopf als Schlinge benutzte. Struan schüttelte ihn ab. Der Mann, der May-may festgehalten hatte, stürmte heran, und Struan stieß ihm die Stange des Kampfeisens ins Gesicht. Als der Mann aufschrie und in sich zusammensank, trampelte Struan auf ihm herum. Die beiden noch unverletzten Männer flohen aufs Vorschiff. Struan holte tief Atem und eilte hinter ihnen her. Da sprangen sie über Bord. Vom Achterdeck stieg ein Schrei auf. Wung, dem das Blut über das Gesicht strömte, tappte blindlings nach May-may. Sie entzog sich seinem Griff und suchte hinkend Deckung.
    Struan rannte zurück und tötete ihn.
    Der Mann ohne Hände stieß entsetzliche Schreie aus. Struan erschlug ihn rasch und schmerzlos. An Deck herrschte nun tiefe Stille.
    May-may starrte die eine abgerissene Hand an und mußte sich heftig übergeben. Struan fegte die Hand mit dem Fuß über Bord. Nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, warf er alle Körper bis auf einen ins Wasser. Dann untersuchte er Ah Gip. Sie atmete durch den Mund, und Blut rann ihr aus der Nase.
    »Ich glaube, sie wird sich wieder erholen«, sagte er und wunderte sich, wie dumpf seine Stimme klang. Er tastete sein Gesicht ab. Der Schmerz durchlief ihn in heftigen Wellen. Er warf sich neben May-may nieder.
    »Was ist geschehen?«
    »Ich nicht wissen«, antwortete sie, zu entsetzt, um weinen zu können. »Eben noch war ich mit Pistole, dann hatten sie Hand über meinem Mund und haben auf dich geschossen. Wieso du nicht getötet?«
    »Mir ist ganz so zumut«, antwortete er. Die linke Seite seines Gesichts war übel verbrannt. Sein Haar war versengt, die Hälfte einer Augenbraue fehlte, aber der Schmerz in seiner Brust ließ nach.
    »Für was haben sie das getan, Wung und die anderen? Für was? Er ist doch Jin-kwas Vertrauensmann«, sagte sie.
    »Du hast selber gesagt, daß jeder versuchen würde, das Silber zu stehlen. Jawohl. Jeder. Ich mache ihnen keinen Vorwurf daraus. Es war sehr unvorsichtig von mir, nach unten zu gehen.«
    Er spähte nach vorn und kontrollierte den Kurs. Sie trieben noch immer schwerfällig in der gleichen Richtung dahin.
    May-may sah den Streifschuß an seinem Hals. »Noch ein Zoll, ein halber Zoll«, flüsterte sie. »Sag den Göttern Dank für diesen Joss. Ich werde ihnen ein riesiges Geschenk machen.«
    Struan stieg der süßliche Blutgeruch in die Nase, und jetzt, nachdem er gerettet war, drehte sich ihm der Magen um. Er griff nach der Reling und würgte. Danach holte er einen Holzeimer und spülte das Deck ab. Und schließlich säuberte er auch das Kampfeisen.
    »Für was läßt du diesen Mann hier?« fragte May-may.
    »Er ist nicht tot.«
    »Wirf ihn über Bord.«
    »Wenn er tot ist. Oder wenn er wieder erwacht, dann kann er springen.«
    Struan atmete tief, und die Übelkeit verging. Seine Beine schmerzten vor Erschöpfung, als er zu Ah Gip trat und sie auf die Hüsing hob.
    »Hast du gesehen, wo sie getroffen wurde?«
    »Nein.«
    Struan öffnete ihre wattierte Jacke und untersuchte sie aufmerksam. Brust und Rücken wiesen keinerlei Verletzungen auf, aber am Haaransatz im Nacken war eine blutige Stelle. Er zog sie wieder an und legte sie so bequem zurecht, wie es unter diesen Umständen möglich war. Ihr Gesicht war grau und fleckig, und ihr Atem klang halb erstickt. »Sie sieht nicht sehr gut aus.«
    »Wie weit wir müssen noch fahren?« fragte May-may.
    »Zwei oder drei Stunden.« Er ergriff das Ruder. »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht auch mehr.«
    May-may lehnte sich zurück und ließ den Wind und die frische Luft ihren Kopf kühlen.
    Struan sah die zerbrochene Rumflasche im Speigatt rollen. »Geh nach unten. Sieh nach, ob noch eine Flasche Rum da ist, bitte. Ich glaube, es waren zwei, nicht wahr?«
    »Es tut mir so leid, Tai-Pan. Ich habe uns fast durch meine Dummheit umgebracht.«
    »Nein, meine Kleine. Es war das Silber. Und sieh im Laderaum nach dem Rechten.« Mühsam suchte sie sich den Weg nach unten. Es dauerte lange, bis sie wiederkehrte.
    Als sie zurückkam, trug sie eine Teekanne und zwei Tassen.
    »Ich machen Tee«, sagte sie stolz. »Ich machen Feuer und ich machen Tee. Die Rumflasche, sie war zerbrochen. So haben wir Tee.«
    »Ich wußte nicht einmal, daß du Tee machen kannst, geschweige denn Feuer anzünden«,

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