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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sagte er, um sie zu necken.
    »Wenn ich alt und zahnlos bin, werde ich eine Amah.« Zerstreut nahm sie wahr, daß auch der letzte der chinesischen Seeleute nicht mehr an Deck lag. Sie schenkte den Tee ein und bot ihm mit einem schwachen Lächeln die Tasse an.
    »Danke.«
    Ah Gip kam zum Bewußtsein. Sie übergab sich und sank dann in sich zusammen. »Ihr Aussehen gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte Struan.
    »Sie ist eine treue Sklavin.«
    Dankbar trank er den Tee. »Wieviel Wasser ist im Laderaum?«
    »Der Boden wird vom Wasser überspült.« May-may trank einen Schluck Tee. »Ich glaube, es wäre klug, jetzt … wie sagt ihr doch? … den Meeresgott auf unsere Seite zu ziehen. Ihn zu ›kaufen‹.«
    »Ihn bitten? Meinst du das?«
    Sie nickte. »Ja. Klug, den Meeresgott zu besänftigen. Durch eine Art Bittschrift.«
    »Wie macht man das?«
    »Es ist viel Silber unten. Ein Barren wäre schon sehr gut.«
    »Das wäre sehr schlimm. Eine große Vergeudung von Silber. Dergleichen haben wir doch schon tausendmal gemacht. Es gibt keine Götter außer Gott.«
    »Stimmt. Aber bitte. Bitte, Tai-Pan. Bitte.« Ihre Augen flehten ihn an. »Wir brauchen phantastische Menge Hilfe. Ich rate, sofort besonderen Segen des Meeresgottes zu erbitten.«
    Struan hatte den Versuch aufgegeben, ihr verständlich zu machen, daß es nur einen Gott gibt, daß Jesus der Sohn Gottes war und das Christentum die einzig wahre Religion. Vor zwei Jahren hatte er versucht, ihr das Christentum zu erklären.
    »Du willst, ich soll Christin sein? Dann bin ich Christin«, hatte sie fröhlich erklärt.
    »Aber so einfach ist es nicht, May-may. Du mußt glauben.«
    »Natürlich. Ich glaube, woran ich nach deinem Willen glauben soll. Es gibt den einen Gott. Den christlichen barbarischen Gott, den neuen Gott.«
    »Es ist kein barbarischer Gott und auch kein neuer Gott. Es ist…«
    »Dein Herr Jesus war doch kein Chinese, heja? Dann ist er ein Barbar. Und für was erzählst du mir, dieser Herr Jesus ist nicht neu, wo er vor zweitausend Jahren nicht einmal geboren war, heja? Dann ist er eine Menge sehr neu. Ajii jah, unsere Götter sind fünf-, sind zehntausend Jahre alt.«
    Struan fühlte sich verloren. Er war zwar Christ, ging in die Kirche, betete hin und wieder und kannte die Bibel ebenso gut wie die meisten anderen, doch fehlten ihm das Wissen oder die Fähigkeit, sie zu lehren. So hatte er Wolfgang Mauss damit beauftragt, ihr das Evangelium in der Mandarinsprache zu erklären. Aber nachdem Mauss sie unterrichtet und getauft hatte, mußte Struan feststellen, daß sie noch immer in die chinesische Pagode ging.
    »Warum nur gehst du dahin? Damit bist du wieder Heidin. Du verneigst dich vor Götzen.«
    »Aber für was ist die Holzschnitzerei des Herrn Jesus am Kreuz in der Kirche, ist das kein Götzenbild? Oder das Kreuz selber? Sind das alles nicht auch Götzenbilder?«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Der Buddha ist nur Symbol von Buddha. Ich bete nicht Götzen an, mein Freund. Ich bin Chinesin. Chinesen beten keine Götzen an, nur die Idee einer Statue. Wir Chinesen sind nicht dumm. Wir sind furchtbar klug in diesen Gott-Dingen. Und wieso weiß ich, daß der Herr Jesus, der ein Barbar war, die Chinesen liebt, heja?«
    »Du darfst so etwas nicht sagen! Das ist Gotteslästerung. Wolfgang Mauss hat dir in den vergangenen Monaten das ganze Evangelium erklärt. Selbstverständlich liebt Jesus alle Menschen in gleicher Weise.«
    »Warum sagen die christlichen Männer-Priester, die lange Röcke tragen und keine Frauen haben, daß andere christliche Priester, die sich wie Männer anziehen und viele Kinder zeugen, verrückt sind, heja? Master Mauss hat gesagt, früher hat es viele Kriege und viel Totschlag gegeben. Ajii jah, die Teufel in langen Röcken haben Männer und Frauen auf Scheiterhaufen verbrannt.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Es ist besser, wir ändern uns jetzt gleich, Tai-Pan. Besser, wir sind Christen in langen Röcken; wenn wir dann verlieren, werden wir nicht verbrannt. Deine Art Christen hat doch Menschen nicht verbrannt, oder hat sie, heja?«
    »Man ändert seinen Glauben doch nicht einfach nur aus dem Grund. Die Katholiken irren. Sie haben …«
    »Und ich sage dir, Tai-Pan, wir sollten lieber Christen in langen Röcken sein. Und ich finde auch, du kümmerst dich sehr aufmerksam um deinen neuen Gott Jesus, und ich kümmere mich, so gut ich kann, um den Gott Jesus, aber gleichzeitig werde ich auch unsere eigenen chinesischen Götter

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