Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
allem wenn es sich um eine Portugiesin handelt – oder du bist sehr rasch ein toter Mann – und das zu Recht. Nenn niemals einen Mann einen Schweinehund, es sei denn, du bist bereit, mit Stahl oder Kugel für deine Worte einzustehen. Und geh niemals, niemals in ein Haus, das dir nicht von einem vertrauenswürdigen Mann empfohlen wurde. Wenn du weder mich noch Robb fragen willst, dann frag Aristoteles. Auf ihn kannst du dich verlassen.«
    Sehr verstört beobachtete Culum seinen Vater, der sich mit festen, energischen Bewegungen zu Ende rasierte. Er scheint in allem so sicher zu sein, dachte Culum. Aber er hat unrecht – in vielem. Er irrt. Die Heilige Schrift ist völlig unzweideutig – die Gelüste des Fleisches sind vom Teufel gesandt. Die Liebe kommt von Gott, und der Liebesakt ohne den Willen, Kinder zu zeugen, ist nichts als Wollust. Und damit eine Sünde. Ich wollte, ich hätte eine Frau. Und könnte die Wollust vergessen. Oder eine Geliebte. Aber das verstößt gegen das Gebot Gottes.
    »Hast du dir deine Geliebte gekauft?« fragte er.
    »Ja.«
    »Wieviel hast du für sie bezahlt?«
    »Ich möchte sagen, daß dich das nichts angeht, mein Junge«, antwortete Struan freundlich.
    »Entschuldige. Ich wollte nicht aufdringlich sein – es geschah nicht aus Neugierde oder…« Culum errötete.
    »Ich weiß. Aber das ist keine Frage, die man einem anderen Mann stellt.«
    »Gewiß. Ich wollte auch nur fragen, was eine Frau eigentlich kostet, wenn man sie kauft?«
    »Das hängt von deinem Geschmack ab. Es fängt mit einem Tael an – das ist sehr wenig – und von da an aufwärts.« Struan bedauerte nicht, dieses Thema angeschnitten zu haben. Es ist schon besser, du tust es selber, sagte er zu sich, als wenn andere damit anfangen. »Übrigens, Culum, da wäre noch eins. Wir haben dein Gehalt noch nicht festgelegt. Du beginnst mit fünfzig Guineen im Monat. Das ist fast ausschließlich Taschengeld, denn für alles andere ist gesorgt.«
    »Das ist sehr, sehr großzügig«, stieß Culum hervor. »Ich danke dir.«
    »Nach fünf Monaten werden wir diesen Betrag erheblich hinaufsetzen. Sobald wir Eigentümer des Landes sind, werden wir mit dem Bauen beginnen. Lagerhäuser, das Große Haus – und natürlich auch ein Haus für dich.«
    »Das wird herrlich sein. Niemals habe ich ein Haus besessen – ich meine, niemals hatte ich auch nur ein eigenes Zimmer. Nicht einmal an der Universität.«
    »Ein Mann sollte einen Raum ganz für sich selber haben, und sei er noch so klein. Abgeschiedenheit ist sehr wichtig, wenn man einen klaren Kopf behalten will.«
    »Fünfzig Guineen im Monat sind eine Menge Geld«, sagte Culum.
    »Du wirst sie dir verdienen.«
    Das genügt, um zu heiraten, dachte Culum. Leicht. Für ihn würde es keine Freudenhäuser und keine stinkenden Eingeborenen geben. Er erinnerte sich voller Widerwillen an die drei Male, als er in das Haus gegangen war, das die Studenten der Universität vornehmlich aufsuchten und das auch ihrem Geldbeutel entsprach. Er hatte halb betrunken sein müssen, um sich wie ein Mann zu benehmen und diesen von Gestank erfüllten Raum zu betreten. Man mußte einen Schilling hinlegen und durfte dann in ein nach saurem Schweiß riechendes Bett mit einer kuhähnlichen Hure taumeln, die doppelt so alt war wie er. Und das nur, um sich von der vom Teufel gesandten Unruhe zu befreien, von dieser Plage des Mannes. Und hinterher stets die Wochen tiefer Angst, in denen man auf das Ausbrechen der Seuche wartete. Gott schütze mich und behüte mich davor, nochmals zu sündigen, dachte er.
    »Fühlst du dich auch wohl, Culum?«
    »Ja, danke. Aber ich glaube, ich werde mich vor dem Frühstück noch rasieren. Entschuldige. Ich hatte nicht die Absicht, ich meine … ich hatte vorhin nicht aufdringlich oder unverschämt sein wollen.«
    »Das weiß ich.«
    »Brock ist längsseits gekommen, Sir«, meldete der Seemann.
    »Führen Sie ihn nach unten«, sagte Struan. Dabei blickte er von dem Katalog der Grundstücke, den Robb ihm gegeben hatte, nicht auf.
    Während sie warteten, spürten Culum und Robb, wie die Spannung in der Kajüte zunahm.
    Brock kam mit einem breiten Lächeln hereingestampft. »Da sind Sie ja wirklich, Dirk. Ich hatte mir schon gedacht, daß Sie an Bord sind!«
    »Rum?«
    »Danke. Guten Morgen, Robb. Morgen, Culum.«
    »Guten Morgen«, antwortete Culum und ärgerte sich über die Furcht, die in ihm aufstieg.
    »Dieses Zeug steht Ihnen richtig gut. Werden Sie jetzt ein Seefahrer werden

Weitere Kostenlose Bücher