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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dümpelten unzählige Sampans, auf denen gefischt wurde, und im Westen drängte sich eine Menge lärmender, neugieriger Chinesen, die durch eine Kette von Soldaten am Betreten des Tals gehindert wurde.
    Das Podium der Versteigerer hatte man fünfzig Yards entfernt auf einer leichten Anhöhe errichtet, und Struan bemerkte, daß Gordon Tschen in der Nähe stand. Als er hinüberblickte, verbeugte sich sein Sohn. Struan war klar, daß der junge Mann mit ihm reden wollte und geduldig auf eine unauffällige Gelegenheit gewartet hatte. »Guten Tag, Gordon«, rief er zu ihm hinüber. »Ich habe gleich Zeit für dich.«
    »Ich danke Ihnen, Sir«, antwortete Gordon Tschen und verbeugte sich nochmals.
    Struan sah Robb mit der hochschwangeren Sarah umherschlendern. Ihr Gesicht wirkte angestrengt. Karen sprang neben ihnen herum. Struan blickte sich nach Culum um, konnte ihn aber nicht entdecken. Wahrscheinlich befand er sich noch immer an Bord des Flaggschiffes. Dann aber bemerkte er ihn, in ein Gespräch mit Glessing vertieft. Er fand es sonderbar, daß Culum ihn nicht sofort aufgesucht hatte, sobald er an Land gekommen war.
    »Entschuldigen Sie mich, Tai-Pan, Miss Sinclair«, sagte Orlow, »das wären alle.«
    »Das möchte ich hoffen, Kapitän Orlow«, rief Mary scherzend. »Wie ich höre, haben Sie während der letzten zwei Stunden nur Fässer an Land gebracht. Wollen Sie denn die ganze europäische Bevölkerung betrunken machen, Mr. Struan?«
    Struan lachte kurz auf. »Nein. Ich danke Ihnen, Käpt'n.«
    Orlow hob die Hand, um sich von Mary zu verabschieden, und betrat mit einigen Seeleuten das Zelt. Andere standen außen herum, ein paar hatten sich an den Strand gesetzt und zu würfeln begonnen. »Sie sind früh dran, Mary. Die Versteigerung beginnt erst in einer Stunde.«
    »Kapitän Glessing war so freundlich, mir seine Begleitung anzubieten«, antwortete sie. »Wollen wir ein paar Schritte gehen?« schlug sie vor.
    »Gern«, erwiderte Struan, als er eine gewisse Erregung in ihrer Stimme bemerkte. So gingen sie langsam ein Stück landeinwärts.
    Der Boden des Tals war feucht. Der Regen vom vergangenen Tag hatte Pfützen gebildet. Unterhalb des kleinen Wasserfalls wand sich ein schmaler Bach dahin. Das Summen der Fliegen und Libellen, Bienen und Mücken bildete die Untermalung für das Rauschen der Brandung. Im Sonnenschein war schon ein erster Hauch Frühling zu spüren.
    Nachdem sie sich etwas weiter von der Menge entfernt hatten, blieb Mary stehen. »Zunächst wollte ich Ihnen nur sagen, wie traurig ich über Ihren Verlust gewesen bin.«
    »Ich danke Ihnen, Mary.«
    »Ich habe noch versucht, Sie vor Ihrer Abreise nach Kanton zu sprechen.«
    »Ich erinnere mich. Es war sehr nett von Ihnen.«
    »In der vergangenen Nacht habe ich auch versucht, zu Ihnen an Bord zu kommen. Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht. Das war ein schlimmer Joss.«
    »Ja. Aber das ist nun vorbei. Überstanden.«
    »Gewiß. Aber ich sehe Ihrem Gesicht auch an, was Sie haben durchmachen müssen. Andere werden es nicht bemerken, aber ich kann es sehen.«
    »Und wie steht es bei Ihnen?« fragte er, wie stets davon verblüfft, daß Mary so alltäglich wirken konnte – so sanft, so freundlich und so brav –, obwohl sie es doch ganz und gar nicht war. Ich dürfte sie eigentlich nicht mögen, dachte er, aber trotzdem tue ich's.
    »Das Leben macht mir Spaß. Jedenfalls vorläufig.« Mary warf einen Blick zurück auf den Strand. Brock, Gorth und Nagrek Thumb, Eliza Brock und ihre Töchter stiegen gerade aus ihrem Langboot aus. »Ich freue mich, daß Sie Brock wieder geschlagen haben. Ich freue mich so sehr.«
    »Habe ich das wirklich?«
    Mary zwinkerte ihm zu. »Vierzig Lac in Silberbarren? Vier Münzen?«
    »Woher wissen Sie denn das?«
    »Sollten Sie vergessen haben, Tai-Pan, daß ich Freunde an den höchsten Stellen habe?« Sie sagte es leichthin. Aber wenn sie mit dem Tai-Pan zusammen war, verachtete sie diese ›Freunde‹.
    »Wer hat die anderen Hälften der Münzen?«
    »Soll ich versuchen, es festzustellen?«
    »Vielleicht bin ich der Meinung, daß Sie es bereits wissen.«
    »Ach, Tai-Pan, was sind Sie doch für ein Mann!« Wieder fühlte sie seine starke Anziehungskraft. »Ich weiß, wo zwei von ihnen sind. Sobald ich erfahren habe, wo die beiden anderen sind, werde ich es Ihnen sagen.«
    »Wer hat die beiden?«
    »Wie viele würden Sie behalten, wenn Sie einen so riesigen Kredit vergäben?«
    »Alle. Ja, bei Gott, alle. Jin-kwa hat

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