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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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das Frühstück für mich. Und bitten Sie Mr. Robb und Culum, mir in einer halben Stunde dabei Gesellschaft zu leisten.«
    »Es ist schon bestellt.«
    »Wo ist Mauss?«
    »An Deck.«
    »Und der junge Chinese?«
    »Bei ihm. Er folgt ihm wie ein Hund.« Orlow reichte Struan eine säuberlich geschriebene Liste. »Diese Boote sind in der vergangenen Nacht oder heute früh längsseits gekommen, um nach Ihnen zu fragen. Die Frau Ihres Bruders hat ein Boot geschickt, um ihn zu bitten, so bald wie möglich an Bord zu kommen. Kapitän Glessing hat nach Ihrem Sohn gefragt – auch Sinclair und seine Schwester haben nach ihm gefragt. Sie hat auch nach Ihnen gefragt, darum steht sie auch auf Ihrer Liste. Das Flaggschiff hat signalisiert. Ihr Sohn soll baldmöglichst an Bord kommen. Kapitän Glessing hat, als ich ihn wegschickte, wie eine Kloakenratte geflucht.«
    »Ich danke Ihnen.«
    An der Tür klopfte es.
    »Bitte?«
    »Guten Morgen, Sir!« sagte der Seemann. »Signal von der White Witch: ›Mit Vergnügen‹.«
    »Danke Ihnen, Signalgast.«
    Der Mann eilte davon. Struan reichte Orlow eine Bankanweisung über eintausend Guineen. »Mit unseren besten Glückwünschen, Kapitän.«
    Orlow las den Betrag. Er blinzelte und las ihn noch einmal. »Das ist fürstlich. Fürstlich.« Er gab das Papier zurück. »Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Mit dieser Silbermenge im Schiff war es etwas anderes. Nehmen Sie es. Sie haben es sich verdient.«
    Orlow zögerte und steckte dann die Anweisung in die Tasche. Er löste die Schlaufe des Kampfeisens und schob es nachdenklich zu den anderen aufs Regal. »Ihren Sohn«, sagte er schließlich, »sollten Sie am besten gut im Auge behalten. Große Schwierigkeiten erwarten ihn.«
    »Bitte?« Struan hob jäh den Blick von der Liste.
    »Ja.« Orlow rieb sich die Bartstoppeln.
    »Was soll das? Wieder etwas von Ihrer verteufelten Hexenkunst?«
    »Wieder etwas von meinem Zweiten Gesicht, jawohl.«
    »Was für Schwierigkeiten?« Struan wußte aus langer Erfahrung, daß Orlow nicht leichtfertig etwas voraussagte. Zu oft hatte dieser seltsame kleine Mann recht behalten.
    »Ich weiß nicht.« Ein plötzliches Lächeln erhellte sein Gesicht. »Er denkt, wenn er Tai-Pan ist, würde er mir mein Schiff wegnehmen.«
    »Dann werden Sie sich seine Achtung verdienen müssen und ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern, sonst sind Sie das Schiff los.«
    Orlow lächelte. »Jawohl. Und das werde ich tun, keine Angst.« Aber dann erstarb sein Lächeln. »Er wird an einem schlimmen Tag die Nachfolge antreten. Es wird Blut an seinen Händen sein.«
    Nach einer Pause sagte Struan: »Wessen? Meins?«
    Orlow zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Aber er wird Ihnen große Schwierigkeiten bereiten. Dessen bin ich sicher.«
    »Welcher Sohn tut das nicht?«
    »Da haben Sie recht.« Orlow dachte an seine Familie in Narvik, an seine beiden Söhne, zwei gesunde, kräftige junge Männer von rund zwanzig Jahren. Beide haßten und verachteten ihn, obwohl er sie vergötterte, ebenso wie seine Frau Leka, eine Lappin. Sie waren glücklich miteinander gewesen, bis die Söhne sie gegen ihn aufgehetzt hatten. »Ja«, sagte er und fühlte sich dabei sehr müde, »Sie haben recht. Wie gewöhnlich.«
    »Am besten, Sie schlafen jetzt ein bißchen«, riet ihm Struan. »Ich brauche Sie um acht Glasen.«
    Orlow ging hinaus.
    Lange Zeit starrte Struan ins Leere. Was für Schwierigkeiten? Wessen Blut? Warum ein ›schlimmer Tag‹? Dann wandte er seine Gedanken von dem Unbeantwortbaren ab und begnügte sich damit, an den heutigen Tag zu denken, vielleicht an den morgigen. »Du wirst mit jedem Tag immer chinesischer«, sagte er laut zu sich. Er lächelte sich selber zu und überflog noch einmal die Liste. Gorth Brock. Miss Tillman. Quance. Gordon Tschen. Skinner. Bootsmann McKay. McKay?
    »Steward!« rief er.
    »Jawohl, Sir.« Der Steward setzte den Krug mit dem heißen Wasser auf dem Waschtisch neben dem Rasierzeug ab.
    »Richten Sie Mr. Cudahy aus: Wenn Bootsmann McKay längsseits geht, soll er an Bord kommen.«
    »Jawohl, Sir.« Der Steward verschwand.
    Struan stand am Kajütenfenster. Er sah das pulsierende Leben in der chinesischen Niederlassung von Tai Ping Schan. Aber mit seinen Gedanken war er woanders: Warum war Shevaun Tillman längsseits gekommen? Wenn's jemals eine Königin gegeben hat, die allen den Kopf verdreht, dann ist sie's. Ob sie wohl Jungfrau ist? Bestimmt! Muß sie sein. Würdest du mit ihr ins Bett gehen, wenn du

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