Tai-Pan
verstoßen, oder etwa nicht?«
»Das hat der Mandschukaiser getan, sicher. Aber wir haben Taifunwetter. Da ist es besser, die Flotte zusammenzuhalten. Und fest in Ihrer Hand.«
Longstaff nahm eine Prise Schnupftabak und klopfte die Falten seiner prächtigen Weste leicht ab. »Der Admiral macht sich keine Sorgen wegen des Wetters. Aber wenn Sie es sagen.« Er nieste. »Aber wenn wir schon nicht nach Norden segeln, was machen wir denn dann?«
»Darüber reden wir morgen, wenn es Ihnen recht ist?«
»Sehr weise. Eine Sache beschlafen. Immer ein guter Rat, was? Ich freue mich, Sie wieder als Berater zu haben. Es sieht jetzt ganz danach aus, als könnten wir anfangen. Ihre andere große Geste hat mir auch riesig gefallen.« Longstaff entfernte sich heiter und zufrieden.
»Was hat er denn damit gemeint?« fragte Robb.
»Weiß ich nicht. Wahrscheinlich das Silber. Paß auf, Robb, morgen bist du es, der ihn empfängt«, sagte Struan. »Erklär ihm, was er zu tun hat.«
»Was soll denn das?« Robbs Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
»Erst die Bogue-Befestigungen einnehmen. Dann Vorstoß auf Kanton. Sofort. Kanton ein Lösegeld auferlegen. Sechs Millionen Silbertaels. Und dann, sobald der Wind günstig ist, weiter nach Norden. Genauso wie das erstemal.«
»Aber er möchte doch mit dir reden.«
»Jetzt kannst du ihn um den Finger wickeln. Er hat das Silber gesehen.«
»Mir wird er nicht so glauben wie dir.«
»In rund fünf Monaten muß er es ohnehin tun. Wie hat sich Sarah verhalten?«
»So, wie du es erwartet hast. Sie wird auf jeden Fall abreisen.« Da sich ein Brausen der Unruhe erhob, blickte Robb zum Podium hinüber. Longstaff betrat gerade die Stufen. »Du bist ihm gegenüber so nett, Dirk, obwohl er sich so verletzend und beleidigend verhalten hat. Aber ich weiß, daß du ihm jetzt die Krallen einschlägst. Stimmt doch?«
»Er ist der erste Gouverneur von Hongkong. Gouverneure bleiben vier Jahre. Also noch Zeit genug, sich mit Longstaff zu befassen.«
»Was ist mit der Kuppe?«
»Das ist doch schon beschlossene Sache.«
»Du wirst sie Brock überlassen?«
»Aber nein.«
»Meine Herren«, sagte Longstaff, zu den versammelten Kaufleuten gewandt, »ich möchte, bevor wir beginnen, hier auf die grundsätzlichen Gesichtspunkte, betreffend den Besitz von Grundstücken und deren Verwertung, hinweisen, die ich ich der Regierung Ihrer Majestät empfohlen habe.« Er begann aus einem amtlichen Schreiben vorzulesen. »Das ganze Land ist Eigentum Ihrer Majestät. Zuweisungen auf Pachtbasis sollen bei einer öffentlichen Versteigerung an denjenigen erfolgen, der die höchste jährliche Grundstückspacht bietet – die Jahrespacht ist also Gegenstand dieser Versteigerung. Die Pachtzeit beläuft sich auf neunundneunzig Jahre. Innerhalb eines Jahres ist ein Gebäude im Mindestwert von tausend Dollar zu entrichten, wobei der Dollarkurs auf vier Schilling, vier Pence festgesetzt wird. Andernfalls verfällt die Zuweisung. Die Hälfte des gebotenen Betrages ist sofort in bar zu entrichten.« Er blickte auf. »Ursprünglich hatten wir die Absicht, heute hundert Grundstücke anzubieten. Es war jedoch nicht möglich, sie alle zu vermessen. So werden rund fünfzig angeboten und der Rest so bald wie möglich. Ich habe auch empfohlen, daß Erwerber die Gelegenheit erhalten, ihre Grundstücke als freien Grundbesitz zu kaufen, sofern dies Ihrer Majestät genehm ist. Ja, und Erwerber von ›Küstengrundstücken‹ können auch Grundstücke am ›Stadtrand‹ oder draußen auf dem ›Lande‹ erhalten. Küstengrundstücke sind auf eine Breite von hundert Fuß festgelegt, Straßenfront an der Queen's Road bis hinunter zur See.« Er blickte auf und lächelte zufrieden. »Die zum Kauf angebotenen Grundstücke lassen uns schon heute eine ungefähre Vorstellung von der Anlage der künftigen Stadt gewinnen. So sind Grundstücke für das Gerichtsgebäude, für die stattlichen Behörden, für die Residenz des Gouverneurs, das Gefängnis, ein Kricketfeld, einen Marktplatz und für das Chinesenviertel vorgesehen. Ich habe unserer künftigen Stadt offiziell den Namen Queen's Town gegeben!«
Jubelrufe brachen aus.
»Ich habe heute seit langer Zeit erstmals wieder Gelegenheit, mich an Sie alle zu wenden. Wir werden es nicht leicht haben in Zukunft. Aber laßt uns nicht verzagen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Wir müssen uns selbst vor den Pflug spannen, und dann werden wir, mit Gottes gütiger Hilfe, zum Ruhme Ihrer
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