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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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flüsterte bedeutungsvoll: »Aristoteles, wollen Sie sich eine Provision verdienen? Sagen wir hundert Pfund? In Gold?«
    Sofort streckte Quance die Hand aus. »Sie können über mich verfügen. Meinen Handschlag darauf. Wen muß ich umbringen?«
    Struan lachte und erzählte ihm von dem Ball und der ihm zugedachten Rolle als Richter.
    »Um nichts in der Welt!« stieß Quance hervor. »Bin ich denn ein Narr? Wollen Sie, daß ich kastriert werde? Daß ich in ein frühes Grab sinke? Von jeder Hure in Asien zu Tode gehetzt? Geächtet? Niemals!«
    »Nur ein Mann mit Ihrem Wissen, ein Mann von Ihrem Format, von …«
    »Niemals, auf keinen Fall! Sie, ehedem mein Freund, wollen mich jetzt wegen elender hundert Pfund tödlicher Gefahr aussetzen! Ja, gewiß, tödlicher Gefahr! Nur um von allen verteufelt und gehaßt zu werden, ruiniert und vorzeitig ins Grab zu sinken … Erhöhen Sie auf zweihundert?«
    »Einverstanden!« sagte Struan.
    Quance warf seinen Hut in die Luft, tanzte einen Jig und hielt sich den Bauch. Dann zog er seine Weste aus roter Seide zurecht, hob seinen Hut auf und setzte sich ihn schief auf den Kopf. »Tai-Pan, Sie sind ein Fürst. Wer außer mir, Aristoteles Quance, würde sich an so etwas heranwagen? Wer außer mir käme für eine solche Aufgabe in Frage und wäre so vollkommen dafür geeignet? Vollkommen! Ach, prächtiger Quance! Fürst der Maler! Zweihundert. Im voraus zu zahlen.«
    »Erst nach dem Urteil.«
    »Nein. Sie könnten abreisen. Oder an einer eingebildeten Krankheit leiden.«
    »Noch von meinem Sterbebett würde ich mich erheben, um bei diesem Wettbewerb den Richter zu spielen. Tatsächlich, ich hätte mich aus freien Stücken dazu gemeldet. Ja, bei Rembrandts Blut, ich würde freiwillig hundert Guineen zahlen, und wenn ich vor Brock im Staube kriechen müßte, um sie mir von ihm zu leihen und dieses Privilegs teilhaftig zu werden.«
    »Bitte?«
    Quance warf noch einmal seinen Hut in die Luft. »Oh, welch glücklicher, glücklicher Tag! Vollkommener Quance, unsterblicher Quance. Du hast deinen Platz in der Geschichte gefunden. Unsterblicher, vollkommener Quance.«
    »Jetzt verstehe ich Sie überhaupt nicht mehr, Aristoteles«, sagte Robb. »Wollen Sie denn wirklich diese Aufgabe übernehmen?«
    Quance hob seinen Hut auf und klopfte den Sand ab. Seine Augen funkelten. »Haben Sie die Vorteile bedacht, die ein solches Amt mir einbringt? Noch nicht? Jedes Weibsbild in Asien wird – wie soll ich mich ausdrücken? – bereit sein, den Richter zu bestechen, oder etwa nicht? Und zwar vorher.«
    »Und Sie wären bereit, sich bestechen zu lassen!« sagte Struan.
    »Natürlich. Aber es wird ein ehrliches Urteil sein. Das vollkommene Urteil. Ich weiß jetzt schon, wer Siegerin wird.«
    »Wer ist es?«
    »Noch hundert Pfund? Heute?«
    »Was tun Sie nur mit all dem Geld? Robb, Cooper und ich geben Ihnen ja schon ein Vermögen. Nur wir drei allein!«
    »Geben, sagten Sie? Geben? Für Sie ist es ein besonderes Vorrecht, der Unsterblichkeit unter die Arme zu greifen. Ein Vorrecht, bei Luzifers hinterer Zitze! Übrigens, ist überhaupt kein Branntwein in diesen Fässern? Ich habe einen unsterblichen Durst.«
    »Keiner. Nicht ein Tropfen.«
    »Wie unzivilisiert! Ekelhaft!« Quance nahm noch eine Prise und erblickte dann Longstaff, der auf sie zukam. »Jetzt mache ich, daß ich wegkomme. Auf Wiedersehen, meine Freunde.« Pfeifend entfernte er sich, und als er an Longstaff vorbeiging, zog er feierlich den Hut.
    »Ach, Dirk«, sagte Longstaff, ein breites Lächeln auf dem Gesicht, »warum ist Aristoteles denn so guter Laune?«
    »Er freut sich ganz einfach nur, ebenso wie Sie, daß wir noch immer Noble House sind.«
    »Und ganz zu Recht, nicht wahr?« Longstaff war jovial und von großer Hochachtung erfüllt. »Ich habe nicht gewußt, daß es überhaupt so viel Silber in Asien gibt. Großartig, auf diese Weise zu zahlen. Würden Sie übrigens heute abend mit mir speisen? Es gibt da einige Fragen, in denen ich mir Ihre Ansichten anhören möchte.«
    »Ich fürchte, heute abend bin ich verhindert, Will. Wie wäre es mit morgen? Warum kommen Sie nicht an Bord unseres Hauptquartiers auf der Resting Cloud? Um die Mittagszeit?«
    »Mittags würde mir ausgezeichnet passen. Ganz ausgezeichnet. Ich bin so froh …«
    »Übrigens, Will, warum ziehen Sie nicht den Befehl zurück, durch den die Flotte nach Norden geschickt wird?«
    Longstaff furchte die Stirn. »Aber diese Teufel haben doch gegen unseren Vertrag

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