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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Herren?«
    Struan stieß mit dem Finger vor. »Diese Kuppe!«
    »Die … die is' gar nicht auf der Liste, Chef. Hat nichts mit mir zu tun, Chef«, fügte Hibbs hastig hinzu und stand schon im Begriff, davonzulaufen. Er sah Culum an, der regungslos dastand. »Stimmt es, Euer Ehren?«
    »Ja.« Culum zwang sich dazu, seinem Vater ins Gesicht zu blicken, und die Stille um ihn her erstickte ihn fast.
    »Warum steht sie nicht auf der Liste, mein Gott?«
    »Weil … weil sie bereits erworben wurde.« Die Haare in Culums Nacken sträubten sich, als er – wie in einem Traum – seinen Vater auf sich zukommen sah. Alle sorgfältig überlegten Worte waren aus seinem Kopf verschwunden, alle guten Gründe, die ihn dazu veranlaßt hatten, an diesem Vormittag in seiner Verzweiflung Longstaff zu erklären, sein Vater habe die Absicht, dort eine Kirche zu bauen. Zum Wohle von ganz Hongkong. Es war die einzige Möglichkeit, wollte Culum brüllen. Siehst du es nicht ein? Du hättest uns alle ruiniert. Wenn ich mit dir gesprochen hätte, hättest du mir nicht zugehört. Siehst du es nicht ein?
    »Erworben – von wem?«
    »Von mir. Für die Kirche«, stammelte Culum. »Für ein Pfund im Jahr. Die Kuppe gehört der Kirche.«
    »Du hast meine Kuppe genommen?« Die Worte waren leise, aber von gefährlicher Schärfe, und Culum witterte die Grausamkeit dahinter.
    »Für die Kirche, jawohl«, brachte er mühsam und rauh hervor. »Die … Urkunde … die Urkunde wurde heute vormittag unterzeichnet. Ich … Seine Exzellenz hat die Urkunde unterzeichnet. Unveräußerlich für alle Zeit.«
    »Du hast gewußt, daß ich dieses Land haben wollte?«
    »Ja.« Culum sah nur noch das blendende Licht, das aus den Augen seines Vaters hervorzuströmen schien, ihn durchdrang und Macht über seine Seele gewann. »Ja. Aber ich bin zu dem Schluß gelangt, es müsse der Kirche gehören. Die Kuppe gehört dem Haus Gottes.«
    »Dann hast du gewagt, meine Pläne zu vereiteln?«
    Es folgte eine beängstigende Stille. Sogar Brock war bestürzt von der Autorität, die von Struan auszustrahlen schien und die alle in ihren Bann schlug.
    Culum wartete auf den Schlag, der fallen mußte – alle wußten, daß dieser Schlag kommen mußte. Aber Struans Fäuste lockerten sich, er drehte sich nur schroff um und ging aus dem Tal hinaus.
    Brocks brüllendes Gelächter durchbrach die entsetzliche Stille, und alle zuckten unwillkürlich zusammen.
    »Still, Brock!« rief Quance. »Halt's Maul!«
    »Das werde ich auch, Aristoteles«, antwortete Brock. »Das werde ich.«
    Die Händler zerstreuten sich in kleinen, flüsternden Gruppen, und Hibbs rief mit zitternder Stimme: »Würden bitte die Herren, die gekauft haben, vortreten. Bitte, meine Herren.«
    Brock betrachtete Culum fast mitleidig. »Ich möchte behaupten, deine Tage sind gezählt, mein Junge«, sagte er. »Kennst den Teufel nicht, wie ich ihn kenne. Sieh dich vor!« Dann trat er zu Hibbs, um seine Grundstücke zu bezahlen.
    Culum zitterte. Er fühlte, wie die anderen ihn beobachteten. Er spürte auch ihre Benommenheit. Oder war es Entsetzen?
    »Um Himmels willen, warum hast du ihn nicht gefragt?« stieß Robb leise hervor, obwohl er den Schock noch kaum überwunden hatte. »Warum bloß nicht? Bevor du es getan hast?«
    »Er hätte ja doch nicht zugestimmt, oder?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht doch. Oder er hätte Brock sich festrennen lassen …« Verzagt hielt er inne. »Du mußt nichts auf das geben, was Brock vorhin zu dir gesagt hat. Er versucht nur, dir Angst einzujagen. Keinerlei Anlaß zur Sorge. Nicht der geringste.«
    »Ich glaube, Vater ist wirklich der Teufel.«
    Ein Schauer durchlief Robb unwillkürlich. »Das ist doch töricht, mein Junge. Ganz dumm. Du bist einfach überreizt. Das sind wir alle. Das Silber und … na ja, die Erregung des Augenblicks. Kein Anlaß zur Sorge. Selbstverständlich wird er es einsehen, wenn …« Robbs Worte erstarben. Dann eilte er hinter seinem Bruder her.
    Culum fiel es sehr schwer, sich auf das Nächstliegende zu konzentrieren. Der Lärm schien stärker als zuvor, aber die Stimmen drangen wie aus größerer Entfernung zu ihm, und die Farben und die Menschen erschienen ihm so seltsam. Er erblickte Mary Sinclair und ihren Bruder. Sie waren noch weit weg. Plötzlich sprachen sie mit ihm.
    »Verzeihung«, sagte er, »aber ich habe Sie nicht gehört.«
    »Ich habe nur gesagt, es sei ein schöner Platz für die Kirche.« Horatio zwang sich zu einem Lächeln. »Es gibt keinen

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