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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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weiterzusprechen. Ich verbiete es.« Er nahm sein Spitzentaschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihm plötzlich ausgebrochen war. Er hatte einen trockenen, widerlichen Geschmack im Mund.
    »Ganz Ihrer Meinung, Exzellenz«, sagte der General. »Auch möchte ich darauf hinweisen, daß dieses Problem einzig und allein von den Behörden zu entscheiden ist: Sie sollten, in Zusammenarbeit mit dem Admiral und mir, Fragen dieser Art entscheiden. Keinesfalls gehören sie zu den – Aufgaben von Kaufleuten.«
    »Sie sind so aufgeblasen, M'lord General«, rief Brock, »daß, wenn Sie hier in Kanton einen Furz lassen, er das Tor vom Tower in London wegfegt!«
    »Mr. Brock!« begann Longstaff, »Sie werden hier nicht…«
    Der General sprang hoch. »Ich wäre Ihnen dankbar, mein lieber Herr, wenn Sie derartige Bemerkungen für sich behielten.«
    »Bin nich' Ihr lieber Herr. Bin ein Chinahändler, bei Gott, und je eher Ihnen das klar wird, desto besser. Die Zeiten sind bald für immer dahin, wo meinesgleichen Ihnen den Arsch hat lecken müssen nur wegen so einem Scheißtitel, der mit ziemlicher Sicherheit aus 'ner Ehe mit so 'ner Königshure stammt, von so 'nem Königsbastard oder mit 'nem Messer in'n Rücken von 'nem König erkauft ist.«
    »Bei Gott, ich verlange Genugtuung. Meine Sekundanten werden Sie heute aufsuchen!«
    »Sie werden nichts dergleichen tun, Mylord«, entgegnete Longstaff und schlug mit der flachen Hand krachend auf den Tisch. »Wenn es zwischen Ihnen beiden hier zu Streitigkeiten kommt, schicke ich Sie beide unter Bewachung nach Hause und stelle Sie vor dem Geheimen Kronrat unter Anklage. Ich bin der Generalbevollmächtigte Ihrer Majestät in Asien, und ich bin das Gesetz. Hol mich der Teufel, aber dieses Benehmen ist höchst ungebührlich. Sie werden sich beide beieinander entschuldigen! Ich befehle es Ihnen. Sofort.«
    Der Admiral verbiß sich seine Schadenfreude. Horatio blickte ungläubig von einem zum anderen. Brock erinnerte sich widerstrebend daran, daß Longstaff über die Macht verfügte, ihm zu schaden. Außerdem wünschte er sich keineswegs ein Duell mit dem General. Er war wütend auf sich selber, daß er sich zu so offener Feindseligkeit hatte hinreißen lassen. »Ich entschuldige mich, Mylord, dafür, Sie einen Sack voll Fürze genannt zu haben.«
    »Und ich entschuldige mich, weil es mir befohlen wird.«
    »Ich glaube, wir sollten diese Sitzung vorläufig beenden.« Longstaff sagte es sehr erleichtert. »Ich danke Ihnen für Ihre Ratschläge, meine Herren. Wir werden die Entscheidung vertagen. Das wird uns allen Zeit zum Nachdenken geben, nicht wahr?«
    Der General setzte seine Bärenfellmütze auf, grüßte und eilte zur Tür. Sporen und Säbel klirrten.
    »Ach, General«, bemerkte Struan beiläufig, »wie ich höre, hat die Marine die Armee zu einem Wettkampf herausgefordert.«
    Der General blieb jäh stehen, die Hand auf der Türklinke, und bei der Erinnerung an die Bemerkungen, die der Admiral angeblich über seine Soldaten gemacht haben sollte, stieg der Zorn erneut in ihm auf. »Ja. Ich fürchte nur, es wird kein großer Kampf werden.«
    »Wieso, General«, rief der Admiral gereizt, denn nun erinnerte auch er sich der Bemerkungen, die dem General bezüglich seiner tüchtigen Teerjacken in die Schuhe geschoben wurden.
    »Weil ich behaupten möchte, daß unser Mann gewinnen wird, Mylord. Und zwar ohne allzu große Mühe.«
    »Wie wäre es, wenn dieser Kampf an dem Tag meines Balles ausgetragen würde?« schlug Struan vor. »Wir würden es uns als eine Ehre anrechnen und uns freuen, eine Börse auszusetzen. Sagen wir fünfzig Guineen.«
    »Das ist sehr großzügig, Struan, aber ich glaube kaum, daß die Armee bis dahin schon bereit ist.«
    »Einverstanden, am Tag des Balles!« rief der General hochrot. »Ich setze hundert Guineen auf unseren Mann!«
    »Abgemacht« riefen der Admiral und Brock gleichzeitig.
    »Hundert gegen jeden von Ihnen!« Der General drehte auf dem Absatz um und stolzierte hinaus.
    Longstaff schenkte sich etwas Sherry ein. »Admiral?«
    »Nein, danke, Sir. Ich glaube, ich gehe jetzt auf mein Schiff zurück.« Der Admiral griff zu seinem Säbel, nickte Struan und Brock zu, grüßte und ging hinaus.
    »Sherry, meine Herren? Horatio, wären Sie so gut, dies zu übernehmen?«
    »Gewiß, Exzellenz«, antwortete Horatio, der froh war, etwas zu tun zu haben.
    »Danke.« Brock leerte sein Glas und hielt es wieder hin. »Schmeckt ausgezeichnet. Sie haben

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