Tai-Pan
bewährt haben. Man bietet Belohnungen für Informationen an. Eingeborene sind stets bereit, für eine zugeworfene Guinee eine rivalisierende Gruppe ans Messer zu liefern. Mit dem ersten Dutzend werden wir ein Exempel statuieren, und dann haben Sie keine Schwierigkeiten mehr.«
»Hier lassen sich die in Indien gültigen Regeln nicht anwenden«, erwiderte Struan.
»Sie haben keine Erfahrung in der Verwaltung, mein lieber Sir, und so können Sie auch kaum zu diesen Dingen Stellung nehmen. Eingeborene bleiben Eingeborene, und damit hat sich's.« Der General sah Longstaff an. »Das ist für die Militärs eine einfache Sache, Sir. Da Hongkong schon bald den Status einer Garnison erhält, gehört dies in unseren Zuständigkeitsbereich. Erlassen Sie nur eine Verordnung, durch die diese Bewegung verboten wird, und wir werden für die Einhaltung der Gesetze sorgen.«
Der Admiral schnaufte. »Ich habe schon tausendmal erklärt, daß Hongkong der Jurisdiktion der Kriegsmarine zu unterstellen ist. Wenn wir die Gewässer nicht beherrschen, ist Hongkong erledigt. Daher ist die Stellung der Marine von entscheidender Bedeutung, und daher gehört dies in unsere Zuständigkeit.«
»Immer ist es die Armee, die einen Krieg entscheidet, mein lieber Admiral – ich habe schon wiederholt darauf hingewiesen. Es sind die Landschlachten, die Kriege beendigen. Ganz gewiß war es die Marine, die Bonapartes Flotten zerschlagen und Frankreich ausgehungert hat. Aber dennoch blieb noch immer die Aufgabe, diesem Konflikt ein für allemal ein Ende zu bereiten. So wie es bei Waterloo geschehen ist.«
»Ohne Trafalgar hätte es kein Waterloo gegeben.«
»Darüber ließe sich streiten, mein lieber Admiral. Nehmen Sie doch mal Asien als Beispiel. Schon bald werden wir die Franzosen und Holländer, die Spanier und Russen im Nacken haben. Sie möchten uns die uns rechtmäßig zukommende Vorherrschaft in diesem Gebiet streitig machen. Jawohl, Sie können die Schifffahrtswege beherrschen, und danken wir Gott, daß Sie es tun, aber falls Hongkong militärisch nicht unangreifbar ist, besitzt England keine Basis, von der aus es seine Flotten beschützen oder gegen den Feind zum Sprung ansetzen kann.«
»Die Hauptaufgabe Hongkongs, Mylord, besteht darin, ein Handelszentrum für Asien zu sein«, entgegnete Struan.
»Oh, ich verstehe sehr wohl die Wichtigkeit des Handels, mein guter Mann«, erwiderte der General gereizt. »Hier aber handelt es sich um die Erörterung strategischer Fragen, die Sie kaum etwas angehen.«
»Gäbe es den Handel nicht«, rief Brock, und sein Gesicht rötete sich, »hätten die Armeen und Flotten jede Daseinsberechtigung verloren.«
»Unsinn, mein guter Mann. Ich möchte Sie darauf hinweisen …«
»Strategie oder nicht«, unterbrach Struan ihn laut, »Hongkong ist eine Kolonie und fällt somit in den Zuständigkeitsbereich des Außenministers. Darüber wird die Krone entscheiden. Seine Exzellenz ist in dieser Hinsicht sehr klug vorgegangen, und ich bin davon überzeugt, er weiß, daß sowohl der Royal Navy wie der Armee der Königin eine wesentliche Rolle in der Zukunft Hongkongs zufällt. Als Marinearsenal, militärischer Stützpunkt und Handelszentrum« – er stieß Brock verstohlen unter dem Tisch an – »und als freier Hafen ist seine Zukunft gesichert.«
Brock unterdrückte einen Laut und fügte rasch hinzu: »So is' es genau! Ein freier Hafen bedeutet 'ne Menge Moneten für die Krone, das bestimmt. Und Einnahmen, um die besten Marinearsenale und die besten Kasernen der Welt zu unterhalten. Seine Exzellenz steht für die Interessen aller ein, meine Herren. Die Armee ist sehr wichtig und auch die Marine. Und ein offener Hafen wird allen Vorteile bringen. Am meisten der Königin, Gott segne sie.«
»Ganz richtig, Mr. Brock«, antwortete Longstaff. »Selbstverständlich brauchen wir die Flotte wie die Armee. Der Handel ist Englands Lebensblut, und im Freihandel liegt eine große Zukunft. Es ist unser aller Interesse, Hongkongs Entwicklung zu fördern.«
»Seine Exzellenz hat die Absicht, Asien allen zivilisierten Nationen zu öffnen, ohne Begünstigung einzelner«, fuhr Struan fort, seine Worte sorgfältig wählend. »Gibt es etwas Besseres als einen Freihafen, um das zu erreichen? Geschützt von den besten Truppen der Königin.«
»Ich bin dagegen, daß sich Ausländer auf unsere Kosten mästen«, erwiderte der Admiral schroff, und Struan lächelte verstohlen, weil er auf diesen Köder angebissen hatte. »Wir führen
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