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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und nun wußte er, daß Sergejew Seemann war. Warum wollte er das wohl verbergen?
    »Wie ich höre, ist die Krise im Mittleren Osten beigelegt worden«, sagte Sergejew.
    »Ja«, antwortete Longstaff. »Wir erhielten die Nachricht mit dem Postschiff.«
    »Ein großes Glück. Frankreich war gut beraten, als es seine militante Haltung aufgab.«
    »Die Bedeutung der Dardanellen für England liegt auf der Hand«, sagte Longstaff. »Es gereicht uns allen zum Vorteil, wenn der Friede erhalten bleibt.«
    »Es ist nur schade, daß Frankreich und Preußen anderer Meinung zu sein scheinen. Und die Habsburger. England und Rußland sind alte Verbündete, und ihre Interessen decken sich. Es ist ein beglückender Gedanke, daß wir in Zukunft enger zusammenarbeiten werden.«
    »Ja«, antwortete Longstaff ausweichend. »Allerdings liegt Paris sehr nah an London.«
    »Ist es nicht ein Jammer, daß diese glorreiche Stadt immer wieder höchst seltsame Führer zu finden scheint?« sagte Sergejew. »Ein herrliches Volk, wirklich herrlich. Aber seine Führer sind immer von Eitelkeit aufgeblasen und scheinen entschlossen, die Welt auseinanderzureißen.«
    »Das ist das große Problem, Hoheit. Europa und die Frage, wie man der Eitelkeit der Fürsten Herr werden soll. In England haben wir allerdings das Glück, ein Parlament zu besitzen, und so kann das mächtige Britannien nicht mehr um der Laune eines einzigen Mannes willen in einen Krieg hineingerissen werden.«
    »Ja. Das ist ein großartiges, rühmliches Experiment, der glänzenden Eigenschaften Ihres Landes würdig, Sir. Aber es ist nicht auf alle Nationen übertragbar. Waren es nicht die alten Griechen, die zu dem Schluß gelangten, die vollkommenste Staatsform sei eine menschenfreundliche Diktatur? Die Herrschaft eines einzigen Mannes?«
    »Menschenfreundlich, das wohl. Aber doch gewählt. Nicht ein Herrscher von Gottes Gnaden.«
    »Wer vermag mit absoluter Sicherheit zu sagen, daß es ein Gottesgnadentum nicht gibt?«
    »Ach, Hoheit«, entgegnete Longstaff, »niemand bezweifelt die Existenz Gottes. Bezweifelt wird nur das Recht eines Königs zu tun, was ihm beliebt, wann es ihm beliebt, ohne nach dem Willen des Volkes zu fragen. Wir blicken auf eine lange Reihe englischer Könige von ›Gottes Gnaden‹ zurück, die wir nicht als unfehlbar erkannt haben. Die Fehler eines Führers sind etwas sehr Unangenehmes. Sie kosten das Blut zahlloser anderer Menschen.«
    Sergejew lachte leise vor sich hin. »Mir gefällt der Humor der Engländer.« Er sah Struan an. »Sie sind Schotte, Mr. Struan?«
    »Nein, Brite. Heute gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Schotten und Engländern.« Er trank einen Schluck Wein. »Wir sind es müde geworden, den Engländern die Rinder zu stehlen. Da haben wir es für besser gehalten, uns das ganze Land in die Tasche zu stecken, haben Schottland verlassen und sind nach Süden gezogen.«
    Alle lachten und tranken.
    Longstaff bemerkte belustigt, daß Monsey, von Struans Ungezwungenheit beunruhigt, während des ganzen Mahles geschwiegen hatte.
    »Was meinen Sie, Mr. Struan?« fragte Sergejew. »Könnten Sie Noble House leiten, wenn Sie sich mit einem ›Parlament‹ auseinandersetzen müßten?«
    »Nein, Hoheit. Aber ich reiße nur eine Firma in einen Konflikt oder in einen Konkurrenzkampf mit anderen Kaufleuten hinein. Ich setze nur mich selber und mein Unternehmen aufs Spiel, aber nicht das Leben anderer.«
    »Trotzdem ist jetzt ein Krieg mit China ausgebrochen. Weil der Heide die Kühnheit hatte, Ihren Handel zu stören. Trifft das den Kern der Sache?«
    »Nur zum Teil. Denn natürlich habe nicht ich entschieden, daß Krieg geführt wird.«
    »Natürlich. Ich wollte damit nur deutlich machen, daß Sie das Recht für sich in Anspruch nehmen, ein großes Handelsunternehmen ganz allein zu leiten, und das ist auch zweifellos das Wirksamste. Die Herrschaft eines Mannes. Sie ist richtig für ein Handelsunternehmen, eine Flotte, eine Nation.«
    »Gewiß. Vorausgesetzt, man hat Erfolg«, erwiderte Struan und zog die Sache damit ins Scherzhafte. Dann fügte er ernst hinzu: »Vielleicht ist ein parlamentarisches Regierungssystem gegenwärtig nicht das Richtige für Rußland – auch nicht für einige andere Länder, aber ich bin davon überzeugt, daß diese Erde erst dann in Frieden leben wird, nachdem alle Nationen die parlamentarische Regierungsform der Engländer angenommen, alle Menschen das Stimmrecht haben und es keinem einzelnen mehr möglich ist, allein das

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