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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Schicksal einer Nation zu bestimmen, sei es von Gottes Gnaden oder auf Grund der Stimmabgabe einer dummen Wählerschaft.«
    »Da gebe ich Ihnen recht«, antwortete Sergejew. »Ihre Theorie ist ganz richtig, sie hat aber einen schwachen Punkt. Sie geht von der Voraussetzung einer aufgeklärten Weltbevölkerung aus – alle gleich gut ausgebildet, alle in gleichem Wohlstand lebend –, aber so etwas gibt es eben nicht. Sie sollten einmal durch Rußland reisen und sich davon überzeugen, daß es das nicht gibt. Und Sie berücksichtigen die nationalistischen Tendenzen und die Glaubensunterschiede nicht. Wenn Sie hinzufügen, ›bis alle Nationen christlich sind‹, dann kämen Sie der Wahrheit um einiges näher. Und doch – können Sie sich vorstellen, daß französische Katholiken mit protestantischen Engländern einer Meinung wären? Oder sehen Sie etwa, wie die russische orthodoxe Kirche mit spanischen Jesuiten einer Meinung sein könnte? Oder gar, wie alle diese Menschen mit den Massen ungläubiger Mohammedaner und diese mit den unglückseligen Juden übereinstimmen könnten und alle zusammen wiederum mit Götzendienern und Heiden?«
    Struan tat einen tiefen Atemzug. »Ich freue mich, daß Sie diese Frage aufgeworfen haben«, erklärte er und verfiel dann in Schweigen.
    »Wie ich sehe, wird es viele interessante Diskussionen geben«, sagte Longstaff leichthin. »Etwas Tee, Hoheit? In einer Stunde findet ein Wettkampf statt. Vielleicht hätten Sie Lust, ihn sich anzusehen, falls Sie nicht zu müde sind? Es scheint ein recht spannender Kampf zu werden. Die Marine gegen die Armee.«
    »Mit Freuden, Exzellenz. Auf wen setzen Sie? Ich setze dann auf die Gegenseite.«
    »Eine Guinee auf die Marine.«
    »Einverstanden.«
    Nach dem Essen gab es Tee und Zigarren, und schließlich geleitete Monsey den Großfürsten auf das Postschiff zurück. Longstaff entließ die Stewards.
    »Meiner Ansicht nach sollte eine Fregatte sofort ganz ›zufällig‹ eine Reise nach Singapur unternehmen«, sagte er zu Struan.
    »Ich hatte genau den gleichen Gedanken, Will. Außerdem versteht er etwas von der Seefahrt, dessen bin ich sicher.«
    »Ja. Das war sehr gerissen von Ihnen, Dirk.« Longstaff spielte mit seiner Teetasse. »Und er ist ein äußerst schlauer Bursche. Ein solcher Mann würde wahrscheinlich mit amtlichen Schriftstücken sehr vorsichtig umgehen.«
    »Genau das habe ich mir auch gedacht.«
    »Ich war sehr gern in St. Petersburg. Nur die vielen Stunden in der Schule! Ich mußte Russisch lesen und schreiben lernen, selbstverständlich auch Französisch. Russisch ist eine sehr schwierige Sprache.«
    Struan schenkte sich etwas Tee ein. »Wettkämpfe haben Sie niemals gemocht, nicht wahr, Will?«
    »Richtig. Ich glaube, ich werde ihn nur an Land begleiten und dann an Bord zurückkehren. Einen kleinen Mittagsschlaf halten.« Longstaff lachte. »Mich auf das nächtliche Fest vorbereiten, meinen Sie nicht?«
    Struan erhob sich. »Und ich sollte besser über einige Samenkörner der Unzufriedenheit nachdenken, die ich selber ausstreuen werde.«
    Als die Stewards den Tisch abdeckten, starrte Longstaff versonnen auf die Teeblätter in seiner Tasse. »Nein«, sagte er zum Steward und hielt seine Tasse und die Teekanne fest. »Sorgen Sie dafür, daß ich nicht gestört werde. Wecken Sie mich in einer Stunde.«
    »Jawohl, Sir.«
    Er unterdrückte ein Gähnen. In der Stille der Kajüte hing er seinen Gedanken nach. Wahrhaftig, ich bin froh, daß Sergejew hier ist. Nun können wir uns ein wenig des Lebens freuen. In der Fechtkunst der Diplomatie. Ausfall und Parade. Jetzt käme es darauf an, festzustellen, wes Geistes Kind er ist. Und dabei den unaufhörlichen Ärger mit der Kolonie vergessen – die verfluchten Händler und den verfluchten Kaiser der verfluchten Heiden, diesen verdammten Haufen von Dieben.
    Er öffnete die Tür zu seiner Schlafkammer und streckte sich behaglich in der Koje aus, die Hände hinter dem Kopf gefaltet. Was hatte Dirk doch gesagt? fragte er sich. Ach ja, Samenkörner der Unzufriedenheit. Nicht dumm, es so zu nennen. Was für Samenkörner könnten wir aussäen? Erschreckende Andeutungen über Chinas Macht? Über seine riesige Bevölkerung? Oder daß die Regierung Ihrer Majestät das ganze Land an sich reißen würde, falls sich irgendeine andere Macht einmischte? Die Schwierigkeiten beim Opiumhandel? Beim Tee?
    Er hörte das Getrampel von Füßen an Deck, als die Wache abgelöst wurde und die Kapelle der Marine zu

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