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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Einer wird ohnehin vorher in die Knie gehen, solange kann keiner auf den Beinen bleiben. Aber wenn beide bei der einundfünfzigsten Runde noch immer an der Linie antreten, werfen wir zusammen das Handtuch, was? Erklären den Kampf für unentschieden. Hibbs kann das Urteil dann verkünden.«
    »Einverstanden. Aber Ihr Mann wird es nicht durchstehen.«
    »Noch weitere hundert Guineen, daß er es durchsteht!«
    »Abgemacht!«
    »Eine Wette, Mr. Struan?« fragte der Großfürst, als der Admiral und der General sich verbissen abwandten und Hibbs ein Zeichen machten. »Sie nennen den Einsatz und suchen sich den Mann aus.«
    »Sie sind unser Gast, Hoheit, so steht es Ihnen zu, Ihre Wahl als erster zu treffen. Und als Einsatz, wenn es Ihnen genehm ist, eine Frage – beantwortet von dem Verlierer, heute abend unter vier Augen. Vor Gott.«
    »Welche Art von Frage?« erkundigte sich Sergejew vorsichtig.
    »Irgend etwas, das der Sieger zu wissen wünscht.«
    Es reizte den Großfürsten, aber dennoch erfüllten ihn böse Ahnungen. Es war eine ungeheuerliche Wette, aber eine, die es wert war. Es gab vieles, was er vom Tai-Pan vom Noble House gern erfahren hätte. »Abgemacht!«
    »Welcher von beiden ist Ihr Mann?«
    Sergejew deutete sogleich auf Bootsmann Grum. »Ich setze meine Ehre auf ihn!« Und noch im gleichen Atemzug brüllte er dem Seemann zu: »Bring ihn um, bei Gott!«
    Der Kampf ging Runde um Runde weiter. Dreiundvierzig, vierundvierzig. Fünfundvierzig, sechsundvierzig. Siebenundvierzig, achtundvierzig, neunundvierzig. Die Zuschauer waren nun fast ebenso erschöpft wie die Kämpfer.
    Schließlich stürzte der Soldat zu Boden. Er fiel um wie eine gefällte Eiche, und das dumpfe Krachen seines Sturzes dröhnte über den Strand hin. Benommen vom Schmerz drosch der Seemann noch in der Luft herum und suchte kraftlos seinen Gegner. Dann ging auch er zu Boden und blieb ebenfalls regungslos liegen. Die Betreuer schleppten die Männer in ihre Ecken, die halbe Minute verstrich, die Armee schrie ihren Mann an, sich zu erheben; der General trommelte mit seinen Fäusten auf den Boden des Kampfrings und flehte mit gerötetem Gesicht Tinker an: »Steh auf, um Himmels willen, Mann, steh auf!« Und der Admiral war ebenso rot angelaufen wie Grum, als dieser sich unter größter Kraftanstrengung erhob und schwankend in der Ecke stand. »Ran an die Linie, Mann, ran an die Linie!« Struan bemühte sich, den Soldaten aufzumuntern, während der Großfürst in einem Wortschwall aus Russisch, Französisch und Englisch den Seemann anzufeuern suchte, wieder an die Linie zu treten.
    Beide Kämpfer wußten voneinander, daß sie erschöpft waren. Beide taumelten sie zur Linie vor und bleiben schwankend dort stehen. Arme und Beine waren wie abgestorben. Trotzdem hoben beide ihre Arme und versuchten zuzuschlagen. Aber alle Kraft hatte sie verlassen, und sie stürzten zu Boden.
    Letzte Runde.
    Die Menge tobte, denn offensichtlich war keiner der Kämpfer imstande, nach einer halben Minute seine Ecke zu verlassen und zur Grundlinie zurückzukehren.
    Die Glocke ertönte, und wieder breitete sich unheimliche Stille aus. Die Kämpfer zogen sich mühsam hoch, blieben in den Seilen hängen und standen schwankend in ihren Ecken. Der Seemann wimmerte auf und machte den ersten qualvollen Schritt auf die Linie zu. Nach einer atemlosen Ewigkeit den zweiten. Noch immer stand der Soldat fröstelnd, schwankend und dem Zusammenbruch nah in seiner Ecke. Dann hob er kläglich einen Fuß, und tosender Lärm brach los – die Männer forderten stürmisch die Fortsetzung des Kampfes, sie flehten beteten, fluchten, und alle diese Stimmen brandeten zu einem letzten Gebrüll hoch, als beide Männer Schritt für Schritt vorwärts taumelten. Plötzlich schwankte der Soldat hilflos hin und her. Fast wäre er ausgerutscht, und auch der General wäre beinahe zusammengebrochen. Dann torkelte der Seemann wie betrunken, und nun war es der Admiral, der die Augen schloß und betete, während ihm der Schweiß übers Gesicht strömte.
    Ein Höllenlärm brach aus, als beide Männer an die Grundlinie traten und die Handtücher über die Seile flogen. Erst als der Ring nur noch ein Gewühl von Männern war, die wie entfesselt auf- und niedersprangen, dämmerte es den Kämpfern, daß die Schlägerei endgültig ihr Ende gefunden hatte. Und nun erst überfiel sie der Schmerz wie ein wildes Tier. Sie wußten nicht, ob sie Sieger waren oder Besiegte, ob lebendig oder tot, ob dies alles nur ein

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