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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nächsten Jahr Culum, ihr zweiter Sohn, geboren wurde, begann auch er zu kränkeln. So hatte Struan seine Familie in die Heimat zurückgeschickt. Alle drei oder vier Jahre war er auf Urlaub dorthin zurückgekehrt. Ein paar Monate war er in Glasgow mit ihnen zusammen, und dann reiste er wieder in den Osten zurück. Dort gab es viel zu tun, das Unternehmen mußte erst aufgebaut werden – Noble House.
    Ich bereue nicht einen Tag, sagte er zu sich. Nicht einen Tag. Ein Mann muß in die Welt hinaus und mit aller Kraft versuchen, etwas aus ihr und sich selber zu machen. Liegt nicht darin der Sinn des Lebens? Wenn Ronalda auch eine großartige Frau ist und ich meine Kinder liebe, muß ein Mann doch tun, was er zu tun hat. Wozu sonst sind wir geboren? Wenn der Grundherr der Struans nicht alle Ländereien des Clan an sich gerissen, sie eingezäunt und uns hinausgedrängt hätte, uns, seine Verwandten, die dieses Land seit Generationen bebaut hatten, so hätte ich ein Kleinpächter werden können wie vor mir schon mein Vater. Und ich wäre zufrieden damit gewesen. Aber er hat uns in ein stinkendes Elendsviertel in Glasgow abgeschoben, hat alles Land für sich genommen, um Earl of Struan zu werden, und den Clan zerschlagen. Fast verhungert sind wir. Und ich bin zur See gegangen, und der Joss hat uns gerettet. Jetzt geht es der Familie gut. Allen. Weil ich zur See gegangen bin. Und weil ich Noble House gegründet habe.
    Struan hatte sehr rasch gelernt, daß Geld Macht bedeutete. Und er würde seine Macht gebrauchen, um den Earl of Struan zu vernichten und einen Teil der Ländereien des Clan zurückzukaufen. Nein, er bereute nichts in seinem Leben. Er hatte China gefunden, und China hatte ihm gegeben, was seine Heimat ihm niemals hätte geben können. Nicht etwa nur Reichtum – Reichtum um seiner selbst willen war etwas Unanständiges. Sondern Reichtum und eine Aufgabe für den Reichtum. Er stand in Chinas Schuld.
    Und er wußte: Auch wenn er jetzt nach Hause zurückkehrte, Mitglied des Parlaments und Kabinettsminister würde, dem Earl das Genick bräche und Hongkong als Juwel in die britische Krone einfügte – er würde stets zurückkehren. Denn sein eigentliches Vorhaben – vor allen geheimgehalten, beinahe sogar vor sich selber – würde Jahre zu seiner Verwirklichung brauchen.
    »Niemals hat man Zeit genug.« Er blickte zum hoch aufragenden Berg empor: »Wir werden ihn den ›Peak‹ nennen«, sagte er in Gedanken verloren, und wieder überkam ihn dieses seltsame Gefühl, daß die Insel ihn haßte und seinen Tod wünschte. Er konnte den Haß um sich her spüren und fragte sich verwundert: Warum?
    »In sechs Monaten regierst du im Noble House«, fuhr er mit rauher Stimme fort.
    »Das kann ich nicht. Nicht allein.«
    »Ein Tai-Pan ist immer allein. Das ist das Schöne und das Schlimme dran.« Über Robbs Schulter hinweg sah er den Bootsmann nahen. »Was ist, Mr. McKay?«
    »Bitte um Verzeihung, Sir. Darf ich die Extraration Rum an die Leute ausgeben?« McKay war ein untersetzter, klobiger Mann, der das Haar zu einem dünnen, mit Teer gesteiften Zopf geflochten trug.
    »Richtig. Eine doppelte für alle Mann. Und richten Sie alles her wie vorgesehen.«
    »Zu Befehl, Sir.« McKay eilte davon.
    Struan wandte sich Robb wieder zu, und Robb wurde sich nur der seltsam grünen Augen bewußt, die ein Licht über ihn auszustrahlen schienen. »Am Ende des Jahres schicke ich Culum hinaus. Bis dahin hat er die Universität hinter sich gebracht. Ian und Lechie gehen zur See, dann kommen sie nach. Bis dahin ist auch dein Junge – Roddy – alt genug. Gott sei Dank haben wir genug Söhne, die unsere Arbeit fortsetzen können. Bestimme einen von ihnen zu deinem Nachfolger. Der Tai-Pan muß stets den auswählen, der ihm folgen soll – und den Zeitpunkt festlegen.« Dann wandte er dem chinesischen Festland, als sei es endgültig, den Rücken und sagte: »Sechs Monate!« Damit entfernte er sich. Robb blickte ihm nach, haßte ihn plötzlich, haßte sich selber und die Insel. Er wußte, daß er als Tai-Pan versagen würde.
    »Würden Sie uns bei einem Umtrunk Gesellschaft leisten, meine Herren?« rief Struan einer Gruppe von Kaufleuten zu. »Ein Hoch auf unsere neue Heimat? Dort haben wir Branntwein, Rum, Bier, trockenen Südwein, Whisky und Champagner.« Er deutete auf sein Langboot, wo seine Leute kleine Fässer ausluden und Tische aufstellten. Andere schleppten sich mit kaltem, gebratenem Fleisch ab – Hühnern und Schweinskeulen, zwanzig

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