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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zwanzigtausend?«
    »Was wir hier tun, ist allen Gerichtshöfen in England genau bekannt.«
    »Ihr ›Handel‹ bringt nur Schande über diese Flagge.«
    »Sie sollten lieber Gott für diesen Handel auf den Knien danken. Ohne ihn gäbe es in England weder Tee noch Seide, dafür aber so viele Arme, daß es daran verrecken könnte.«
    »Ganz richtig, Dirk«, rief Brock. Dann wandte er sich wieder gegen Glessing. »Sollten es sich lieber in Ihren Schädel einhämmern, daß es ohne Kaufleute kein Britisches Empire und keine Steuereinnahmen geben würde, um überhaupt Kriegsschiffe und Pulver zu kaufen.« Er musterte Glessings tadellose Uniform, die weißen Kniehosen, die weißen Strümpfe, die Schnallenschuhe und den Dreispitz. »Und auch keine Moneten, um Firlefanz für Kapitäne zu bezahlen!«
    Die Marinesoldaten zuckten zusammen, und einige von den Soldaten lachten verstohlen.
    »Danken Sie lieber Gott für die Royal Navy. Ohne sie gäbe es nämlich keine Orte, an denen Sie Handel treiben könnten.«
    Auf dem Flaggschiff krachte der Signalschuß. Glessing wandte sich kurz um und schritt zum Flaggenmast.
    »Präsentiert das Gewehr!«
    Er holte die Proklamation hervor, und tiefe Stille senkte sich über die Versammelten. Nachdem sich sein Zorn ein wenig gelegt hatte, begann er zu lesen: »Befehl Seiner Exzellenz, des Ehrenwerten William Longstaff, Generalbevollmächtigter Ihrer Britannischen Majestät Königin Victoria für den Handel in China. In Übereinstimmung mit dem Dokument, das unter der Bezeichnung ›Vertrag von Tschuenpi‹ aktenkundig ist, am 20. Januar dieses Jahres Unseres Herrn von Seiner Exzellenz im Namen der Regierung Ihrer Majestät und von Seiner Exzellenz Ti-sen, dem Bevollmächtigten Seiner Majestät Tao Kuang, des Kaisers von China, unterzeichnet, nehme ich, Kapitän Glessing von der Königlichen Marine, hiermit diese Insel Hongkong im Namen Ihrer Britannischen Majestät, Ihrer Erben und Rechtsnachfolger unbehindert und auf alle Zeit am heutigen Tag, dem 26. Januar, im Jahr Unseres Herrn 1841 in Besitz. Der Boden dieser Insel ist nunmehr englischer Boden. Gott schütze die Königin!«
    Der Union Jack an der Spitze des Flaggenmastes entrollte sich und flatterte, die Ehrenwache der Marinesoldaten feuerte Salut. Dann donnerten die Geschütze auf allen Schiffen der Flotte, und der Wind trug den scharfen Geruch von Schießpulver herüber. Die Männer am Strand brachten drei Hochrufe auf die Königin aus.
    Jetzt ist es soweit, dachte Struan. Nun ist uns der Kurs vorgezeichnet. Jetzt können wir anfangen. Er verließ die Gruppe und ging zum Wasser hinunter. Zum erstenmal wandte er der Insel den Rücken und blickte über den großen Hafen zum Land auf der anderen Seite hinüber: zum chinesischen Festland, das nur tausend Yards entfernt lag.
    Die niedrige Halbinsel drüben, mit neun breit hingeduckten Hügeln, sprang in den Hafen vor, der sich links und rechts von ihr ausbreitete. Sie hieß ›Kau-lung‹ – von den Händlern ›Kaulun‹ ausgesprochen – ›Neun Drachen‹. Und nach Norden hin dehnte sich die grenzenlose, unbekannte Weite Chinas.
    Struan hatte sämtliche Bücher der drei Europäer gelesen, die in China gewesen und von dort zurückgekehrt waren: Marco Polo vor fast sechshundert Jahren und zwei katholische Priester, die vor zweihundert Jahren nach Peking hatten reisen dürfen. Diesen Büchern war fast nichts zu entnehmen.
    Zweihundert Jahre lang waren keine Europäer nach China eingelassen worden. Einmal war Struan – unter Verletzung der Gesetze –, als er in der Nähe von Swatow Opium verkaufte, eine Meile Landes ins Innere vorgestoßen. Aber die Chinesen hatten sich feindselig gezeigt, und er war nur von seinem Bootsmann begleitet gewesen. Es war aber nicht die Feindseligkeit, die ihn zur Rückkehr veranlaßt hatte, sondern ganz einfach die ungeheure Zahl der Menschen und die grenzenlose Weite. Allmächtiger Gott! dachte er. Von dem ältesten und am dichtesten bevölkerten Land der Erde wissen wir gar nichts. Wie sieht es in seinem Innern aus?
    »Kommt eigentlich Longstaff an Land?« fragte Robb, der zu ihm getreten war.
    »Nein, mein Junge. Seine Exzellenz hat Wichtigeres zu tun.«
    »Was denn?«
    »Er muß lesen und Berichte schreiben. Und außerdem vertrauliche Vereinbarungen mit dem Admiral treffen.«
    »Und wozu?«
    »Um den Opiumhandel für ungesetzlich zu erklären.« Robb lachte auf.
    »Das ist kein Scherz. Deswegen hat er mich sprechen wollen – zusammen mit dem Admiral. Er

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