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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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war…
    Aber Wolfgang Mauss wußte, daß es für ihn keine Umkehr gab, daß in dem Augenblick, in dem er begonnen hatte, Struan zu dienen, der Frieden ihn verlassen und die Bedürfnisse seines Körpers ihn überwältigt hatten. Aber was ich getan habe, war gewiß richtig, o mein Gott. Es gab gar keine andere Möglichkeit, nach China zu gelangen.
    Er öffnete die Augen und blickte hilflos um sich. »Ich beklage es, verzeiht mir, aber ich finde die Worte nicht. Ich sehe sie vor mir, große Worte, um Ihn euch nahezubringen, wie ich Ihn einst kannte, aber diese Worte vermag ich nicht mehr auszusprechen. Verzeiht mir. O Herr, segne diese Insel. Amen.«
    Struan ergriff ein volles Glas Whisky und reichte es Mauss. »Ich finde, das haben Sie sehr gut gesagt. Ein Hoch, meine Herren. Ein Hoch auf die Königin!«
    Sie tranken, und Struan ließ ihre Gläser erneut füllen.
    »Wenn Sie gestatten, Kapitän Glessing, möchte ich Ihren Leuten einen Trunk anbieten. Selbstverständlich auch Ihnen ein Glas. Ein Hoch auf die neueste Besitzung der Königin! Sie sind heute in die Geschichte eingegangen.« Zu den Kaufleuten gewandt rief er: »Wir sollten dem Kapitän eine Ehre erweisen. Nennen wir diesen Strand ›Glessing's Point‹.«
    Stürmischer Beifall folgte seinen Worten.
    »Inseln oder dem Teil einer Insel Namen zu geben, ist das Vorrecht des rangältesten Offiziers«, erwiderte Glessing.
    »Ich werde es Seiner Exzellenz gegenüber erwähnen.«
    Glessing nickte unverbindlich und rief dem Stabswachtmeister barsch zu: »Seeleute ein Schluck, gestiftet von Struan & Co. Marinesoldaten nichts. Rührt euch!«
    Trotz seines Zornes auf Struan vermochte Glessing doch einen gewissen Stolz bei der Vorstellung nicht zu unterdrücken, daß sein Name, solange es eine Kolonie Hongkong gäbe, nicht in Vergessenheit geraten würde. Denn Struan hatte noch niemals etwas leichtfertig hingesagt.
    Es wurde auf Hongkong getrunken, und es wurden drei Hochrufe ausgebracht. Dann nickte Struan dem Dudelsackspieler zu, und die Melodie des Struanclans klang über den Strand hin.
    Robb trank nichts. Struan nippte an einem Glas Branntwein und ging durch die Menge, wobei er diejenigen begrüßte, die er zu begrüßen wünschte, und den anderen nur zunickte.
    »Du trinkst nicht, Gordon?«
    »Nein, danke, Mr. Struan.«
    Gordon Tschen verneigte sich nach Art der Chinesen, sehr stolz darauf, angesprochen worden zu sein.
    »Wie steht es bei dir?«
    »Sehr gut, danke, Sir.«
    Der Bursche hat sich zu einem netten jungen Mann gemausert, dachte Struan. Wie alt ist er jetzt? Neunzehn. Wie schnell die Zeit vergeht.
    Voller Zärtlichkeit dachte er an Kai-sung, die Mutter des Jungen. Sie war seine erste Geliebte gewesen und sehr schön. Ajiii jah, sie hat dich eine Menge gelehrt.
    »Wie geht es deiner Mutter?« fragte er.
    »Es geht ihr ausgezeichnet.« Gordon Tschen lächelte. »Sie läßt Ihnen sagen, daß sie stets für Ihre Sicherheit betet. Jeden Monat verbrennt sie Joss-Stäbchen Ihnen zu Ehren in der Pagode.«
    Struan fragte sich, wie sie jetzt wohl aussehen mochte. Er hatte sie seit siebzehn Jahren nicht mehr gesehen, konnte sich aber ihres Gesichts sehr deutlich entsinnen. »Grüße sie herzlich von mir.«
    »Sie tun ihr zuviel Ehre an, Mr. Struan.«
    »Tschen Scheng hat mir erzählt, daß du fleißig bei ihm arbeitest und ihn sehr unterstützt.«
    »Er ist mir gegenüber allzu gütig, Sir.«
    Tschen Scheng war keinem Menschen gegenüber gütig, der nichts weiter tat, als sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Tschen Scheng ist ein alter Dieb, dachte Struan, aber ohne ihn wären wir wahrhaftig verloren.
    »Du könntest keinen besseren Lehrmeister haben als Tschen Scheng. In den nächsten Monaten wird es viel zu tun geben. Wir werden so manchem etwas Geld in die Hand drücken müssen und dafür kleine Gegenleistungen erwarten dürfen.«
    »Ich hoffe, Noble House nützlich sein zu können, Sir.«
    Struan spürte, daß sein Sohn etwas auf dem Herzen hatte, aber er nickte nur freundlich und ging weiter. Er wußte, daß Gordon, wenn die Zeit reif war, eine Gelegenheit finden würde, ihm davon zu sprechen.
    Gordon Tschen verbeugte sich, begab sich dann einen Augenblick später zu einem der Tische und wartete höflich im Hintergrund, bis er Platz fand. Er wußte, daß sich viele Blicke auf ihn richteten, aber es störte ihn nicht. Solange Struan der Tai-Pan war, hatte er nichts zu befürchten. Die Kaufleute und Matrosen hatten sich über den Strand verstreut, rissen die

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