Tai-Pan
befassen, bei Gott!«
»Du hast es wohl auch eilig«, sagte Struan.
»Ich habe es sehr eilig.« Sie trat aus ihrer seidenen Hose. Ihre Ohrringe klimperten wie Glöckchen. »Und du tust besser, es mächtig und sehr schnell auch eilig zu haben.«
Er betrachtete sie und bemühte sich, durch nichts zu verraten, wie glücklich er war. Ihr Leib war von der Schwangerschaft hübsch gerundet. Er nahm sie rasch in die Arme, küßte sie leidenschaftlich, legte sie aufs Bett und ließ sie unter seinem Gewicht ein wenig aufstöhnen. »Sei vorsichtig, Tai-Pan«, stieß sie atemlos hervor. »Ich bin keine von deinen beknochten, bebusten barbarischen Riesinnen! Küssen beweist überhaupt nichts. Herunter mit der Kleidung, dann werden wir schon Wahrheit wissen!«
Wieder küßte er sie. Dann sagte sie mit veränderter Stimme: »Zieh aus Kleidung.«
Er stützte sich auf seinen Ellbogen auf und blickte auf sie hinunter; dann rieb er seine Nase an der ihren, aber nun scherzte er nicht länger. »Wir haben jetzt keine Zeit. Ich muß zu einer Verlobungsfeier und du mußt packen.«
»Warum packen?« fragte sie bestürzt.
»Du ziehst auf die Resting Cloud um.«
»Warum?«
»Unsere fêng schuis hier sind böse, meine Kleine.«
»Oh, gut, oh, sehr furchtbarlich gut!« Sie schlang die Arme um ihn. »Wahrhaftig von hier weg? Für immer?«
»Ja.«
Sie küßte ihn, entwand sich seinen Armen und begann sich anzuziehen.
»Ich hatte geglaubt, du wolltest mit mir ein hübsches Liebesspiel spielen«, sagte er.
»Pah! Für was ist das Beweis? Ich kenne dich zu gut. Selbst wenn du Hure hattest, bist du eine Stunde später Stier genug, um zu heucheln und über die Augen deiner armen, alten Mutter Watte zu ziehen.« Sie lachte und schlang erneut die Arme um ihn. »Oh, wie gut, die bösen fêng schuis zu verlassen. Ich packe eilig, eilig.«
Sie rannte zur Tür und kreischte: »Ah Sam-ahhh!« Besorgt kam Ah Sam herbeigelaufen, von Lim Din gefolgt, und nach einem tumultartigen Geschrei und Geschwätz eilten Ah Sam und Lim Din davon, wobei sie die Götter in grenzenloser, lärmender Erregung anriefen. May-may kam zurück, setzte sich aufs Bett und fächelte sich. »Ich packe!« rief sie fröhlich. »Und jetzt helfe ich dir ausziehen.«
»Danke, aber das kann ich noch allein.«
»Dann sehe ich zu. Und schrubbe dir Rücken. Das Bad schon warten. Ich bin so sehr froh und glücklich, daß du beschlossen hast, wegzuziehen.« Während er sich auszog, plapperte sie überschwenglich weiter. Er badete, und sie rief nach warmen Badetüchern, und als sie gebracht wurden, trocknete sie ihm den Rücken. Und die ganze Zeit über fragte sie sich, ob er wohl noch bei einer Hure gewesen sei, nachdem er für den komischen kleinen Maler, der ein so schönes Porträt von ihr gemalt hatte, alles in Ordnung gebracht hatte. Nicht daß es mir etwas ausmachte, sagte sie zu sich, während sie ihn kräftig abrieb. Nur soll er nicht in eins dieser Häuser gehen. Auf keinen Fall. Sehr schlecht für sein Gesicht. Und sehr schlecht für mein Gesicht. Sehr schlimm. Schon bald werden diese dreckigen Hundefleisch-Bediensteten Gerüchte ausstreuen, daß ich meinem Mann nichts mehr zu bieten habe. O Götter, bewahrt mich vor gemeinem Geschwätz und ihn vor gemeinen Dirnen aller Art.
Es dämmerte, bevor sie, Ah Sam und Lim Din fertig waren, und sie fühlten sich alle von der Erregung und dem atemberaubenden Gehetze eines solchen Aufbruchs erschöpft. Kulis brachten das Gepäck weg. Ein paar warteten geduldig neben der geschlossenen Sänfte, die sie zum Beiboot bringen sollte.
May-may war tief verschleiert. Einen Augenblick blieb sie mit Struan zusammen am Gartentor stehen und blickte auf ihr erstes Haus auf der Insel Hongkong zurück. Wären nicht die bösen fêng schuis gewesen – und das Fieber, das ein Teil der fêng schuis war –, wäre ihr der Aufbruch sehr schwer gefallen.
Das Zwielicht war angenehm. Ein paar Moskitos summten um sie herum. Einer von ihnen ließ sich auf ihrem Fußknöchel nieder, aber sie bemerkte es nicht. Der Moskito trank sich satt und flog davon.
Struan betrat die große Kajüte der White Witch. Alle Brocks, mit Ausnahme Lillibets, die bereits zu Bett gegangen war, erwarteten ihn. Culum saß neben Tess. »Guten Abend«, sagte Struan. »Sarah läßt sich entschuldigen. Sie fühlt sich nicht wohl.«
»Willkommen an Bord«, rief Brock. Seine Stimme war rauh und von Unruhe erfüllt. Sein Gesicht trug einen düsteren, grübelnden Ausdruck.
»Was ist
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