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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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denn los«, rief Struan lachend, »ist das etwa die richtige Art, ein Freudenfest zu begehen?«
    »Is' kein Freudenfest nich', wie Sie genau wissen. Sind alle bankrott – zumindest durch die gottverdammte Malaria übel geschädigt.«
    »Tja«, sagte Struan. Er lächelte Culum und Tess an, und als er ihre Unruhe bemerkte, beschloß er, ihnen die guten Nachrichten sofort mitzuteilen. »Wie ich höre, hat Longstaff die Räumung von Queen's Town angeordnet«, sagte er leichthin.
    »Bei Christi Blut!« stieß Gorth hervor. »Wir können doch nich' alles stehen- und liegenlassen. Dazu haben wir zuviel Geld in die Grundstücke und die Gebäude gesteckt. Wir können nicht alles im Stich lassen. Hätten nicht Sie dieses verfluchte Tal ausgesucht, wären wir jetzt nich' …«
    »Halt den Mund«, rief Brock. Er wandte sich Struan zu. »Sie werden wohl mehr verlieren als wir, aber da stehen Sie und haben noch immer 'n Lächeln im Gesicht. Wieso?«
    »Vater«, rief Tess leise und voller Angst, daß ein neuer Streit diesen Abend und das unglaubliche Entgegenkommen, das Culum bei ihrer Familie gefunden hatte, überschatten könnte, »wollen wir jetzt nicht etwas trinken? Der Champagner ist kalt gestellt und steht bereit.«
    »Ja, selbstverständlich, Tess, mein Liebling«, antwortete Brock. »Aber verstehst du nich', was Dirk uns da erzählt? Wir stehen im Begriff, eine Mordssumme zu verlieren. Wenn wir räumen müssen, is' unsere Zukunft schwarz wie die Nacht. Und seine auch, bei Gott!«
    »Die Zukunft von Noble House ist so weiß wie die Felsen von Dover«, entgegnete Struan gelassen. »Aber nicht nur die unsere, sondern auch die Ihre. Longstaff wird uns alle die Beträge ersetzen, die wir im Happy Valley investiert haben. Jeden einzelnen Penny. In bar!«
    »Is' doch nich' möglich!« stieß Brock hervor.
    »Is' 'ne glatte Lüge!« rief Gorth.
    Struan wandte sich ihm zu. »Ein kleiner Ratschlag, Gorth. Nennen Sie mich nicht öfter als einmal einen Lügner.« Dann berichtete er ihnen, was Longstaff zu tun beabsichtigte.
    Culum war von der Eleganz dieser Lösung begeistert. Er merkte deutlich, daß sein Vater, obwohl er nichts dergleichen hatte durchblicken lassen, Longstaffs Entscheidung in irgendeiner Weise beeinflußt haben mußte. Er dachte an seine erste Begegnung mit Longstaff und daran, wie sein Vater damals den Mann wie eine Marionette gegängelt hatte. Culums Selbstvertrauen war erschüttert. Jetzt wurde ihm klar, daß Gorths Worte nicht völlig der Wahrheit entsprachen: niemals würde er imstande sein, Longstaff so um den Finger zu wickeln, wie sein Vater es verstand – um sie noch einmal zu retten.
    »Das ist fast wie ein Wunder«, sagte er und drückte Tess' Hand.
    »Bei allem, was mir heilig ist, Tai-Pan«, sagte Gorth, »ich nehm' zurück, was ich gesagt habe. Entschuldigung – is' mir so im Schrecken rausgefahren. Ja, es is' wirklich fast 'n Wunder.«
    »Dirk«, begann Brock, in einer Mischung von Ingrimm und guter Laune, »ich freue mich – bin richtig froh, Sie als Verwandten zu haben. Sie haben unsere Köpfe gerettet, das is' bei Gott wahr!«
    »Davon kann doch keine Rede sein. Es war Longstaffs Idee.«
    »Schon recht«, antwortete Brock spöttisch. »Lassen wir ihm diesen Ruhm. Liza, wo bleiben die Getränke, bei Gott! Dirk, Sie haben uns 'nen mächtig guten Grund geliefert, heute abend zu feiern. Haben uns den ganzen Abend gerettet. Jetzt wird getrunken und fröhlich gefeiert.« Er nahm ein Glas Champagner, und als alle ihre Gläser hatten, hob er das seine, um einen Trinkspruch auszubringen. »Auf Tess und Culum, und mögen sie immer 'ne ruhige See und 'nen sicheren Hafen ihr Leben lang finden.«
    Alle tranken. Dann schüttelte Brock Culum die Hand, und Struan drückte Tess an sich. Zwischen ihnen allen herrschte nun Freundschaft.
    Aber es war nur eine Art Waffenstillstand. Sie alle wußten es. An diesem Abend waren sie jedoch bereit, es zu vergessen. Nur Tess und Culum wiegten sich in Frieden und Sicherheit.
    Dann setzten sich alle zum Essen. Tess trug ein Kleid, das ihre erblühende Gestalt vorteilhaft zur Geltung brachte, und Culum war vor Bewunderung nahezu hilflos. Wieder wurden die Gläser vollgeschenkt, es wurde fröhlich gelacht, und neue Trinksprüche wurden ausgebracht. Als es einmal etwas stiller wurde, eine kleine Flaute einsetzte, nahm Struan einen festen Umschlag heraus und reichte ihn Culum. »Ein kleines Geschenk für euch beide.«
    »Was ist es?« fragte Culum und öffnete den Umschlag.

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