Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
finden. Auch ihn hatte selbstverständlich diese Epidemie beunruhigt, aber es war ihm wichtiger erschienen, zunächst einmal den Krieg gegen Kanton zu gewinnen.
    Nein, er fand keinen Fehler. Hol's der Teufel, dachte er, jetzt hättest du fast eine glänzende Zukunft aufs Spiel gesetzt. Gewiß überschreitest du damit deine Instruktionen, aber Gouverneure und Generalbevollmächtigte verfügen nun einmal über Vollmachten, die ungeschriebenes Gesetz sind, und daher handelt es sich hierbei lediglich um durch die Notwendigkeit bedingte zweckdienliche Maßnahmen. Wir können nicht bis zum nächsten Jahr warten, um den Heiden den Willen Ihrer Majestät aufzuzwingen. Das geht auf keinen Fall. Außerdem fügt sich der Plan bezüglich des Teesamens ganz ausgezeichnet in diese allgemeine Entwicklung ein und beweist eine Voraussicht, die sogar die des Tai-pan übertrifft.
    Longstaff verspürte ein übermächtiges Verlangen, Struan von diesem Saatgut zu berichten. Aber er beherrschte sich. »Ich glaube, Sie haben recht. Ich werde dies sofort bekanntgeben.«
    »Warum berufen Sie nicht für morgen eine Besprechung mit allen Tai-Panen ein? Räumen Sie ihnen zwei Tage ein, in denen sie Ihrem Schatzmeister die Rechnungen für die Bauten und die Grundstücke vorlegen sollen. Und dann setzen Sie den Grundstücksverkauf für heute in einer Woche an. So gewinnen Sie die für die Vermessung erforderliche Zeit. Ich nehme an, daß es Ihren Wünschen entspricht, wenn die neue Stadt um Glessing's Point herum entsteht?«
    »Ja. Genau das habe ich mir auch gedacht. Das wäre die geeignetste Stelle. Immerhin hatten wir sie ja schon ganz am Anfang in Erwägung gezogen.« Longstaff erhob sich, goß Sherry ein und zog an der Klingelkordel. »Wie stets ist es mir ein Vergnügen, Sie zum Berater zu haben, Dirk. Selbstverständlich werden wir miteinander essen.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Sarah reist morgen mit dem Ebbstrom nach England ab, an Bord der Calcutta Maharajah, und es bleibt noch viel zu erledigen.«
    »Das war ein schwerer Schlag, die Sache mit Robb und Ihrer Nichte.«
    Die Tür wurde geöffnet. »Jawohl, Sir?« fragte der Schiffsprofos.
    »Fragen Sie den General, ob er mir zum Essen Gesellschaft leisten will.«
    »Jawohl, Sir. Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber Mrs. Quance möchte Sie sprechen. Und Mr. Quance. Und dann sind hier diese Personen« – er gab Longstaff eine lange Liste mit Namen –, »die sich gemeldet und um eine Unterredung gebeten haben. Soll ich Mrs. Quance ausrichten, Sie seien beschäftigt?«
    »Nein. Es ist besser, wenn ich jetzt mit ihr spreche. Bitte, gehen Sie noch nicht, Dirk. Ich fürchte, ich habe Ihre moralische Unterstützung nötig.«
    Maureen Quance rauschte herein, gefolgt von Aristoteles. Er hatte dunkle Ringe unter den teilnahmslos blickenden Augen. Jetzt war er nur noch ein unscheinbarer kleiner Mann; sogar seine Kleidung war schlampig und farblos.
    »Guten Tag, Mrs. Quance«, sagte Longstaff.
    »Mögen die Heiligen Eure Exzellenz an einem so schönen Tag beschützen.«
    »Guten Tag, Eure Exzellenz«, murmelte Aristoteles mit kaum hörbarer Stimme, die Augen auf den Boden der Kajüte gerichtet.
    »Auch Ihnen einen guten Tag, Tai-Pan«, sagte Maureen. »So St. Patrick es will, werde ich in ein paar Tagen Ihre Rechnung zahlen.«
    »Das hat keine Eile. Guten Tag, Aristoteles.«
    Langsam blickte Aristoteles Quance zu Struan auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er das Mitgefühl in Struans Gesicht erkannte. »Sie hat alle meine Pinsel zerbrochen, Dirk«, brachte er mit Mühe hervor. »Heute früh. Alle. Und dann hat sie auch noch alle meine Farben ins Meer geworfen.«
    »Das ist der Grund unseres Kommens, Exzellenz«, erklärte Maureen mit belegter Stimme. »Mr. Quance hat endlich beschlossen, diesen ganzen Firlefanz mit dem Malen aufzugeben. Er sucht eine nette feste Stellung und möchte sich niederlassen. Und wegen einer solchen Stellung haben wir Eure Exzellenz um eine Unterredung gebeten.« Sie warf einen Blick zurück auf ihren Mann, und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck von Überdruß. »Irgend etwas. Wenn es sich nur um eine feste Sache handelt und ein erträgliches Gehalt gezahlt wird.« Wieder wandte sie sich Longstaff zu. »Vielleicht eine nette Stellung als Schreiber. Der arme Mr. Quance hat ja leider keine großen Erfahrungen.«
    »Ist es wirklich das, was Sie sich wünschen, Aristoteles?«
    »Sie hat meine Pinsel zerbrochen«, erwiderte Quance hilflos.

Weitere Kostenlose Bücher