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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Sie waren alles, was ich besaß. Meine Farben und meine Pinsel.«
    »Haben wir uns nicht darauf geeinigt, mein lieber Freund? Bei allem, was uns heilig ist? Was? Kein Malen mehr. Eine gute feste Stellung, damit du deine Pflichten deiner Familie gegenüber erfüllen kannst. Und Schluß mit all der Herumtreiberei.«
    »Ja«, sagte Aristoteles dumpf.
    »Ich würde mich freuen, ihm eine Stellung anbieten zu dürfen, Mrs. Quance«, mischte sich Struan ein. »Ich brauche einen Schreiber. Das Gehalt beträgt fünfzehn Schillinge die Woche. Für ein Jahr gebe ich Ihnen auch noch freie Unterkunft auf dem Depotschiff. Danach müssen Sie auf eigenen Füßen stehen.«
    »Mögen die Heiligen Sie schützen, Tai-Pan. Einverstanden. Und nun dank dem Tai-Pan«, sagte Maureen.
    »Ich danke Ihnen, Tai-Pan.«
    »Melden Sie sich morgen früh um sieben Uhr im Kontor, Aristoteles. Aber pünktlich.«
    »Er wird da sein, Tai-Pan, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Möge der Segen St. Patricks in diesen Zeiten der Not auf Ihnen ruhen, weil Sie sich einer armen Frau und ihrer hungernden Kinder angenommen haben. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Tag.« Damit gingen sie hinaus.
    Longstaff schenkte sich ein großes Glas ein. »Du lieber Gott! Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Armer alter Aristoteles. Wollen Sie wirklich aus Aristoteles Quance einen Schreiber machen?«
    »Ja. Besser ich als ein anderer. Außerdem fehlt es mir gerade an Leuten.« Struan setzte seinen Hut auf und war sehr zufrieden mit sich. »Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich in eine Angelegenheit zwischen Mann und Frau einmischen. Aber keine Frau, die das dem alten Aristoteles antut, hat das Recht, sich Ehefrau zu nennen, wahrhaftig nicht!«
    Plötzlich spielte ein Lächeln über Longstaffs Gesicht. »Ich werde ein Linienschiff zur Verfügung stellen, falls das irgendwie von Nutzen sein sollte. Das gesamte Potential der Regierung Ihrer Majestät steht Ihnen zur Verfügung.«
    Struan eilte an Land. Er rief eine geschlossene Sänfte herbei und gab den Kulis den Weg an. »Warten, versteh'?« fragte er, als er an seinem Bestimmungsort eintraf.
    »Versteh', Maste'.«
    An dem überraschten Türhüter vorbei betrat er die Diele des Hauses. Der Raum war mit Teppichen ausgelegt und mit großen Sofas, Chintzvorhängen, Spiegeln und allerlei Nippsachen eingerichtet. Im Hintergrund vernahm man Geraschel und nahende Schritte.
    Eine kleine alte Dame trat zwischen den Perlvorhängen hervor. Sie wirkte gepflegt und adrett, hatte graues Haar, große Augen und trug eine Brille. »Guten Tag, Mrs. Fortheringill«, sagte Struan höflich.
    »Sieh einer an, Tai-Pan, wie nett, Sie zu sehen«, antwortete sie. »Es ist schon so manches Jahr her, seitdem wir das Vergnügen Ihres Besuches hatten. Für Besucher ist es zwar noch ein bißchen früh, aber die jungen Damen machen sich bereits zurecht.« Sie lächelte und zeigte ihre gelb gewordenen Zähne.
    »Ja, verstehen Sie, Mrs. Fortheringill…«
    »Ich verstehe vollkommen, Tai-Pan«, unterbrach sie ihn verständnisvoll. »Im Leben eines jeden Mannes kommen Zeiten, in denen er …«
    »Es handelt sich um einen meiner Freunde.«
    »Nur keine Sorge, Tai-Pan, in diesem Etablissement verstehen alle zu schweigen. Kein Anlaß zur Unruhe. Wir werden Sie sofort bedienen.« Sie erhob sich hastig. »Mädchen!« rief sie.
    »Setzen Sie sich und hören Sie mir zu. Es handelt sich um Aristoteles!«
    »Ach! Der arme Teufel ist in eine üble Klemme geraten.«
    Struan erklärte ihr sein Anliegen; die Mädchen waren traurig, daß er wieder ging.
    Kaum war er nach Hause gekommen, da fragte ihn May-may: »Für was du gehen Hurenhaus, heja?«
    Er seufzte auf und erklärte es ihr.
    »Meinst du, das glaube ich dir, heja?« Ihre Augen funkelten tückisch.
    »Doch. Es wäre besser.«
    »Ich glaube dir, Tai-Pan.«
    »Dann sieh mich nicht mehr wie ein Drache an!« Er ging in sein Zimmer hinüber.
    »Gut«, sagte May-may, als sie die Tür hinter ihnen schloß. »Nun wollen wir mal sehen, ob du die Wahrheit sagen. Wir spielen sofort Liebe. Ich verlange ganz verrückt nach dir, Tai-Pan.«
    »Danke, aber ich habe es eilig«, erwiderte er. Es fiel ihm jedoch schwer, nicht zu lachen.
    »Aiii jah, zum Teufel mit deinem eilig!« rief sie und begann ihren honigfarbenen Pyjama aufzuknüpfen. »Wir sofort ins Bett gehen. Ich werde bald sehen, ob eine glattzüngige Hure dir die Kraft genommen hat, bei Gott! Und dann wird sich deine alte Mutter mit dir

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