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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tess reckte den Hals, um ebenfalls zu sehen. Der Umschlag enthielt ein Bündel Papiere, eins davon dicht mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt.
    »Es ist eine Urkunde, durch die euch ein Stück Land oberhalb von Glessing's Point zufällt.«
    »Dort ist doch niemals verkauft worden«, rief Brock argwöhnisch.
    »Seine Exzellenz hat einige Eigentumsurkunden einheimischer Chinesen als gültig anerkannt, die Land bereits vor unserer Übernahme Hongkongs besessen haben. Das ist eins von diesen Grundstücken. Culum, ihr besitzt nun zusammen fast zwei Morgen Land. Ach ja, noch etwas: zu dieser Urkunde gehört auch noch Baumaterial zum Bau eines Hauses mit sieben Schlafzimmern, einem Garten und einem Sommerhäuschen.«
    »Oh, Tai-Pan!« rief Tess mit strahlendem Lächeln. »Ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen!«
    »Unser eigenes Land? Unser eigenes Haus? Ist das wirklich dein Ernst?« fragte Culum, von der Großzügigkeit seines Vaters ganz benommen.
    »Ja, natürlich, mein Junge. Ich habe mir gedacht, daß ihr sofort mit dem Bau anfangen wollt, und für morgen mittag eine Verabredung für euch beide mit unserem Architekten getroffen. Dann könnt ihr gleich mit dem Planen beginnen.«
    »Wir reisen morgen alle nach Macao ab«, rief Gorth schroff.
    »Aber, Gorth, es wird dir doch nichts ausmachen, die Reise um ein paar Tage zu verschieben?« antwortete Culum. »Schließlich ist das doch sehr wichtig …«
    »Ach ja«, bat Tess.
    »… dazu kommt doch auch noch die Geschichte mit Queen's Town und dem Landverkauf…« Culum hielt inne und wandte sich aufgeregt seiner Verlobten zu. »Sousa ist der beste Architekt im ganzen Osten.«
    »Remedios, unser Mann, is' meiner Ansicht nach viel besser«, warf Brock ein. Er ärgerte sich, weil es nicht ihm eingefallen war, die beiden jungen Leute selbst ihr Haus planen und bauen zu lassen. Seine Absicht war es gewesen, den beiden eins der Häuser der Firma in Macao zur Hochzeit zu schenken. Damit wären sie Struans unmittelbarem Einfluß entzogen gewesen.
    »O ja, er ist sehr tüchtig, Mr. Brock«, antwortete Culum rasch, als er die Eifersucht des Alten spürte. »Wenn wir mit Sousa nicht zufrieden sind, könnten wir vielleicht mit ihm reden.« Zu Tess gewandt sagte er: »Bist du einverstanden?« Und dann sah er Struan an: »Ich kann dir nicht genug danken.«
    »Brauchst mir nicht zu danken, Culum. Junge Menschen sollten einen guten Start im Leben und ihr eigenes Haus haben.« Struan machte es Spaß, daß es ihm gelungen war, Gorth und Brock zu ärgern.
    »Ja«, mischte sich nun auch Liza versöhnlich ein, »das ist wirklich wahr.«
    Brock nahm die Urkunde in die Hand und betrachtete sie argwöhnisch von oben bis unten.
    »Sind Sie auch sicher, daß da alles seine Ordnung hat?« fragte er. »Sieht mir nich' so richtig echt aus.«
    »Doch. Longstaff hat sie bestätigt. Amtlich bestätigt. Sein Siegel befindet sich auf der letzten Seite.«
    Brock sah Gorth mit gefurchter Stirn an, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich wie ein dicker schwarzer Strich quer über das verwitterte Gesicht. »Ich denke, wir sollten vielleicht ein bißchen in diese Urkunden der Einheimischen hineinleuchten.«
    »Ja«, antwortete Gorth und blickte Struan gerade ins Gesicht. »Vielleicht sind gar keine mehr zu verkaufen, Vater.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß es noch mehr gibt, Gorth«, erwiderte Struan unbekümmert, »wenn Sie sich nur die Mühe geben, sie ausfindig zu machen. Übrigens, Tyler, vielleicht sollten wir unsere Kaufabsichten miteinander abstimmen, sobald die neuen Grundstücke vermessen sind.«
    »Hab' ich auch gedacht«, antwortete Brock. »Wie's letztemal, Dirk. Nur diesmal haben Sie die erste Wahl.« Er reichte Tess die Urkunde zurück. Sie streichelte sie.
    »Bist du eigentlich noch immer Stellvertretender Kolonialsekretär, Culum?«
    »Ich glaube wohl.« Culum lachte. »Allerdings sind meine Aufgaben niemals scharf umrissen worden. Wieso?«
    »Nichts weiter.«
    Struan leerte sein Glas und fand, nun sei es an der Zeit. »Da wir Happy Valley aufgegeben haben, diese Frage also gelöst ist und die neue Stadt auf Kosten der Krone erbaut werden soll, ist Hongkongs Zukunft gesichert.«
    »Richtig«, rief Brock überschwenglich, und auch seine gute Laune kehrte zurück, »jetzt, wo die Krone sich auf unserer Seite einsetzt.«
    »Deshalb meine ich, daß keine Notwendigkeit vorliegt, die Hochzeit zu verschieben. Ich schlage vor, daß Tess und Culum im nächsten Monat heiraten.«
    Es folgte

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