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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Stunde beginnt der Grundstücksverkauf.«
    »Richtig. Dann besser, du wechselst deine Kleiderei und eilst zurück. Ein kleines Grundstück an der Queen's Road. Aber ich zahle nicht mehr als zehn Taels Jahrespacht! Hast du mir Geschenk mitgebracht?«
    »Bitte?«
    »Ein sehr guter Brauch«, sagte sie mit unschuldigen Augen, »wenn ein Mann seine Frau verläßt, daß er ihr dann Geschenk bringt. Jade. Solche Sachen.«
    »Nix Jade. Aber das nächstemal werde ich daran denken.«
    Sie zuckte die Achseln. »Guter Brauch. Deine arme alte Mutter sehr verarmt. Wir essen später, heja?«
    »Ja.« Struan ging nach oben in seine eigene Kajüte auf dem nächsten Deck.
    Lim Din verneigte sich. »Bad sehr kalt, leider, Maste'. Haben wollen?«
    »Ja.«
    Struan zog seine durchschwitzten Kleider aus, streckte sich im Bad aus und dachte über Sir Charles' Nachricht und alles nach, was sie im Gefolge haben mochte. Sein Zorn gegen Cunnington und seine Sturheit überwältigte ihn fast. Er trocknete sich ab und zog frische Sachen an, aber nach einigen Augenblicken war sein Hemd wieder feucht vor Schweiß.
    Am besten, ich bleibe sitzen und überlege mir die ganze Sache, dachte er. Soll Culum den Grundstückskauf in die Hand nehmen. Ich möchte mein Leben verwetten, daß Tess ihrem Vater von Culums Plänen bezüglich des Hügels erzählt hat. Vielleicht wird sich der Junge zum hemmungslosen Überbieten verleiten lassen. Aber er hat bisher seinen Mann gestanden, nun muß ich ihm auch hier vertrauen.
    So benachrichtigte er Culum, er solle für Noble House bieten, und beauftragte ihn außerdem, ein kleines, aber gutes Grundstück an der Queen's Road zu kaufen. Dann schickte er Horatio eine Mitteilung, daß Mary krank sei, und ließ eine Lorcha bereitstellen, die ihn sofort nach Macao bringen sollte.
    Er setzte sich in einen tiefen Ledersessel, starrte durch eins der Fenster zur Insel hinüber und hing seinen Gedanken nach.
    Culum erwarb die Grundstücke an der Küste und am Stadtrand und war stolz darauf, für Noble House bieten zu dürfen und mehr an Gesicht zu gewinnen. Viele fragten ihn, wo der Tai-Pan denn sei, aber er antwortete nur abweisend, er ahnte es nicht, und zeigte weiterhin eine Feindseligkeit, die er gar nicht mehr empfand.
    Er kaufte den Hügel, dazu die Grundstücke, die dem Hügel erst seinen Wert sicherten, und fühlte sich erleichtert, daß die Brocks nicht gegen ihn boten. Damit war bewiesen, daß er sich auf Tess verlassen konnte. Dennoch beschloß er, in Zukunft vorsichtiger zu sein und sie nicht wieder in eine solche Lage zu bringen. Allzu große Offenheit in manchen Dingen erschien ihm nun gefährlich – gefährlich für sie und für sich selber. Zum Beispiel auch das Wissen, daß allein der Gedanke an sie, die leichteste Berührung von ihr, sein Verlangen fast bis zur Besessenheit steigerte. Darüber konnte er keinesfalls mit ihr oder mit seinem Vater sprechen, sondern nur mit Gorth, der ihn gut verstand: »Ja, Culum, mein Freund. Ich weiß es nur zu gut. Is' ein furchtbarer Schmerz, furchtbar. Man kann kaum gehen. Ja – und schwer, sich zu beherrschen. Nur keine Sorge, mein Junge. Wir sind Kameraden, und ich verstehe. Schon ganz richtig, daß wir offen sind zueinander, du und ich. Wär' schrecklich gefährlich für dich, zu sein wie 'n Mönch. Ja. Noch schlimmer, würde nur Schwierigkeiten für die Zukunft bedeuten – und noch schlimmer, wie ich gehört habe, kommen davon kranke Kinder. Der Schmerz in deinen Gedärmen ist die Warnung Gottes. Ja – ein solcher Schmerz kann einen Mann für sein ganzes Leben krank machen, und das is' eine tödliche Wahrheit, so wahr mir Gott helfe! Mach dir nur keine Sorge – ich kenne ein Haus in Macao. Nur keine Sorge, mein Freund.«
    Und obwohl Culum Gorths abergläubischen Vorstellungen keinen Glauben schenkte, untergruben doch die Schmerzen, die er Tag und Nacht erduldete, seinen Widerstandswillen. Er sehnte sich nach Erlösung. Trotzdem schwor er sich, kein Freudenhaus zu besuchen, wenn Brock mit der Heirat im nächsten Monat einverstanden war. Bestimmt nicht!
    Bei Sonnenuntergang begaben sich Culum und Struan an Bord der White Witch. Brock erwartete sie auf dem Achterdeck, und Gorth stand neben ihm. Es war eine kühle, angenehme Nacht.
    »Habe mich wegen deiner Heirat entschieden, Culum«, sagte Brock. »Der nächste Monat is' unpassend. Nächstes Jahr wär' wahrscheinlich besser. Aber der dritte Monat von jetzt ab, da wäre Tess' siebzehnter Geburtstag, und an dem Tag, dem

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