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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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aber er bemühte sich, leise zu sprechen. »Ein entsetzlicher Fehler!«
    Brock setzte den Krug hart auf, so daß das Bier auf den Tisch und zu Boden schwappte. »Is' meine Entscheidung, Gorth, und Schluß damit. Sie heiraten diesen September.«
    »Und es war 'n Fehler, beim Hügel nich' mitzubieten. Damit ist der Teufel uns wieder 'n Schritt voraus.«
    »Nimm doch mal Vernunft an, Gorth!« zischte Brock. »Wenn wir das getan hätten, wüßte doch der junge Culum mit Sicherheit, daß Tess mir in ihrer Unschuld erzählt hat, was sie miteinander reden und was nich'. Das bißchen Hügel war doch unwichtig. Vielleicht kommt noch 'ne Zeit, wo sie uns was erzählt, was Dirk die Gedärme rausreißt, und das is' es, worauf ich scharf bin, nichts anderes.« Brock verachtete sich selber, weil er Tess zugehört und sie ohne ihr Wissen dazu benutzt hatte, Culum auszuhorchen. Aber er haßte jetzt Gorth mehr denn je und mißtraute ihm auch wie niemals zuvor. Denn er wußte, daß Gorth recht hatte. Und dieses Wissen machte ihn gefährlich. Jetzt würde sich die Frucht von Struans gottverdammten Lenden mit seiner geliebten Tess verbinden. »Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, daß ich Culum umbringe, wenn er ihr nur 'n Haar auf dem Kopf krümmt«, stieß er mit fürchterlicher Stimme hervor.
    »Warum läßt du dann Culum sie so schnell heiraten, bei allem, was heilig ist? Denn er wird sie kränken und gegen uns benutzen.«
    »Und warum hast du's dir jetzt anders überlegt, he?« entgegnete Brock aufbrausend. »Bist doch dafür gewesen – warst sogar begeistert davon.«
    »Bin ich noch immer, aber nich' in drei Monaten. Das verdirbt uns alles.«
    »Wieso denn?«
    »Weil es uns eben alles verdirbt«, erwiderte er. »Wie ich dafür gewesen bin, war Robb noch am Leben, oder nich'? Dann wäre der Tai-Pan nach diesem Sommer für immer verschwunden und hätte den Tai-Pan an Robb weitergegeben – und dann in einem Jahr an Culum. So is' es. Wenn sie dann im nächsten Jahr geheiratet hätten, hätte es nich' besser ausgehen können. Nu aber bleibt der Tai-Pan. Und wo du jetzt einverstanden bist, daß sie in drei Monaten heiraten, wird der Tai-Pan sie dir nehmen, Culum gegen uns aufhetzen, und jetzt glaub' ich sogar, daß er niemals abreist. Ganz bestimmt nich', solange du der Tai-Pan von Brock and Sons bist!«
    »Wird Asien niemals verlassen, ganz gleich, was er zu Culum gesagt hat. Oder zu Robb. Den Dirk kenne ich doch!«
    »Und ich kenne dich!«
    »Wenn er weggeht – oder tot is' –, dann gehe ich auch.«
    »Dann wär's besser, daß er recht schnell stirbt.«
    »Is' besser, du faßt dich in Geduld.«
    »Bin geduldig, Vater.« Es lag Gorth schon auf der Zunge, Brock von der Rache zu sprechen, die er Struan gegenüber plante – durch Culum, drüben in Macao. Aber er hielt sich zurück. Sein Vater war an Tess' Glück mehr interessiert als daran, Tai-Pan von Noble House zu werden. Seinem Vater fehlte heute diese alles beiseite schiebende Bedenkenlosigkeit, wie sie Struan in so hohem Maße besaß. Nur so hatte er der Tai-Pan werden können. »Vergiß nich', Vater, er hat dich mit dem Silber ausgeschmiert, mit ihrem Haus, mit der Ehe und sogar mit dem Ball. Tess is' deine große Schwäche«, tobte er. »Das weiß er, und du treibst mitten rein ins Unheil.«
    »Is' nich' wahr! Is' nich' wahr. Weiß genau, was ich tue«, rief Brock und bemühte sich, leise zu reden. Die Adern an seinen Schläfen schwollen an und sahen aus wie die Knoten in den Schnüren einer neunschwänzigen Katze. »Ich hab' dich schon früher gewarnt. Laß dich nich' allein mit diesem Teufel ein. Wird dir noch die Eier abschneiden und sie dir zu fressen geben. Kenn' doch den Teufel!«
    »Ja, den kennst du wohl, Vater!« Gorth spürte geradezu körperlich, wie alt sein Vater geworden war, und zum erstenmal wurde ihm bewußt, daß er ihn zermalmen konnte, Mann gegen Mann. »Deswegen gib mir den Weg frei und laß einen Mann Mannesarbeit tun, verdammt!«
    Brock sprang auf. Der Stuhl stürzte krachend um. Auch Gorth war auf den Beinen und wartete darauf, daß sein Vater heimlich zum Messer griff. Er wußte, daß er es sich jetzt und für alle Zeit erlauben konnte, zu warten, denn er hatte gesehen, wie es um seinen Vater wirklich stand.
    Auch Brock erkannte, daß dies seine letzte Chance war, Gorth weiterhin zu beherrschen. Wenn er nicht nach dem Messer griff, war er verloren. Griff er jedoch nach dem Messer, dann mußte er Gorth umbringen. Er wußte, daß er es noch schaffen

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