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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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10. dürft ihr heiraten.«
    »Danke, Mr. Brock«, sagte Culum. »Ich danke Ihnen.«
    Brock bedachte Struan mit einem breiten Lächeln. »Is' Ihnen das recht, Dirk?«
    »Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Tyler, nicht bei mir. Aber ich finde, daß drei Monate oder zwei keinen Unterschied ausmachen, und so bin ich noch immer für nächsten Monat.«
    »September würde dir doch passen, Culum? So wie ich gesagt habe? Sei ehrlich, Junge.«
    »Ja. Natürlich. Ich hatte wohl gehofft, aber … ja, schon gut, Mr. Brock.« Culum schwor sich, er würde diese drei Monate warten. Aber tief im Innern wußte er, daß er es nicht konnte.
    »Dann is' das richtig in Ordnung.«
    »Gut«, sagte Struan. »Also in drei Monaten.« Gut, dachte er, drei Monate sind es also. Du hast gerade ein Todesurteil unterschrieben, Tyler. Vielleicht sogar zwei.
    »Und noch eins, Dirk, vielleicht haben Sie morgen etwas Zeit übrig? Dann können wir das mit der Mitgift und alles mögliche andere regeln.«
    »Mittags?«
    »Ja. Mittags. Und nun, denke ich, werden wir den Damen unten Gesellschaft leisten. Bleiben Sie zum Abendessen, Dirk?«
    »Danke, aber ich habe noch einiges zu erledigen.«
    »Die Rennen, was? Muß ich Ihnen lassen, verdammt schlau, diesen Blore von drüben rüberzuholen. Is' so ein richtiger junger Draufgänger. Der letzte Lauf jedes Rennens wird der Brock-Pokal. Wir werden Preise aussetzen.«
    »Mir soll es recht sein. Es ist nur in Ordnung, daß wir die beste Rennbahn in Asien haben.«
    Blore hatte die Sache schon beim Landverkauf bekanntgegeben. Longstaff hatte sich bereit erklärt, der erste Präsident des Jockey-Clubs zu sein. Der jährliche Mitgliedsbeitrag wurde auf zehn Guineen festgesetzt, und jeder Europäer auf der Insel war sofort beigetreten. Blore wurde von Freiwilligen bedrängt, die die vom General zur Verfügung gestellten Kavalleriepferde reiten wollten.
    »Können Sie reiten, Dirk?«
    »Ja. Aber ich bin niemals Rennen geritten.«
    »Bei mir is' es ebenso. Aber vielleicht sollten wir uns einmal daran versuchen, was? Kannst du reiten, Culum?«
    »Ja. Aber nicht sehr gut.«
    Gorth schlug ihm auf den Rücken. »Wir können uns Gäule in Macao besorgen, Culum, und 'n bißchen üben. Vielleicht können wir mal gegen unsere Väter reiten?«
    Culum lächelte unsicher.
    »Ja, vielleicht könnten wir das mal tun, Gorth«, rief Struan. »Aber jetzt gute Nacht. Wir sehen uns morgen mittag, Tyler.«
    »Ja, gute Nacht, Dirk.«
    Struan ging von Bord.
    Während des Essens bemühte sich Culum, die Feindseligkeit, die zwischen Gorth und Brock herrschte, auszugleichen. Er empfand es als seltsam, daß er beide mochte; und er konnte sich in beide hineinversetzen – er verstand, warum Gorth Tai-Pan werden wollte, und warum andererseits Brock die Herrschaft nicht abzutreten gedachte, wenigstens für einige Zeit noch nicht. Und ebenso seltsam war, daß er sich in dieser Sache für klüger hielt als Gorth. Und doch auch wieder nicht seltsam, dachte er. Gorth war niemals plötzlich sieben Tage lang allein gelassen worden und hatte die ganze Verantwortung auf sich nehmen müssen. An dem Tag, an dem ich Tess heirate, werfe ich Brocks zwanzig Guineen weg. Es ist nicht richtig, daß ich sie jetzt noch behalte. Was immer geschieht, wir machen einen neuen Anfang. In nur drei Monaten. O mein Gott, ich danke dir.
    Nach dem Essen stiegen Culum und Tess zusammen an Deck. Beide standen sie mit angehaltenem Atem unter den Sternen, hielten einander an der Hand und quälten sich. Culum berührte leicht ihre Lippen in einem ersten zaghaften Kuß, und Tess mußte an die Brutalität von Nagreks Küssen und an das Feuer denken, das aufgelodert war, als seine Hände sie berührten, an den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte – nein, Schmerz war es eigentlich nicht gewesen, sondern eher eine Mischung aus Qual und Lust, die sie wieder auflodern ließ, wenn sie daran dachte. Sie war froh, daß sie schon bald dieses Feuer in ihrem Innern würde ersticken können. Noch drei Monate, dann war Frieden.
    Sie kehrten in die übelriechende Kajüte zurück. Nachdem Culum gegangen war, lag sie in ihrer Koje, von ihrem Verlangen gefoltert. Sie weinte. Weil sie wußte, daß Nagrek sie so berührt hatte, wie nur Culum sie hätte berühren dürfen. Weil sie wußte, daß sie dieses Wissen bis in alle Ewigkeit vor ihm geheimhalten mußte. Aber wie? Ach, mein Geliebter, mein Geliebter.
    »Und ich sage dir, Vater, es war 'n Fehler!« stieß Gorth in der großen Kajüte heftig hervor,

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