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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sir«, sagte Shevaun zu Struan und machte vor ihm einen graziösen Knicks. »Sagt man nicht noblesse oblige?«
    Struan bemerkte die unverhohlene Bewunderung, die Sergejew dem Mädchen entgegenbrachte. »Sie haben ein sehr schönes Schiff, Hoheit.« Das russische Schiff war ein Dreimaster von achthundert Tonnen, mit zahlreichen Geschützen bestückt.
    »Es wäre mir eine Ehre, wenn der Kapitän es Ihnen zeigen dürfte«, antwortete Sergejew. »Vielleicht könnten wir dabei Erfahrungen austauschen. Wann immer es Ihnen recht ist.«
    »Ich danke Ihnen, ich komme sehr gern.« Struan hatte noch weitersprechen wollen, aber da kam Blore verstaubt und abgehetzt auf sie zugeeilt.
    »Es wird gleich losgehen, Tai-Pan – Sie sehen bezaubernd aus, Miss Tillman – guten Tag, Hoheit!« Dies alles sprudelte er, sich fast überstürzend, hervor. »Alle haben ihr Geld auf Nummer vier im vierten Rennen gesetzt, ich habe beschlossen, selber das Pferd zu reiten – ach ja, Tai-Pan, ich habe mir gestern abend noch den Hengst genauer angesehen. Er hat sich das Zaumzeug anlegen lassen. Wir können ihn also beim nächsten Rennen einsetzen. Darf ich Sie zu Ihrem Platz geleiten, Hoheit, Sie starten das erste Rennen.«
    »Ich?«
    »Hat Seine Exzellenz es Ihnen nicht gesagt? Hol doch der … ich wollte sagen, wären Sie dazu bereit?« Niemals zuvor hatte Blore so angespannt gearbeitet, und noch niemals zuvor hatte ihn eine Aufgabe mit solcher Freude erfüllt. »Würden Sie mir dann bitte folgen?« Er geleitete Sergejew eilig durch die Menge.
    »Blore ist ein netter junger Mann«, sagte Shevaun. Sie war froh, mit Struan endlich allein zu sein. »Wo haben Sie ihn denn aufgetan?«
    »Er hat mich aufgetan«, antwortete Struan. »Und ich bin froh darüber.« Seine Aufmerksamkeit wurde von einem kleinen Tumult in der Nähe eines der Zelte abgelenkt. Eine Gruppe von Soldaten, die dort absperrten, zerrte einen Chinesen aus der Umzäunung heraus. Dem Kuli fiel der Hut herunter und mit ihm der lange Zopf. Es war kein anderer als Aristoteles Quance. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte Struan. Er eilte hin, trat vor den kleinen Mann und schützte ihn mit seiner mächtigen Gestalt. »Schon gut, Leute, das ist ein Freund von mir!« rief er.
    Die Soldaten zuckten die Achseln und entfernten sich.
    »Allmächtiger Himmel, Tai-Pan!« stieß Quance keuchend hervor, während er seine schmutzige Kleidung in Ordnung brachte. »Im letzten Augenblick gerettet. Gott segne Sie!«
    Hastig setzte Struan Quance den Kulihut wieder auf den Kopf und zog ihn hinter die Eingangsklappe des Zeltes. »Was, zum Teufel, treiben Sie sich denn hier herum?« flüsterte er.
    »Ich muß mir doch die Rennen ansehen«, antwortete Quance und rückte sich den Hut zurecht, so daß ihm der Zopf auf den Rücken fiel. »Außerdem wollte ich mit Ihnen reden.«
    »Das ist doch nicht die richtige Zeit! Maureen befindet sich irgendwo unter den Zuschauern. Also ist auch der Ort denkbar schlecht gewählt.«
    Quance erbleichte. »Gott steh mir bei!«
    »Warum Er das tun sollte, weiß ich nicht. Machen Sie, daß Sie von hier verschwinden, solange Sie es noch können. Wie ich erfahren habe, hat sie für nächste Woche eine Passage nach Hause gebucht. Wenn sie erst einmal Verdacht schöpft, haben Sie die Sache allein auszubaden!«
    »Ach bitte, nur das erste Rennen, ja, Tai-Pan?« flehte Quance. »Bitte. Ich habe auch eine Nachricht für Sie.«
    »Was für eine?«
    Quance berichtete ihm, was Gorth der Prostituierten angetan hatte, und Struan war entsetzt.
    »Ganz furchtbar! Das arme Mädchen kämpft mit dem Tode. Gorth ist wahnsinnig, Tai-Pan. Wirklich wahnsinnig.«
    »Lassen Sie es mich wissen, wenn das Mädchen stirbt. Dann werden wir … tja, ich werde es mir noch überlegen, was dann zu tun ist. Ich danke Ihnen, Aristoteles. Aber jetzt verschwinden Sie, solange es noch Zeit ist.«
    »Nur das erste Rennen? Bitte, um der Liebe Christi willen! Sie wissen ja nicht, was das für einen armen, alten Mann bedeutet.«
    Struan sah sich um. Shevaun tat so, als beachte sie sie nicht. Dann bemerkte er Glessing, der in ihrer Nähe vorbeiging. »Kapitän!«
    Als Glessing Quance erkannte, blickte er entsetzt zum Himmel. »Mein Gott! Und ich habe geglaubt, Sie seien schon längst auf hoher See!«
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?« fragte Struan rasch. »Mrs. Quance steht drüben am Start. Sorgen Sie doch bitte dafür, daß Aristoteles keine Schwierigkeiten gemacht werden und er ihr nicht in die

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