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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Arme läuft. Am besten, Sie bringen ihn dort hinüber.« Struan deutete auf eine Stelle, wo es von Chinesen wimmelte. »Lassen Sie ihn das erste Rennen mit ansehen, und dann bringen Sie ihn nach Hause.«
    »Selbstverständlich. Mein Gott, Aristoteles, ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen«, sagte Glessing und fuhr dann zu Struan gewandt fort: »Haben Sie etwas von Culum gehört? Ich mache mir große Sorgen um Miss Sinclair.«
    »Nein. Aber ich habe Culum aufgetragen, sie sofort nach seiner Ankunft zu besuchen. Wir müßten jetzt jeden Augenblick eine Nachricht erhalten. Es wird ihr bestimmt schon bessergehen.«
    »Ich hoffe es. Ach ja, wohin soll ich Aristoteles nach dem Rennen bringen?«
    »In Mrs. Fortheringills Haus.«
    Glessing hätte es fast die Sprache verschlagen. »Wie geht es denn dort zu, Aristoteles?« konnte er sich jedoch nicht enthalten zu fragen.
    »Entsetzlich, mein Junge, man steht eine Todesangst aus.« Quance ergriff seinen Arm und fuhr mit rauher Stimme fort: »Ich mache kein Auge mehr zu, und das Essen ist abscheulich. Nichts weiter als Grütze zum Frühstück, mittags, zum Tee und abends. Können Sie mir nicht ein paar Guineen leihen, Tai-Pan?« fragte er.
    Struan brummte nur abweisend und kehrte zu Shevaun zurück.
    »Ist das einer Ihrer Freunde, Tai-Pan?«
    »Es ist besser, manche Freunde nicht zu bemerken, Shevaun. Es ist politisch unklug.«
    Sie schlug ihn mit dem Fächer leicht auf den Arm. »Mich brauchen Sie niemals an politische Rücksichten zu erinnern, Dirk. Übrigens haben Sie mir sehr gefehlt«, fügte sie liebenswürdig hinzu.
    »Nett von Ihnen, das zu sagen«, antwortete er. Dabei wurde ihm bewußt, wie einfach und wie klug es wäre, Shevaun zu heiraten. Aber nicht möglich. Wegen May-may. »Warum wollen Sie sich eigentlich nackt malen lassen?« fragte er plötzlich, und das Aufblitzen in ihren Augen verriet ihm, daß er richtig getippt hatte.
    »Hat Aristoteles das gesagt?« Ihre Stimme klang völlig gelassen.
    »Großer Gott, nein. So etwas würde er niemals tun. Aber vor einigen Monaten hat er uns mit geheimnisvollen Andeutungen wegen eines Aktbilds, das bei ihm in Auftrag gegeben worden sei, auf die Folter gespannt. Warum also?«
    Sie errötete, fächelte sich und lachte. »Goya hat die Herzogin von Alba gemalt. Zweimal sogar, glaube ich. Und alle Welt hat ihrer Schönheit gehuldigt.«
    Er kniff belustigt die Augen zusammen. »Sie sind schon ein Teufelsmädchen, Shevaun. Haben Sie ihn wirklich … nun ja, das Modell sehen lassen?«
    »Das war eine dichterische Übertreibung, die er sich da erlaubt hat. Wir haben über die Möglichkeit von zwei Porträts gesprochen. Sie mißbilligen es?«
    »Ich möchte höchstens sagen, daß Ihr Onkel – und Ihr Vater – die Wände hinaufklettern würden, wenn sie jemals davon erführen oder wenn die Porträts in falsche Hände gerieten.«
    »Würden Sie sie kaufen, Tai-Pan?«
    »Um sie zu verstecken?«
    »Um sie zu genießen.«
    »Sie sind schon ein seltsames Mädchen, Shevaun.«
    »Vielleicht verachte ich nur jede Heuchelei.« Sie sah ihn forschend an. »Ebenso wie Sie.«
    »Na gut. Aber Sie sind ein Mädchen in einer Welt von Männern, und es gibt gewisse Dinge, die Sie sich nicht leisten können.«
    »Und es gibt eine Menge ›gewisser Dinge‹, die ich gern tun würde.« Beifallsrufe stiegen auf; die Pferde wurden vorgeführt. Shevaun traf in diesem Augenblick eine endgültige Entscheidung. »Ich glaube, ich werde aus Asien abreisen. In zwei Monaten.«
    »Das klingt wie eine Drohung.«
    »Nein, Tai-Pan. Ich habe mich nur verliebt – und außerdem bin ich in das Leben selbst verliebt. Übrigens gebe ich Ihnen recht: den Sieger muß man sich aussuchen, wenn die Pferde zum Start geführt werden.« Sie fächelte sich und hoffte zutiefst, daß der Ausgang dieses Glücksspiels das Risiko rechtfertigen würde. »Auf wen setzen Sie?«
    Er sah die Pferde nicht einmal an. »Auf die Stute, Shevaun«, antwortete er ruhig.
    »Wie heißt sie?« fragte sie.
    »May-may«, erwiderte er, und in seinen Augen lag ein sanfter Schimmer.
    Ihr Fächer hielt für einen Augenblick in der Bewegung inne. »Ein Rennen ist niemals verloren, bevor nicht der Sieger feststeht und den Siegerkranz erhalten hat.« Sie lächelte, ging mit hocherhobenem Kopf weiter und war schöner als jemals zuvor.
    Die Stute verlor das Rennen. Nur um Nasenlänge. Aber sie hatte verloren.
    »Schon so bald zurück, Tai-Pan?« sagte May-may mit schwacher Stimme.
    »Ja. Das Rennen hat

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