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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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May-may schweigend das rechte Handgelenk herausstreckte, wonach sich der Vorgang wiederholte.
    Auch da hörte das Klopfen nach einigen Minuten jäh auf.
    Der Arzt öffnete die Augen, seufzte auf und legte May-mays Hand auf die Decke zurück. Er machte Gordon Tschen und Struan ein Zeichen, ihm zu folgen. Gordon Tschen schloß hinter ihnen die Tür. Der Arzt lachte leise und nervös auf, bevor er schnell, wenn auch noch immer leise, zu reden begann.
    Gordon riß die Augen auf.
    »Was ist denn los?« rief Struan scharf.
    »Ich habe nicht gewußt, daß Mutter ein Kind erwartet, Tai-Pan.« Gordon wandte sich wieder dem Arzt zu und stellte ihm eine Frage, die dieser ausführlich beantwortete. Dann folgte eine Stille.
    »Was, zum Teufel, hat er denn gesagt?«
    Gordon sah ihn an und versuchte, ruhig zu erscheinen, aber es gelang ihm nicht. »Er sagt, Mutter sei sehr krank, Tai-Pan. Ein Gift ist durch ihre unteren Gliedmaßen in ihren Blutstrom eingedrungen. Dieses Gift hat sich in ihrer Leber konzentriert, und die Leber ist jetzt…«, er suchte nach dem richtigen Wort, »… gestört. Bald wird Fieber eintreten, schlimmes Fieber. Sehr schlimmes Fieber. Dann drei oder vier Tage Pause und wieder Fieber. Und wieder so.«
    »Malaria? Das Happy-Valley-Fieber?«
    Gordon wandte sich um und stellte dem Arzt die Frage.
    »Er sagt ja.«
    »Jeder weiß doch, daß es die nächtlichen Dünste sind – doch kein Eindringen von Gift durch die Haut, bei Gott nicht«, fuhr er Gordon an. »Seit Wochen ist sie doch nicht mehr dort gewesen!«
    Gordon zuckte die Achseln. »Ich kann Ihnen nur wiederholen, was er sagt, Tai-Pan. Ich bin kein Arzt. Aber zu diesem Arzt würde ich Vertrauen haben – ich glaube, Sie sollten es auch.«
    »Worin besteht seine Behandlung?«
    Gordon fragte den Arzt.
    »Er sagt folgendes, Tai-Pan: ›Ich habe einige von denen behandelt, die an dem Happy-Valley-Gift litten. Diejenigen, die mit Erfolg behandelt wurden, waren alle miteinander kräftige Männer, die vor dem dritten Fieberanfall eine bestimmte Arznei einnahmen. Aber bei diesem Patienten handelt es sich um eine Frau, und obwohl sie erst in ihrem einundzwanzigsten Jahre steht und von einem starken Feuergeist beseelt ist, ist doch ihre ganze Kraft auf dieses Kind übergegangen, das sie nun seit vier Monaten in ihrem Schoß trägt.‹« Gordon hielt bekümmert inne. »Er fürchtet um die Dame und das Kind.«
    »Sag ihm, er soll die Arznei holen und sie jetzt behandeln. Nicht erst nach irgendeinem Anfall.«
    »Darin liegt die Schwierigkeit. Das kann er nicht, Sir. Er hat nichts mehr von der Arznei übrig.«
    »Dann sag ihm, er soll sich um Himmels willen welche besorgen!«
    »Auf ganz Hongkong gibt es keine, Tai-Pan. Er ist dessen ganz sicher.«
    Struans Gesicht verdüsterte sich. »Aber es muß doch welche geben. Sag ihm, er soll sie besorgen – was immer es kostet.«
    »Aber, Tai-Pan, er…«
    »Zum Teufel noch mal, sag es ihm!«
    Wieder wurde hin und her geredet.
    »Er sagt, in Hongkong gebe es keine. Auch in Macao oder in Kanton nicht. Er hat mir erklärt, daß die Arznei aus der Rinde eines sehr seltenen Baumes gewonnen wird, der irgendwo in der Südsee oder in Ländern jenseits des Meeres wächst. Die kleine Menge, die er besaß, hatte er noch von seinem Vater, der ebenfalls Arzt war und sie wiederum von seinem Vater hatte.« Hilflos fügte Gordon hinzu: »Er sagt, er sei völlig sicher, daß es keine mehr gibt.«
    »Zwanzigtausend Silbertaels für ihre Heilung!«
    Gordons Augen weiteten sich. Er dachte einen Augenblick nach und sprach dann hastig auf den Arzt ein. Beide verneigten sich und eilten davon.
    Struan zog sein Taschentuch hervor, wischte sich den Schweiß vom Gesicht und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    »Heja, Tai-Pan«, sagte May-may, und ihre Stimme klang nun noch schwächer. »Für was mein ganzer Joss?«
    »Sie sind weggegangen, um eine besondere Medizin zu holen, die dich heilen soll. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    Er legte sie, so gut es ging, im Bett wieder zurecht und zermarterte dabei sein Gehirn. Dann eilte er zum Flaggschiff hinüber und erkundigte sich beim Geschwaderarzt nach der Rinde.
    »Es tut mir leid, mein lieber Mr. Struan, aber dabei handelt es sich um ein Ammenmärchen. Es gibt da eine Geschichte von einer Gräfin Cinchon, der Frau des spanischen Vizekönigs von Peru, die im 17. Jahrhundert aus Südamerika eine Rinde in Europa eingeführt hat, die man auch als ›Jesuitenrinde‹ bezeichnet, manchmal auch als

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