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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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daß es Monate dauern würde, bis sie wieder so schön war wie früher. Aber es ist ja nicht nur ein Gesicht, das einen Menschen zu etwas Besonderem macht, dachte er. Auf das, was dahinter steht, kommt es an, auf das, was in den Augen und im Herzen liegt. »Meine Kleine, du bist so schön. Ich liebe dich.«
    Sie berührte mit einem ihrer schmalen Finger seine Nase. »Für was du solche Sachen zu deiner alten Mutter sagen?« Sie schmiegte sich in seine Arme. »Ich finde, du bist furchtbarlich schön, du auch.«
    Dann reichte er ihr die Tasse; sie hielt sich die Nase zu und trank sie aus. Nachher nahm sie einige duftende Teeblätter in den Mund, um den Geschmack zu überdecken. Er schlug sie in ihre Decken ein wie ein Kind, küßte sie noch einmal und ging in sein Zimmer.
    Dort zog er sich aus, legte sich ins Bett und genoß die Kühle der frischen Laken. Schnell überkam ihn der Schlaf.
    Während er schlief, wurde der chinesische Mörder weiter verhört. Seine Folterknechte waren sehr geduldig – und sehr erfahren in der Kunst, anderen Menschen ein Geheimnis zu entreißen.

41
    Kurz nach Tagesanbruch lief die China Cloud wieder im Hafen von Macao ein. Während sie sich ihrem Ankerplatz näherte, eilte Struan die Pier entlang. Das Beiboot wartete bereits.
    »Dirk!«
    Überrascht blickte er auf. »Guten Morgen, Liza.«
    Liza Brock sah fahl und abgehärmt aus. »Ich komme mit.«
    »Aber natürlich.« Struan streckte seine Hand aus, um ihr ins Boot zu helfen, aber sie lehnte jede Hilfe ab.
    »Ablegen!« befahl er.
    Die Männer legten sich kräftig in die Riemen. Es war ein strahlender Tag, und die See war ruhig. Struan entdeckte die kleine Gestalt Kapitän Orlows auf dem Achterdeck und wußte, daß man ihn bereits gesehen hatte. Um so besser, dachte er.
    »Ich bringe Gorths Leichnam morgen nach Hongkong«, sagte Liza Brock.
    Struan antwortete nicht. Er nickte nur und blickte zu seinem Schiff hinüber.
    Als die Gangway erreicht war, ließ er Liza Brock als erste an Bord gehen.
    »Guten Morgen«, begrüßte sie Kapitän Orlow.
    »Ist Miss Brock an Bord?« fragte Struan.
    »Ja.«
    »Haben Sie … haben Sie sie getraut? Culum und meine Tess?« fragte Liza.
    »Ja.« Orlow wandte sich an Struan. »Sie haben mich seinem Befehl unterstellt. Er hat mir befohlen, ihn und Tess zu trauen. Der Herr ist nun mal der Herr. Das ist Gesetz. Ich habe nur einen Befehl befolgt.«
    »Sie haben ja völlig recht«, antwortete Struan beschwichtigend. »Sie waren nur in rein seemännischen Dingen verantwortlich. Ich habe das Culum auch klargemacht.«
    Wütend drehte sich Liza Brock zu Struan herum. »Dann war das also eine abgekartete Sache. Sie haben gewußt, daß die beiden durchbrennen!«
    »Nein, das hat er nicht gewußt, Mrs. Brock.« Culum trat aus dem Innern des Schiffes, selbstsicher, aber in einer gewissen Spannung. »Der Gedanke war von mir. Guten Tag, Tai-Pan. Ich habe Orlow den Befehl gegeben, uns zu trauen. Also bin ich auch dafür verantwortlich.«
    »Gehen wir nach unten, mein Junge.«
    Liza packte Culum mit aschgrauem Gesicht an der Schulter. »Bist du krank?«
    »Natürlich nicht. Wer hat Ihnen denn das eingeredet? Glauben Sie, ich würde Tess heiraten, wenn ich es wäre?«
    »Ich habe Gott angefleht, daß du die Wahrheit sagst! Wo ist Tess?«
    »In der Kajüte. Wir sind … kommen Sie nach unten.«
    »Ist sie … fehlt ihr nichts?«
    »Nein, Mrs. Brock!«
    »Dies ist nicht der richtige Ort für Familienauseinandersetzungen«, mischte sich Struan ein. Er ging den Niedergang hinunter, und Liza folgte ihm.
    »Hallo«, sagte Tess verlegen. Sie trat gerade aus der großen Kajüte. »Hallo, Mama.«
    »Fehlt dir nichts, mein Liebling?«
    »Aber nein, gewiß nicht.«
    Dann lagen Mutter und Tochter einander in den Armen.
    Struan machte Culum ein Zeichen, herauszukommen.
    »Entschuldige, Tai-Pan, aber wir haben diese Lösung für die beste gehalten.«
    »Hör zu, mein Junge: In deiner Abwesenheit hat es ein Unglück gegeben.« Er berichtete Culum von Gorth. »Es besteht kein Zweifel darüber, daß er es war. Er hat dafür gesorgt, daß du dich ansteckst. Genau wie ich gesagt habe.«
    »Und es gibt … es besteht keine Gefahr, daß die Sache nach sieben Tagen … oder?«
    »Nein. Aber am besten, du gehst zu Brocks Arzt. Das würde Liza beruhigen.«
    »Du hast wieder einmal recht gehabt. Du hattest mich gewarnt. Guter Gott, du hattest mich gewarnt. Warum aber hat Gorth so etwas getan? Wie konnte ein Mensch einem anderen so etwas

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