Tai-Pan
antun?«
»Ich weiß es nicht. Und ist sonst alles in Ordnung – zwischen dir und Tess?«
»Ja. Verdammter Gorth. Er konnte nur zerstören.« Culum holte zwei Briefe aus der Tasche. »Hier sind die Antworten von Skinner und Gordon.«
»Ich danke dir, mein Junge. Mach dir keine Sorgen um …«
»Wir gehen jetzt an Land«, erklärte Liza. Drohend stand sie in der Tür. »Ich nehme Tess mit mir, und dann …«
»Sie werden meine Frau nirgends mit hinnehmen, Mrs. Brock«, unterbrach sie Culum. »Und was die Gerüchte über meine Krankheit angeht – wir suchen jetzt sofort Ihren Arzt auf, damit die Angelegenheit aus der Welt geschafft ist.«
»Tyler wird die Ehe für nichtig erklären lassen. Sie wurde ohne das Einverständnis der Eltern geschlossen.«
»Wir sind vor Gott und dem Gesetz verheiratet, da erübrigt sich jedes weitere Wort.« Culum sprach aus, was er und Tess zu sagen beschlossen hatten. Aber sein bestimmtes Auftreten wirkte nun angesichts Gorths Schicksal etwas sinnlos. »Es tut mir leid, daß ich sie entführt habe – nein, leid tut es mir nicht. Wir sind jetzt verheiratet, und ich werde alles tun, um ein guter Schwiegersohn zu sein. Aber Tess bleibt bei mir und tut, was ich sage.«
»Tyler wird mit der Pferdepeitsche auf dich losgehen!«
»Nein, Mama!« stieß Tess hervor und lief zu Culum. »Wir sind verheiratet. Es ist doch völlig gleichgültig, ob es jetzt passiert ist oder in drei Monaten. Sagen Sie es ihr, Tai-Pan, sagen Sie es ihr, daß sie unrecht hat.«
»Sicher wird dein Vater zornig sein, Tess. Und mit Recht. Aber ebenso sicher wird er euch beiden verzeihen. Liza, können Sie den beiden nicht jetzt schon vergeben?«
»Mir steht es nicht zu, Dirk Struan, zu vergeben.«
»Ich bitte dich, Mama«, flehte Tess. Nichts kann jetzt noch geschehen, dachte sie. Wir sind Mann und Frau, er hat mich umarmt, und es hat weh getan wie damals, aber doch anders. Er ist glücklich und verständnisvoll, und ich liebe ihn. Nagrek hatte sie für immer abgetan. »Wollen wir jetzt nicht alle zusammen frühstücken?«
Liza wischte sich die Schweißtropfen von der Oberlippe. »Es ist am besten, ihr zieht jetzt ins Haus. Ich werde deinem Vater eine Nachricht schicken.«
»Wir werden im Englischen Hotel wohnen«, erklärte Culum.
»Das ist nicht nötig, Culum«, sagte Struan. »In unserem Kontorhaus haben wir eine Wohnung für euch.«
»Ich danke dir, aber wir finden, so ist es am besten. Wir meinen auch, daß wir sofort nach Hongkong zurückkehren sollten, Mr. Brock aufsuchen und ihn um Verzeihung bitten. Bitte, Mrs. Brock, seien wir doch Freunde. Mein Vater hat mir erzählt, was Gorth zugestoßen ist. Es war bestimmt nicht in seinem Sinn.«
»Ich glaube doch, mein Junge. Ihr könnt nicht sofort aufbrechen. Wir müssen morgen den Sarg nach Hongkong schaffen.«
»Was ist?« fragte Tess.
»Gorth ist ermordet worden«, antwortete Culum. »Gestern.«
»Was sagst du da?«
»Er ist von Mördern feige ermordet worden«, schrie Liza.
»Mein Gott, nein!«
Struan berichtete ihr nun alles. Mit Ausnahme dessen, was Gorth Culum anzutun versucht hatte. »Es blieb mir keine Wahl mehr, als ihn zu fordern«, schloß Struan. »Aber sein Blut klebt nicht an meinen Händen. Ich glaube, wir gehen jetzt am besten alle an Land.«
Tess weinte still vor sich hin. Culum hatte den Arm um ihre Schultern gelegt. »Wein nicht mehr, Liebling. Wir sind nicht daran schuld – Vater auch nicht.« Er führte sie aus der Kajüte.
Struan brach das Schweigen. »Sie sind jetzt verheiratet und glücklich, Liza. Warum können wir es nicht dabei belassen?«
»Wenn es nur um mich ginge, wäre ich einverstanden. Wenn Culum wirklich die Wahrheit sagt. Aber Tyler wird nich' wollen – Sie kennen ihn, wie ich ihn kenne. Ich weiß, daß Sie das ausgeheckt haben, Dirk. Und er wird es auch so sehen. Er wird Sie umbringen wollen – oder versuchen, Sie umzubringen, und ich glaube, Sie wollten das so haben. Tyler und Sie – umbringen werdet ihr euch gegenseitig, sobald er auf Sie losgeht oder Sie auf ihn. Warum haben Sie's denn nicht dabei belassen – drei Monate warten ist doch nicht so lange. Aber jetzt… ach, du lieber Gott!«
Struan blickte von den Briefen auf, als Culum niedergeschlagen das Kontor betrat und sich setzte. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Der Arzt hat gesagt, ich sei gesund.«
»Hast du schon zu Mittag gegessen?«
»Nein. Keiner von uns hatte Lust zu essen. Mein Gott, alles ging doch so gut. Hol Gorth der Teufel, ihn und
Weitere Kostenlose Bücher