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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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mehr zu lassen und Cunnington zu vernichten.
    »Dieser Artikel wird ein paar Leute in Raserei versetzen«, sagte Struan anerkennend.
    »Das hoffe ich auch.« Skinner hielt seine Arme ein wenig vom Körper ab, um den Juckreiz in seinen Achselhöhlen zu lindern. »Verfluchte Hitze! Aber ich muß schon sagen, Tai-Pan, Sie setzen Ihr Leben aufs Spiel, wenn Sie in der Nacht so herumlaufen.«
    Struan trug nur ein leichtes Hemd, eine Leinenhose und leichte Stiefel. »Sie sollten es einmal versuchen. Sie schwitzen weniger – und haben keine Hitzepickel mehr.«
    »Erwähnen Sie nur nicht diese verdammte Plage. Das hat nichts mit der Hitze zu tun, ganz einfach eine Sommerkrankheit. Der Mensch ist zum Schwitzen geboren.«
    »Und zur Neugier. Sie erwähnten in Ihrem Schreiben etwas von einem seltsamen Zusatz zu Longstaffs Vereinbarung mit Statthalter Tsching-so. Worum handelt es sich dabei?«
    »Wieder einmal einer dieser merkwürdigen Informationsbrocken, die ein Journalist unterwegs aufliest.« Skinner wischte sich das Gesicht mit einem Tuch, das einige Tintenflecke hinterließ, und setzte sich auf einen hohen Schemel. Dann erzählte er Struan von dem Saatgut. »Maulbeeren, Kamelien, Reis, Tee und alle möglichen Blumen.«
    Struan grübelte eine Weile darüber nach. »Gewiß, das ist schon seltsam.«
    »Longstaff ist, soviel ich weiß, kein Gartenfreund. Vielleicht war es Sinclairs Einfall – er hat einen Hang zur Gärtnerei. Zumindest seine Schwester.« Skinner beobachtete die chinesischen Kulis, die an der Druckerpresse arbeiteten. »Wie ich höre, ist sie sehr krank.«
    »Sie ist auf dem Weg der Besserung. Glücklicherweise. Der Arzt hat gesagt, es handelte sich um eine Darmkrankheit.«
    »Ich habe auch erfahren, daß Brock heute nachmittag an Bord des Flaggschiffs war.«
    »Sie haben sehr gute Informationen.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, ob ich wohl einen Nachruf vorbereiten sollte.«
    »Zuweilen kann ich Ihren Humor nicht sehr amüsant finden.«
    Der Schweiß rann über Skinners dicke Wangen und tropfte auf sein verschmutztes Hemd. »Es war nicht als Scherz gemeint, Tai-Pan.«
    »Trotzdem fasse ich es so auf«, erwiderte Struan leichthin. »Es bedeutet schlimmen Joss, von Nachrufen zu reden.« Er sah zu, wie die Maschine die Zeitung des nächsten Tages ausspie. »Ich habe auch über Whalen nachgedacht. Longstaff hat die alte Stadt Queen's Town genannt. Jetzt haben wir eine neue Stadt. Vielleicht sollte Whalen die Ehre zuteil werden, einen neuen Namen auszusuchen!«
    Skinner lachte in sich hinein. »Das würde ihn schön festlegen. Für welchen Namen haben Sie sich entschieden, Tai-Pan?«
    »Victoria.«
    »Das gefällt mir. Victoria? Longstaff wird dadurch mit einem einzigen Zug geschlagen. Ihre Anregung ist hiermit registriert, Tai-Pan. Überlassen Sie das mir. Whalen wird niemals auf den Gedanken kommen, daß es nicht sein eigener Einfall war – das garantiere ich Ihnen.« Skinner kratzte sich befriedigt den Bauch. »Wann gehört die Zeitung mir?«
    »An dem Tag, an dem die Krone Hongkong anerkennt und der Vertrag von beiden Regierungen ratifiziert ist.« Struan reichte ihm ein Schriftstück. »Hier drin ist alles niedergelegt. Mit meinem Siegel versehen. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß die Oriental Times zu dem Zeitpunkt noch erscheint.«
    »Haben Sie irgendwelche Zweifel, Tai-Pan?« fragte Skinner unbeeindruckt. Er sah die Zukunft deutlich vor sich liegen. Zehn Jahre, sagte er zu sich, dann bin ich reich. Dann reise ich nach England, heirate die Tochter eines kleinen Landedelmanns, kaufe mir ein bescheidenes Gutshaus in Kent und ziehe in London eine Zeitung auf. Ja, Morley, alter Freund, dachte er, du hast einen weiten Weg zurückgelegt – seit den Gassen von Limehouse, dem mit Krankheiten verseuchten Waisenhaus und den Raubzügen in der Gosse. Möge Gott diese Teufel strafen, die mich zur Welt gebracht und ausgesetzt haben. »Ich danke Ihnen, Tai-Pan. Keine Angst, ich werde es schon schaffen.«
    »Übrigens – hätten Sie vielleicht Interesse an einem Exklusivbericht: Cinchona heilt die Malaria von Happy Valley.«
    Skinner verschlug es einen Augenblick lang den Atem. »Mein Gott, Tai-Pan, das ist kein Bericht – das bedeutet Unsterblichkeit«, stammelte er schließlich. »Exklusiv, haben Sie gesagt? Das ist der wichtigste Bericht der Welt! Natürlich«, fügte er listig hinzu, »der Aufhänger für diesen Bericht wäre ›sie‹ – oder ›er‹ –, je nachdem, wer geheilt worden

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