Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
»Entschuldigen Sie, Tai-Pan, aber einer Ihrer Seeleute ist da. Ein Chinese – Fong.«
    »Lassen Sie ihn eintreten.«
    Fong trat unter Verbeugungen wortlos ein.
    Struan betrachtete forschend den untersetzten, pockennarbigen Chinesen. In den drei Monaten, in denen er an Bord war, hatte er sich in so mancher Hinsicht verändert. Nun trug er ganz selbstverständlich die europäische Seemannskleidung. Der Zopf war ordentlich unter der gestrickten Mütze zusammengerollt. Sein Englisch war einigermaßen. Ein ausgezeichneter Seemann. Gehorsam, still und rasch von Auffassung.
    »Was tust du an Land?«
    »Kapitän sagen, kann Land gehen, Tai-Pan. Meine Wache Landurlaub.«
    »Und was willst du von mir, Fong?«
    Fong reichte ihm ein zerknittertes Stück Papier. Die Schriftzüge auf ihm waren kindlich. »Aberdeen. Gleiche Stelle, Kamerad. Acht Glasen, Mittelwache. Allein kommen.« Die Unterschrift lautete: »Berts und Freds Papa.«
    »Wo hast du das her?«
    »Kuli mich anhalten, mir geben.«
    »Verstehst du, was da steht?«
    »Ich lesen, ja. Nicht leicht lesen. Sehr schwer, schon gut.«
    Struan dachte über den Fetzen Papier nach. »Der Himmel. Hast du ihn angesehen?«
    »Ja, Tai-Pan.«
    »Was sagt er dir?«
    Fong wußte, daß dies eine Prüfung war. »Tai-fung«, antwortete er.
    »Wie lange?«
    »Nicht wissen. Drei Tag, vier Tag – mehr, weniger. Tai-fung, schon gut.«
    Die Sonne war bereits unter den Horizont gesunken, und das Tageslicht nahm rasch ab. Laternen tauchten als Lichtpunkte auf dem Ufergelände und an den Baustellen auf. Der Schleier am Himmel hatte sich verdichtet. Ein riesiger blutiger Mond hing über dem klaren Horizont.
    »Ich glaube, du hast eine gute Nase, Fong.«
    »Ich danken, Tai-Pan.«
    Struan hielt den Papierfetzen hoch. »Und was sagt dir deine Nase in der Sache?«
    »Nicht allein gehen«, antwortete Fong.

43
    Mit zunehmender Dunkelheit begann sich der Himmel zu bewölken, und die Feuchtigkeit nahm zu. Die Chinahändler, die mit Wind und See ihre Erfahrungen hatten, wußten, daß es bald Regen geben würde. Die Wolken kündeten die ersten Regengüsse der Jahreszeit an. Für einige Zeit würde die ständige Schwüle etwas gelindert und der Staub abgewaschen werden. Nichts weiter als ein Platzregen, wenn der Joss mit ihnen war. War er gegen sie, würde es Sturm geben. Und Joss allein würde bestimmen, ob der Sturm zum Taifun werden sollte.
    »Es ist mir so heiß, Tai-Pan«, sagte May-may und fächelte sich im Bett. »Mir auch«, antwortete Struan. Er zog sich gerade ein durchweichtes Hemd aus und schlüpfte in ein frisches. »Ich habe dir doch gesagt, du solltest lieber in Macao bleiben. Dort ist es sehr viel kühler.«
    »Mag sein, aber dann ich habe das Vergnügen nicht, dir zu sagen, daß mir heiß ist, zum Teufel!«
    »Krank warst du mir lieber. Da gab es keine Frechheiten und kein gemeines Fluchen!«
    »Ha!« schnaubte sie. »Du zu mich nicht verlogen sein!«
    »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Verlogen, Tai-Pan. Du kein Englisch mehr verstehen? Währen' du den ganzen Tag weg, ohne Sorge um deine arme, alte Mutter, ich bin furchtbarlich fleißig gewesen und dein Dr. Johnson-Wörterbuch gelesen, um in mein Kopf barbarische Sprache hineinstopfen. Weiß jeder, was ›verlogen‹ ist. Es bedeutet ›lügen‹. Das, was du tust, bei Gott!« Sie zwang sich zu einem Schmollen, was sie noch reizender machte. »Du mich nicht mehr vergöttern!«
    »Ich habe nicht übel Lust, dir diese Verlogenheit auf deinen kleinen Hintern zu schreiben.«
    May-may stieß ein geduldiges Seufzen aus. »Tai-Pan wollen Cow Chillo hupp-hupp, heja, Maste'? Können, und ob, schon gut.«
    Struan näherte sich dem Bett, und May-may wich zurück. »Nein, Tai-Pan, das war Scherz!«
    Er hielt sie fest umschlungen. »Ach, meine Kleine, werd' nur erst einmal gesund, das ist das wichtigste.«
    Sie trug eine mattblaue seidene Jacke, ihr Haar war elegant frisiert, ihr Parfüm berauschend. »Wagst du nicht in Freudenhäuser zu gehen, he?«
    »Sei nicht so töricht.« Er küßte sie und zog sich dann fertig an, steckte sein Messer in das Rückenhalfter und den kleinen Seemannsdolch in seinen linken Stiefel. Im Nacken band er das Haar ordentlich mit einem Band zusammen.
    »Für was du dein Haar schneiden, Tai-Pan? Zu einem Zopf wachsen lassen wie ein zivilisierter Mensch. Sehr hübsch.«
    Lim Din klopfte an und trat ein. »Maste'. Maste' Tschen hier. Können?«
    »Sprechen Kajüte oben.«
    »Du zurückkommen, Tai-Pan?«
    »Nein, meine

Weitere Kostenlose Bücher