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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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konnte ihr nicht mehr helfen.«
    Struan starrte auf die Hafenbucht hinaus, ohne sie zu sehen. »Hast du Onkel Robb das alles berichtet?«
    »Ja. Ja, ich glaube wohl.«
    »Armer Robb. Ich gehe jetzt am besten an Bord.« Struan beugte sich nieder und hob die Berichte auf, die halb vom Sand bedeckt waren. Sie waren nicht geöffnet. Er klopfte den Sand ab.
    »Entschuldige«, sagte Culum, »ich habe vergessen, sie dir zu geben.«
    »Nein, mein Junge. Du hast sie mir gegeben.« Struan sah ein Langboot, das sich dem Ufer näherte. Achtern saß Isaac Perry.
    »Guten Tag, Mr. Struan«, sagte Perry gedämpft. »Ich bedauere Ihren Verlust.«
    »Wie geht es Robb?«
    Perry antwortete nicht. Er trat ans Wasser und brüllte die Mannschaft an: »Bißchen schneller!« Und Struan fragte sich trotz der Dumpfheit seines gequälten Geistes, wieso Perry Angst vor ihm hatte. Es gab gar keinen Grund für eine solche Angst. Nicht den geringsten.
    Die Männer trugen einen Tisch, Bänke und Verpflegung, Tee, Branntwein und Kleidung an Land.
    »Bißchen schneller!« wiederholte Perry gereizt. »Und verschwindet! Macht zum Teufel, daß ihr von hier wegkommt! Verschwindet!«
    Die Matrosen stießen das Langboot schnell wieder ins Wasser, ruderten durch die Brandung und warteten dann, froh, außer Reichweite zu sein.
    Struan half Culum, trockene Kleidung anzuziehen, und zog dann selber ein sauberes, gefälteltes Hemd und eine warme Seemannsjacke an. Perry war ihm behilflich, seine durchnäßten Stiefel herunterzuzerren.
    »Danke«, sagte Struan.
    »Tut es weh?« fragte Culum, als er den Fuß sah.
    »Nein.«
    »Nun zu Mr. Robb, Sir«, sagte Perry. »Nachdem Culum gegangen war, hat er sich über den Alkohol hergemacht. Ich habe ihm gesagt, er solle es bleiben lassen, aber er wollte nicht auf mich hören.« Zögernd fuhr er fort. »Sie hatten Befehl gegeben. Es ist dann in der Kajüte etwas heiß hergegangen, aber ich habe ihm den Alkohol abgenommen. Als er wieder zu sich kam, hatte er es überstanden. Ich habe ihn an Bord der China Cloud gebracht und ihn seiner Frau übergeben.«
    »Sie haben ganz richtig gehandelt, Isaac. Danke.« Struan legte Culum Essen vor – gekochtes Rindfleisch, Klöße, kaltes Huhn, Kartoffeln und Schiffszwieback. Für sich nahm er einen Zinnkrug mit heißem, süßem Tee.
    »Seine Exzellenz übermittelt Ihnen sein Beileid. Er würde, sobald es Ihnen genehm ist, gern an Bord kommen.«
    Struan rieb sich sein Gesicht und fühlte die Stoppeln seines Bartes. Er fragte sich, warum er sich stets schmutzig vorkam, wenn er unrasiert war und seine Zähne nicht geputzt hatte.
    »Ihr Rasierzeug ist hier«, sagte Perry und deutete auf einen Nebentisch. Der Tai-Pan war, was seine persönliche Sauberkeit betraf, von fanatischer Besessenheit. »Hier ist heißes Wasser.«
    »Danke.« Struan machte ein Handtuch naß und fuhr sich damit über Gesicht und Kopf. Dann seifte er sich das Gesicht ein und rasierte sich geschickt ohne Spiegel. Danach tauchte er eine kleine Bürste in seinen Krug mit Tee und begann sich kräftig die Zähne zu putzen.
    Muß auch so ein heidnischer Aberglaube sein, dachte Perry verächtlich. Zähne werden nun einmal alt, faulen und fallen aus. Das ist nun mal so.
    Struan spülte sich den Mund mit Tee und spie ihn aus. Er füllte den Krug mit frischem Tee und tat einen tiefen Zug. Zu seinem Rasierzeug gehörte auch eine kleine Flasche mit Kölnischem Wasser; er goß sich ein paar Tropfen in die Hand und verrieb sie im Gesicht.
    Erfrischt setzte er sich nieder. Culum stocherte in seinem Essen herum.
    »Solltest essen, mein Junge.«
    »Danke, bin nicht hungrig.«
    »Iß trotzdem.« Der Wind zauste an Struans rotblondem Haar, das er lang und glatt trug. Er strich es zurück. »Ist mein Zelt aufgestellt, Isaac?«
    »Selbstverständlich. Sie haben es doch befohlen. Es steht auf dem Hügel oberhalb des Flaggenmastes.«
    »Richten Sie Tschen Scheng von mir aus, er soll nach Macao segeln und Honig und frische Eier kaufen. Außerdem soll er chinesische Kräuter kaufen, die man gegen Mattigkeit und die Nachwirkungen der Indischen Seuche nimmt.«
    »Mir geht es schon sehr gut, Vater, vielen Dank«, widersprach Culum schwach. »Ich brauche kein heidnisches Hexengebräu.«
    »Das sind keine Hexen, wie wir sie kennen, mein Junge«, entgegnete Struan. »Außerdem sind sie Chinesen und keine Heiden. Ihre Kräuter haben mich schon so manches Mal gerettet. Der Osten ist mit Europa nicht zu vergleichen.«
    »Du brauchst dir um mich keine

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