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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sorgen zu machen, Vater.«
    »Doch. Der Osten ist nicht der richtige Ort für Schwache. Isaac, lassen Sie die China Cloud mit Tschen Scheng nach Macao auslaufen, und wenn sie nicht in kürzester Zeit zurück ist, können Kapitän Orlow und alle Offiziere abmustern. Rufen Sie das Langboot heran.«
    »Vielleicht sollte Culum mit dem Schiff nach Macao fahren, Mr. Struan.«
    »Er bleibt unter meinen Augen, bis ich weiß, daß er wirklich gesund ist.«
    »In Macao würde er gut gepflegt. An Bord haben wir doch nicht…«
    »Verdammt noch mal, Isaac, tun Sie jetzt, was ich Ihnen sage! Lassen Sie das Langboot kommen!«
    Perry erstarrte für einen Augenblick und rief dann das Langboot an Land.
    »Flaggschiff!« befahl Struan, wobei er gewohnheitsmäßig die Lage der Schiffe musterte, den Geruch des Windes einzog, die Wolken prüfend betrachtete und das Wetter zu erkennen suchte. Die See war ruhig. Aber er witterte die Unruhe in der Luft.
    Unterwegs zum Flaggschiff las Struan die Berichte. Gewinne beim Tee des letzten Jahres, gut. Perry hatte eine einträgliche Fahrt gemacht, gut. Eine Kopie der Frachtpapiere der Scarlet Cloud, die Perry aus Kalkutta mitgebracht hatte; schlecht: Opium im Wert von zweihundertzehntausend Pfund Sterling verloren. Ein Glück, daß das Schiff versichert war – aber das ersetzte nicht den Ausfall an Mannschaft und Frachtraum, bis ein neues Schiff gebaut war. Die Opiumfracht war Bannware und daher nicht versichert gewesen. Der Gewinn eines Jahres war dahin. Was war dem Schiff zugestoßen? Sturm oder Piraten? Sturm war wahrscheinlicher. Es sei denn, daß es einem der spanischen, französischen, amerikanischen – oder auch englischen – Freibeuter begegnet war, die das Meer verseuchten. Schließlich zerbrach er das Siegel auf dem Brief seines Bankiers. Er las ihn, und Zorn loderte in ihm empor.
    »Was ist?« fragte Culum erschrocken.
    »Ein alter Ärger. Nichts weiter. Gar nichts.« Struan tat so, als läse er den nächsten Bericht, während er vor Wut kochte. Herrgott und Vater! ›Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, daß unser Kredit zeitweilig überzogen worden ist und daß, von böswilligen Konkurrenten ausgelöst, ein Sturm auf die Bank eingesetzt hat. Wir sind daher leider gezwungen, unser Haus zu schließen. Das Direktorium hat entschieden, daß für jedes Pfund ein Sixpence ausbezahlt wird. Ich habe die Ehre, Sir mich Ihnen als Ihr sehr ergebener Diener zu empfehlen …‹ Und wir haben fast eine Million Sterling in ihren Papieren angelegt. Fünfundzwanzigtausend Pfund Sterling für eine Million, und dazu unsere Schulden, die sich fast auf eine Million belaufen. Wir sind bankrott. Großer Gott, ich habe Robb davor gewarnt, das gesamte Geld auf eine Bank zu legen. Das kann man in Anbetracht all der wilden Spekulationsgeschäfte in England einfach nicht, wo eine Bank Papiere für jeden beliebigen Betrag ausgeben darf.
    »Aber diese Bank ist sicher«, hatte Rob gesagt, »und wir müssen das ganze Geld beisammen haben, für Nebenbürgschaften.« Robb hatte ihm dann die Einzelheiten eines komplizierten Finanzierungssystems auseinandergesetzt, in das spanische, französische und deutsche Obligationen und Staatliche Schuldverschreibungen in England einbezogen waren. Dadurch erhielt Struan & Co. am Ende eine sichere Bankgrundlage im internationalen Handel und eine gewaltige Kaufkraft, mit der man die Flotte vergrößern und sie auf den von Struan gewünschten Stand bringen konnte. Außerdem konnte sich Noble House auf diese Weise besondere Vergünstigungen auf den einträglichen deutschen, französischen und spanischen Märkten einhandeln.
    »Na gut, Robb«, hatte er gesagt, ohne diese komplizierten Vorgänge durchschaut zu haben. Aber er hatte sich darauf verlassen, daß Robbs Vorschläge Hand und Fuß hatten.
    Und jetzt sind wir ruiniert. Bankrott.
    Guter Gott!
    Er war noch zu benommen, als daß er über eine Lösung hätte nachdenken können. Er konnte nur über den furchteinflößenden Charakter dieses neuen Zeitalters nachgrübeln. Über seine komplizierten Verästelungen. Über die unglaubliche Schnelligkeit, mit der sich alles vollzog. Eine neue Königin – Victoria, seit Jahrhunderten der erste beliebte Herrscher. Und Albert, ihr Gemahl – von ihm vermochte er sich noch kein Bild zu machen, ein verfluchter Ausländer aus Sachsen-Coburg, aber das Parlament war jetzt stark, hatte das Heft fest in der Hand, und das war immerhin eine neue Entwicklung. Frieden seit sechsundzwanzig Jahren

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