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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geraten.«
    »Es ist kein Verbrechen, für Reformen einzutreten. Das Parlament muß Veränderungen herbeiführen.«
    »Für Reformen eintreten, bitte sehr. Man kann reden, diskutieren, Petitionen verfassen, aber man soll nicht zur Gewalttätigkeit aufrufen und auf eine Revolution hinarbeiten. Die Regierung war völlig im Recht, als sie die Unruhen in Wales und in den Midlands niedergeschlagen hat. Aufstand ist wahrhaftig keine Lösung. Es geht das Gerücht, daß die Chartisten noch immer nichts dazugelernt haben, Waffen kaufen und Geheimversammlungen abhalten. Weiß Gott, sie gehören ausgerottet.«
    »Du wirst die Chartisten nicht ausrotten können. Es gibt zu viele, die die Charta wollen und bereit sind, für sie zu sterben.«
    »Dann wird es viele Tote geben, mein Junge, wenn die Chartisten sich nicht in Geduld fassen.«
    »Du weißt ja gar nicht, wie es heute auf den Britischen Inseln zugeht, Vater. Du bist schon zu lange hier draußen. Bei leerem Magen fällt es einem schwer, Geduld zu üben.«
    »In China ist es genau dasselbe. Auf der ganzen Welt – überall dasselbe. Aber Revolten und Aufstände sind nicht Sache der Briten.«
    Aber es wird bald dahin kommen, dachte Culum zornig, wenn keine Veränderungen eintreten. Jetzt bedauerte er, daß er Glasgow verlassen hatte und in den Fernen Osten gereist war. Glasgow war das Zentrum der schottischen Chartisten, und er war der Führer der Studenten, die sich insgeheim verschworen hatten, für die Sache der Chartisten zu arbeiten, sich dafür einzusetzen – und falls nötig zu sterben.
    Die Kajütentür öffnete sich erneut, und der Posten nahm Haltung an. Der Admiral, ein stämmiger Mann, trat heraus. Sein Gesicht war verschlossen und zornig. Er entfernte sich, von seinen Kapitänen gefolgt, in Richtung auf den Niedergang. Die meisten Kapitäne waren jung, aber es gab auch einige mit grauen Haaren. Alle trugen Marineuniform und Dreispitz; ihre Degen klirrten.
    Kapitän Glessing kam als letzter. Er blieb vor Struan stehen. »Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen, Mr. Struan? Ein großes Unglück!«
    »Danke.« Ist es ganz einfach nur ein Unglück, fragte sich Struan, eine gute Frau und drei gute Kinder zu verlieren? Oder hat Gott – oder der Teufel – hier die Hand mit im Joss? Oder sind – Gott, Teufel, Glück und Joss – ganz einfach nur verschiedene Namen für die gleiche Sache?
    »Im übrigen haben Sie völlig richtig gehandelt, als Sie diesen verdammten Marinesoldaten töteten«, sagte Glessing.
    »Ich habe ihn nicht angerührt.«
    »Wahrhaftig? Ich hatte geglaubt. Von dort aus, wo ich stand, konnte ich es nicht richtig beobachten. Aber es ist ohne Bedeutung.«
    »Haben Sie ihn an Land beerdigt?«
    »Nein. Es wäre töricht, die Insel mit einer solchen Krankheit zu besudeln. Sagt Ihnen übrigens der Name Ramsey irgend etwas, Mr. Struan?« fragte Glessing, wobei er jede Liebenswürdigkeit jäh fallenließ.
    »Ramsey ist ein recht verbreiteter Name.« Struan war vorsichtig.
    »Gewiß. Aber Schotten hängen wie die Kletten zusammen. Ist das nicht eine Erklärung für den Erfolg der von Schotten geleiteten Unternehmungen?«
    »Es ist immer schwer, vertrauenswürdige Leute zu finden«, sagte Struan. »Aber was hat es mit dem Namen Ramsey auf sich?«
    »Es ist der Name eines Mannes, der von meinem Schiff desertiert ist«, erklärte Glessing mit Nachdruck. »Er ist ein Vetter Ihres Bootsmanns, McKay heißt er, glaube ich.«
    »Was weiter?«
    »Nichts weiter. Es ist nur eine Information, die ich Ihnen gebe. Wie Ihnen selbstverständlich bekannt ist, kann jeder Kauffahrer, bewaffnet oder nicht, der Deserteure an Bord hat, als Prise aufgebracht werden. Von der Royal Navy.« Glessing lächelte. »Sehr dumm zu desertieren. Er kann doch immer nur auf ein anderes Schiff gehen. Wo sollte er sonst hin?«
    »Nirgends.« Struan fühlte sich in die Enge getrieben. Er war überzeugt, daß sich Ramsey irgendwo an Bord eines seiner Schiffe befand, und er war sicher, daß da Brock seine Hände im Spiel hatte – und vielleicht auch Glessing.
    »Wir werden heute die Schiffe durchsuchen. Sie haben doch nichts dagegen einzuwenden?«
    »Natürlich nicht. Wir achten sehr darauf, was wir für Leute an Bord haben.«
    »Sehr klug von Ihnen. Der Admiral war der Ansicht, Noble House sollte auch hier den Vorrang haben, so daß Ihre Schiffe umgehend durchsucht werden.«
    In diesem Fall, dachte Struan, kann ich ohnehin nichts mehr tun. Und so verdrängte er die ganze Sache aus seinem

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