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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gestank, die Krämpfe, die Qualen, die sie ausstanden, die eingesunkenen Augen und die Zuckungen; die sich vor Schmerzen windenden Leiber, noch mehr Gestank und dann das röchelnde Sterben. Und nach dem Tod die plötzlichen Muskelzuckungen, und seine Mutter, die sich eine Stunde nach ihrem Tod auf dem Bett jäh zusammenzog, Augen und Mund weit aufgerissen.
    Die alte Furcht begann ihn krank zu machen, und er suchte nach etwas, woran er denken konnte – irgend etwas, das ihn sein Entsetzen vergessen ließ. »Was nun das Land betrifft, Sir, so müßte es zunächst einmal vermessen werden. Wer soll das tun, Sir?«
    »Wir werden schon jemand finden, nur keine Sorge.«
    »Vielleicht Glessing«, meinte Struan. »Er hat Erfahrungen mit Vermessen und dem Anlegen von Karten.«
    »Guter Gedanke. Ich werde mit dem Admiral reden. Ausgezeichnet.«
    »Sie könnten auch in Erwägung ziehen, den Strand, an dem die Flagge geheißt wurde, ›Glessing's Point‹ zu nennen.«
    Longstaff war verwundert. »Sie werde ich niemals verstehen. Warum geben Sie sich auch noch die Mühe, den Namen eines Mannes, der Sie haßt, zu verewigen?«
    Weil gute Feinde auch ihren Wert haben, dachte Struan. Und weil ich eine gute Verwendung für Glessing habe. Er würde in den Tod gehen, um Glessing's Point zu verteidigen, und das bedeutet Hongkong. »Es würde bei der Marine guten Eindruck machen«, erklärte Struan. »Nur ein Vorschlag.«
    »Eine gute Idee. Ich freue mich, daß Sie das vorgeschlagen haben.«
    »Ich denke, wir kehren jetzt auf unser Schiff zurück«, sagte Struan.
    Er war müde. Und es blieb noch immer viel zu tun.
    Isaac Perry stand auf dem Achterdeck der Thunder Cloud und sah den Marinesoldaten zu, die unter den Persennings, in den Rettungsbooten und in den Segelkästen herumstöberten. Er haßte Marinesoldaten und Marineoffiziere. Ihn selber hatte man einmal zur Marine gepreßt. »Es sind keine Deserteure an Bord«, erklärte er erneut.
    »Selbstverständlich«, erwiderte der junge Offizier.
    »Befehlen Sie bitte Ihren Leuten, keinen solchen Saustall zu hinterlassen. Wir werden eine ganze Woche brauchen, um hinter ihnen aufzuräumen.«
    »Ihr Schiff würde eine hübsche Prise abgeben, Kapitän Perry. Das Schiff und seine Ladung«, sagte der Offizier spöttisch.
    Perry starrte McKay finster an, der von Posten unter Gewehr bewacht neben der Laufplanke stand. Du bist ein toter Mann, McKay, dachte Perry, wenn du Ramsey an Bord geholfen hast.
    »Langboot am Fallreep achtern«, rief der Dritte Offizier. »Der Schiffseigner kommt an Bord.« Perry eilte davon, um Struan zu begrüßen. »Sie glauben, wir hätten einen Deserteur an Bord, Sir.«
    »Ich weiß«, antwortete Struan, als er das Deck betrat. »Warum ist mein Bootsmann unter Arrest?« fragte er den arroganten jungen Offizier, und in seiner Stimme lag eine gefahrdrohende Heiserkeit.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Er ist ein Verwandter von Ramsey und…«
    »Zum Teufel mit Vorsichtsmaßnahmen! Bei Gott, bis zum Beweis seiner Schuld ist er unschuldig«, brüllte Struan. »Sie sind hier an Bord, um das Schiff zu durchsuchen, aber nicht um meine Leute zu belästigen und zu verhaften.«
    »Ich weiß von nischt, Sir!« stieß McKay hervor. »Wenn Ramsey an Bord is', hab' ich damit nischt zu tun. Und er is' nich' an Bord.«
    »Sei Gott Ihnen gnädig, wenn er es ist«, erwiderte Struan. »Sie haben, bis ich anderes anordne, das Schiff nicht mehr zu verlassen. Gehen Sie nach unten!«
    »Jawohl, Sir«, sagte McKay und verzog sich eiligst.
    »Herrgott und Vater, Isaac!« tobte Struan weiter, »Sie sollen doch hier Kapitän auf diesem Schiff sein. Wo steht, daß die Marine einen Mann ohne Haftbefehl festnehmen kann – nur als Vorsichtsmaßnahme?«
    »Steht nirgends, Sir.« Perry zitterte vor Erregung und hielt es für besser, sich auf keinerlei Auseinandersetzung einzulassen.
    »Machen Sie, daß Sie von meinem Schiff runterkommen, zum Teufel. Sind entlassen!«
    Perry erblaßte. »Aber, Sir …«
    »Bis Sonnenuntergang sind Sie von meinem Schiff herunter.« Struan schritt zum Gang, der in das Innere des Schiffes führte. »Komm, Culum.«
    Culum holte seinen Vater auf dem Durchgang zur großen Kajüte ein.
    »Das ist nicht gerecht«, sagte er. »Das ist nicht anständig. Kapitän Perry ist der beste Kapitän, den du hast. Du hast es immer gesagt.«
    »Er war es, mein Junge«, erwiderte Struan. »Er hat die Interessen eines Untergebenen nicht wahrgenommen. Außerdem hat er Angst. Wovor weiß ich

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