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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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würde er es ihm sagen.
    »Ich muß ein paar Stunden schlafen«, sagte Struan. »Ich fahre jetzt an Land. Ihr kehrt auf die Resting Cloud zurück, du und Sarah? Perry hat bis Sonnenuntergang das Schiff zu verlassen. Ich habe ihn an die Luft gesetzt.«
    »Wer wird an seine Stelle treten?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Struan, während er schon hinausging. »Teil Brock mit, daß ich mich mit ihm bei Sonnenuntergang am Ufer treffen werde.«

3
    Struan hatte nur wenig geschlafen. Das Essen auf dem Tisch hatte er nicht angerührt. Er starrte durch die Öffnung des Zeltes auf die Schiffe, die vor Anker lagen. Die Sonne sank, ein verschwommener Mond hing tief am Horizont. Gewaltig aufgetürmte Kumuluswolken trieben am Himmel. Im Wind war das Nahen eines Sturmes zu spüren.
    Ti-sen, wiederholte er sich in Gedanken stets von neuem. Ti-sen ist der einzige, der dich retten kann. Aber das bedeutet Verrat an allem, woran du geglaubt hast, an allem, wofür du gearbeitet hast.
    McKay trat mit einer brennenden Laterne ein und stellte sie auf den Tisch. Das Zelt war geräumig und bequem; auf dem steinigen Boden waren Teppiche ausgebreitet.
    »Brocks Langboot nähert sich dem Land, Sir.«
    »Nehmen Sie Ihre Leute und gehen Sie mit Ihnen außer Hörweite.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ist Meldung gekommen, daß man Ramsey gefunden hat?«
    »Nein, Sir.«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nich', Sir.«
    Struan nickte zerstreut. »Setzen Sie morgen alle unsere Spitzel ein, um festzustellen, wo er ist.«
    »Bitte um Verzeihung, Sir, ich habe bereits herumhorchen lassen, Sir.«
    McKay versuchte, seine Unruhe zu verbergen. »Wenn er an Bord ist, dann hat sich jemand einen bösen Streich erlaubt.« Er fügte noch hinzu: »Die Sache mit Käpt'n Perry tut mir leid, Sir.«
    Struans Augen wurden plötzlich hart. »Ich gebe Ihnen vierzehn Tage, um festzustellen, daß ich im Fall Isaac recht hatte. Vierzehn Tage, oder Sie werden ebenfalls an die Luft gesetzt.«
    »Jawohl, Sir.« McKay durchzuckte ein stechender Schmerz; er fuhr ihm durch alle Gedärme, und er verwünschte sich selber, weil er den Mund nicht hatte halten können. Wirst du es denn niemals lernen, du Idiot?
    Brocks schwere Schritte waren auf dem Strand zu hören. Er stand in der Öffnung des Zeltes. »Darf man an Bord kommen, Dirk?«
    »Bitte, Tyler.«
    McKay ging hinaus. Brock setzte sich an den Tisch, und Struan goß ihm ein großes Glas Branntwein ein.
    »War schon ein schwerer Schlag, Ihre Familien zu verlieren. Kann mir vorstellen, wie Sie sich fühlen – habe selbst zwei Frauen im Kindbett verloren und die Kinder dazu. Schlimm.«
    »Ja.«
    »Nicht besonders großartig, die Unterkunft«, sagte Brock und blickte sich im Zelt um.
    »Hunger?« Struan deutete aufs Essen.
    »Danke bestens.« Brock nahm ein Huhn, riß es in zwei Teile und zog die eine Hälfte des weißen Fleisches vom Gerippe. Am kleinen Finger der einen Hand trug er einen großen, in Gold gefaßten Smaragd. »Sieht ganz so aus, als ob dem Joss vom Noble House die Luft ausgeht.«
    »›Joss‹ ist ein großes Wort.«
    Brock lachte auf. »Dirk, hören Sie mal, eine Firma muß Silberbarren haben, wenn sie ihren Kredit stützen will. Sogar Noble House.«
    »Richtig.«
    »Ich habe viel Zeit und 'ne Menge Moneten verplempert, um Ihnen auf die Spur zu kommen.« Brock griff nach der anderen Hälfte der Hühnerbrust und schlang sie hinunter, »n' guten Koch haben Sie. Können ihm von mir ausrichten, er kann bei mir 'ne Stellung haben.«
    »Ihm gefällt es, wo er jetzt ist.«
    »Keine Moneten, keine Arbeit, alter Schlauberger. Keine Bank, kein Kredit, keine Schiffe, kein Garnischt!« Brock riß noch ein Huhn auseinander. »Haben Sie vielleicht Champagner hier? Wäre jetzt doch die richtige Gelegenheit dafür, meinen Sie nicht?«
    Struan öffnete geschickt die Flasche und goß für Brock und sich selber ein.
    »Ah, schön kalt. Gerade richtig.« Brock schnalzte mit den Lippen. »Fünfundzwanzigtausend sind nicht gerade viel für 'ne Million, was?«
    Struan antwortete nicht. Sein Gesicht war ungerührt.
    »Sixpence aufs Pfund, haben sie gesagt. Gestern kam 'n Brief mit der Post. Ich hab' zehntausend Pfund verloren. Schlimm. Sehr übel von der Bank, so mit dem Geld ihrer Kunden zu spielen.« Brock lachte in sich hinein. »Bin zufällig dem Kerl, dem Skinner, begegnet. Hat auch gefunden, war' 'ne üble Sache. Schreibt 'n Artikel – bestimmt mit dicker Überschrift. Und recht hat er.«
    Er schnitt sich ein Stück Apfeltorte ab und verzehrte

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