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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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darauf liegt, erkennt man, dass es einmal blank poliert war und Licht und Bewegung widergespiegelt hat. Wir finden auch ein Spülbecken, in das, als wir einen Griff drehen, rostbraunes Wasser aus einem Rohr schießt, und von der Decke hängen eigenartige Äste, die aufflackern und den Raum in Licht tauchen, als Emma auf etwas an der Wand drückt. Dieser Ort ist magisch. Inzwischen bin ich mir sicher, dass er nicht von menschlichen Händen erbaut ist.
    »Ist das zu glauben?«, fragt Emma, die sich in der leeren Eingangshalle dreht. »Ich wünschte, wir könnten den anderen davon erzählen. Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn wir alle zusammen über die Mauer klettern würden? Wir hätten fließendes Wasser und Zauberkerzen und …«
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen wird die geschlossene Tür eingetreten.
    Emma drängt sich an mich. Zwei Gestalten stehen im Eingang. Um sie herum setzt sich aufgewirbelter Staub. In den Händen halten sie lang gestreckte, schmale Instrumente, und irgendwoher weiß ich, dass ich gegen diese Eindringlinge auch mit meinen Pfeilen nichts ausrichten könnte.
    »Gott sei Dank hat es euch noch nicht gefunden«, erklärt einer von ihnen. Er hat eine Narbe, die unterhalb seines linken Auges beginnt und in einen dichten Bart hineinläuft, der um seinen Mund wächst, und sein Schädel ist vollkommen haarlos. Der Mann neben ihm sieht jünger aus und ist glatt rasiert. Aber beide sind älter als ich, und da ich noch nie einen Mann über achtzehn gesehen habe, kommen sie mir wie Greise vor. Sie tragen beide die gleiche Kleidung: schwarze Hosen und schwarze Jacken, auf deren Brust ein rotes, mit einem kursiven, weißen f  geschmücktes Dreieck prangt.
    »Seid ihr allein?«, fragt der Bärtige.
    Emma und ich nicken gleichzeitig.
    »Etwas geht in diesem Gebiet um. Etwas Gefährliches. Ihr habt Glück, dass wir euch zuerst gefunden haben.«
    »Etwas?«, frage ich. Mehr bringe ich nicht heraus mit meiner unsicheren Stimme.
    »Hier seid ihr nicht sicher«, sagt er. »Kommt mit uns.«
    Er tritt auf uns zu, packt Emma am Ellbogen und will sie mitziehen.
    »Finger weg von ihr«, fauche ich.
    Er fährt herum, sodass sein Gesicht direkt vor meinem schwebt. Das Auge über seiner Narbe ist weißlich verschwommen und beunruhigt mich. »Wenn du weißt, was gut für dich und deine Freundin ist, dann hältst du den Schnabel und lässt dich von uns in Sicherheit bringen. Aber wenn du verbrennen willst, tu dir keinen Zwang an und bleib hier.«
    Verbrennen. Die verkohlten Leichen. Sind wir etwa die Ersten, die nach dem Übersteigen der Mauer auf diese schwarz gekleideten Retter treffen, die Ersten, die dem Tod entgehen, der alle anderen ereilt hat?
    Der Bärtige richtet sich auf. »Und, Romeo?« Es dauert einen Moment, bis ich begreife, dass er mit mir redet. »Wie lautet die Entscheidung?«
    Ich schaue Emma an. Ihre Miene zeigt nichts als Angst, und ich bin mir sicher, dass ich genauso aussehe. Sie nickt kurz, nimmt meine Hand und drückt sie.
    »Wir kommen mit«, sage ich zu dem Mann.
    »Gut. Dann Bewegung. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Draußen auf dem Hügel vor uns erwarten uns zwei eigenartig geformte Apparate, die auf Rädern stehen. Sie sind in Form und Farbe identisch und beide geräumig genug, um mehrere Menschen aufzunehmen, aber nicht groß genug, um Häuser zu sein, obwohl ihre Fenster und Türen das nahelegen. Der Bärtige zieht ein kleines, rechteckiges Kästchen aus seiner Jackentasche. Es ist nicht viel größer als seine Handfläche, aber er spricht zu ihm wie zu einem anderen Menschen.
    »Wir sind so weit«, erklärt er.
    Einen Sekundenbruchteil später antwortet ihm der Apparat. »Wir sehen uns dann in Union Central, Marco.« Ein Mann winkt aus einem der Fenster, und ich habe den Eindruck, dass ihm die Stimme gehört, die gerade zu dem Bärtigen gesprochen hat.
    Auf dem Hügel stößt der Käfig auf Rädern, in dem sich der Mann befindet, ein Grollen aus, erwacht dann zum Leben und schießt auf die Wälder zu, durch die Emma und ich vorhin gewandert sind. Er ist schneller als alles, was ich je gesehen habe, unnatürlich schnell. Ich blinzle, und er ist verschwunden.
    Wir folgen Marco den Hügel hinauf. »Ins Auto«, befiehlt er und öffnet eine der Hintertüren.
    Die Vorstellung, in diesem Ding, das er Auto genannt hat, gefangen zu sein, macht mich nervös, und ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich den Männern folgen will. Und wenn das alles ein Trick ist? Was, wenn sie behaupten, uns

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