Taken
Nicht angesichts der Mission, die mein Team durchführen wird. Hast du Papiere?«
»Ja.« Das wird nicht gut ausgehen.
»Will ich sehen«, faucht Evan und zeigt auf mein Bündel. Liam beginnt, es zu durchsuchen. Er macht sich nicht einmal die Mühe, es mir vom Rücken zu nehmen, und ich werde nach links und rechts geschüttelt, während er darin wühlt.
»Sir«, sagt er. »Keine Papiere. Und seine Tasche … ist keine Standardtasche für eine Mission. So etwas führen Nachschubtransporte bei sich. Vorräte für zwei Tage, höchstens.«
Evan zerrt meine Tasche zu sich heran, wirft einen Blick auf ihren Inhalt und versetzt mir dann einen Stoß. »Auf die Knie.«
»Warten Sie. Was machen Sie da?«, fragt Blaine mit bebender Stimme.
»Seine Tasche gehört zu der Nachschubgruppe, die morgen früh kommen soll, um uns Vorräte zu bringen. Er lügt.«
Evan zieht eine Waffe, die er an der Hüfte trägt, und Blaine zuckt zusammen. »Stecken Sie das weg«, sagt er. »Wenn er nicht die Wahrheit sagt, dann gibt es bestimmt einen Grund dafür.«
»Egal, was für ein Grund, er ist nicht gut genug.«
Liam zwingt mich auf die Knie.
Meine ganze Flucht war umsonst. Ich hätte die Stimmen ignorieren und weiter draußen im Wald mein Lager aufschlagen sollen. Blaine sagt etwas zu Evan, er fleht ihn panisch an. Aber der Mann ist fest entschlossen. Auf der anderen Seite des Feuers erhasche ich einen Blick auf Craw. Er verzieht das Gesicht.
Ich höre, wie Evan sich hinter mir bewegt, spüre, wie sich die Waffe an meinen rasierten Hinterkopf presst. Sie fühlt sich kalt an. Ich denke an Emma und Claysoot und unbeantwortete Fragen und frage mich, ob es wehtun wird. Da wird mir klar, dass es still geworden ist, zu still. Man hört keine Tiere mehr im Wald rascheln. Nicht einmal der Wind erzeugt einen Laut.
Und dann höre ich es, das leise Zischen eines Geschosses, das durch die Luft fliegt. Ein leises Einschlagsgeräusch folgt. Evan stürzt hustend auf mich. Ich schüttle ihn ab und sehe, dass ein Pfeil in seiner Brust steckt. Ein roter Fleck breitet sich über sein Hemd aus.
»Rebellen!«, brüllt Liam. »Wir werden angegriffen!«
Die Pfeile kommen in einem stetigen Strom aus dem Dunkel herangeflogen. Manche sind Brandpfeile und lassen Zelte in Flammen aufgehen, wenn sie die Planen treffen. Ich schütze meinen Kopf mit den Händen und rapple mich auf die Füße.
Blaine packt mich am Arm und zieht. Er ist dabei, mich aus diesem Chaos herauszuzerren, als ein Pfeil seinen Arm streift und er taumelt. Ich drehe mich um und sehe gerade noch, wie ein zweiter Pfeil sich in sein Bein bohrt. Er stürzt sofort.
»Blaine!«
Ich bücke mich, um ihn auf dem Boden zu untersuchen, und weiche mit knapper Not einem Pfeil aus, der über mich hinwegpfeift. Blaine umklammert seinen Oberschenkel. Er blutet bereits stark, und ich kann weder die Wunde erkennen, noch wie schwer verletzt er ist.
»Ist es schlimm?«, fragt er hustend.
»Du bist in Ordnung«, sage ich, obwohl ich mir sicher bin, dass das Gegenteil der Fall ist. »Komm, wir müssen uns bewegen.« Ich lege mir Blaines Arm um den Hals. Er ist schwer, aber in diesem Moment scheint das meinen Beinen nichts auszumachen. Ich renne von der Feuergrube weg und stütze Blaine dabei, so gut ich kann. Hinter uns kommt Gewehrfeuer auf, unsere Angreifer verschießen inzwischen sowohl Pfeile als auch Kugeln.
Im Lager herrscht völliges Chaos. Immer wieder fallen Ordensmänner, während die Angreifer in den nächtlichen Schatten verborgen bleiben.
»Feuern nach eigenem Ermessen!«, schreit jemand. Kugeln fliegen in beide Richtungen. Mir ist nicht klar, wie die Ordensmänner es fertigbringen, nicht auf die eigenen Leute zu schießen.
»Rückzug«, befiehlt eine andere Stimme. »Sofort zurückziehen!«
Ich kauere mich hinter den nächstbesten Felsbrocken. Auch Craw ist dahinter in Deckung gegangen. »Was ist passiert?«, schreit er über das Gewehrfeuer hinweg und sieht Blaine an.
»Ein Pfeil hat ihn getroffen.« Von den Schüssen dröhnen mir die Ohren.
»Der wird schon wieder«, meint Craw und lädt sein Gewehr nach.
»Ich weiß nicht.« Ich sehe zu, wie er die Waffe fertig macht. Er rammt die Munition hinein, beugt sich dann wieder über den Felsbrocken und schießt ins Dunkel hinein. Eine Reihe Pfeile fliegt dafür auf uns zu, und wir müssen uns bäuchlings zu Boden werfen.
Craw sieht zuerst mich und dann Blaine verzweifelt an. »Ich kann sie nicht mehr lange aufhalten«, gesteht er. »Ihr
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