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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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immer noch Tränengas einsetzen.«
    Die Worte, die sie gebraucht, kenne ich nicht, aber trotzdem erschauere ich. Evan und seine Truppe hatten nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Dieser Ort ist eine Festung, die man nur betreten kann, wenn man dazu aufgefordert wird.
    Schließlich wird das Tal seinem Namen gerecht. Der Felsspalt verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht seine Breite. Er wird so breit, dass er zumindest in meinen Augen unermesslich weit ist. Immer noch umgeben uns die Felswände, aber sie weichen zurück, sodass sich über uns ein Baldachin aus Wolken und frischer Luft ausbreitet. Vor uns liegt das Tal, in das ein verschlungener Fußweg hinunterführt. Unter dem Himmelsdach sind Felder und Gärten angelegt. Unbefestigte Straßen schlängeln sich zwischen Häusern und Viehweiden hindurch. Von einem weiter entfernten Markt dringen mir die Düfte nach Kräutern und Bratenfleisch in die Nase. Auch Menschen bevölkern das Tal, Hunderte. Nie hätte ich gedacht, dass Harvey – oder vielleicht auch Elijah – so viele Gefolgsleute um sich geschart hat. Verwirrt denke ich an die Akten in Union Central. Ich beginne zu ahnen, dass Franks Informationen nicht korrekt sind. Etwas passt nicht zusammen. Vielleicht ist Harvey ja nicht einmal hier.
    Ich schaue auf die Stadt hinunter. Von hier oben sehen die Menschen aus wie winzige Puppen, die grau in grau gekleidet sind. Ich sehe Junge und Alte, Frauen und Kinder, Männer und Knaben. Der Ort ist mir seltsam vertraut, so als hätte man Claysoot hochgehoben und in einen ausgehöhlten Berg versetzt. In den Außenbezirken des offenen Tals, wo die steilen Wände sich himmelwärts zu recken beginnen, bohren sich Tunnel und Gänge in die Tiefen des Felsens. Wenn Harvey wirklich hier ist, wird es nicht einfach werden, ihn zu finden.
    »Was soll euren Feind davon abhalten, von oben zu kommen?«, frage ich.
    »Wir haben unsere Abwehr, auch wenn man sie nicht sehen kann; aber ich bin mir nicht sicher, ob man dir diese Einzelheiten schon anvertrauen kann. Damit warten wir lieber bis nach deiner Abstimmung.«
    Wir erreichen die Talsohle, und Bree geht die Straße entlang, die am Markt vorüberführt. Menschen starren auf das rote Dreieck auf meiner Brust und das f , das in die Mitte gestickt ist. In ihren Augen steht Hass, so deutlicher Hass, dass ich weiß, sie wollen mich tot sehen.
    »Die Abstimmung«, sage ich, als wir den Markt verlassen und in eine Seitenstraße einbiegen. »Was meinst du mit ›deiner Abstimmung‹?«
    »Genau das. Es ist deine Abstimmung. Sie stimmen darüber ab, ob du lebst oder stirbst.«
    »Was? Ich … ich dachte, das hätte mein Vater entschieden, als er mich in diesem Verhörzentrum getroffen hat.«
    »Ja und nein. Owen hat beschlossen, dass du lange genug lebst, um Crevice Valley zu sehen, aber er entscheidet nicht allein. Jetzt bringen die anderen ihre Meinung ein.«
    »Welche anderen?«
    Wir nähern uns zwei Männern in der Nähe eines der dunklen Tunnel, die vom Tal abzweigen. Sie sind beide riesig; sowohl größer als ich als auch fast doppelt so breit.
    »Was für andere, Bree?«, frage ich noch einmal nervös. Sie gibt mir keine Antwort. Stattdessen heben die beiden Männer mich mühelos hoch, indem jeder mich unter einem Ellbogen fasst. Ich kämpfe gegen sie an, aber es ist sinnlos. Warum habe ich Bree getraut? Und meinem Vater? Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, dass ich im Hauptquartier der Rebellen sicherer sein würde als in Taem? Sie wollen mich umbringen lassen, genau wie Frank.
    Ich schreie nach Bree, während die Männer mich davonzerren, aber sie bleibt wie angewurzelt stehen, ruhig und gelassen. Ganz kurz, wenn auch nur einen Moment lang, liegt Mitleid in ihrem Blick.
    Als Nächstes poltern wir in einen großen Raum, der von einem durch Fackeln erhellten Gang abzweigt. Die Männer werfen mich auf einen Stuhl und fesseln meine Hände an die Lehnen. Um einen Tisch sitzen fünf Personen: diejenigen, die über mein Urteil abstimmen werden. Vier sind mir unbekannt, aber einer von ihnen ist mein Vater.

23. Kapitel
    Forschend, neugierig richten sich ihre Augen auf mich. Ich habe keine Ahnung, was jetzt kommt. Sicher weiß ich nur, dass diese Abstimmung mein Ende bedeuten kann. Dann hätte ich die letzten Tage meines Lebens damit verbracht, nach Wahrheiten zu jagen, die sich mir entzogen haben, und die Menschen zu verletzen, die ich liebe.
    Warum war ich nur so dumm, so unbesonnen? Ich muss zurück zu Emma. Ich kämpfe gegen meine

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