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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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mich.
    Ryder nickt und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Kommen wir zur Abstimmung.«
    Der Mann, der direkt neben Ryder sitzt, steht auf. Er ist ungefähr so alt wie mein Vater, vielleicht auch älter. Schwer zu beurteilen, da ich nicht daran gewöhnt bin, Männer über achtzehn zu sehen. »Raid Dextern«, sagt er in den Raum hinein. »Ja.«
    Das war’s. Keine Argumente, keine Begründung. Einfach ja, eine Stimme für mein Leben, und dann setzt er sich wieder.
    Als Nächster steht mein Vater auf. »Owen Weathersby. Bedaure, Fallyn«, sagt er, an die Frau neben ihm gerichtet. »Ich verstehe, wie du denkst, und ich weiß sogar, dass es möglich ist. Aber wenn wir uns irren und er wirklich mein Sohn ist – also, dieses Risiko kann ich nicht eingehen. Ich stimme für Leben.«
    Fallyn erhebt sich und stützt die Handflächen auf den Tisch. In ihren Augen steht ein ungezähmter Ausdruck, der Brees Blick, als ich ihr im Wald begegnet bin, nicht unähnlich ist.
    »Fallyn Case«, erklärt sie. »Er könnte ein Duplikat sein, noch ein Trick von Taem: etwas, das so konstruiert ist, dass es uns zutiefst rührt und das uns später im Schlaf ermordet. Und selbst wenn er keine Kopie ist, stellt er ein viel zu großes Risiko dar. Ihr habt ihn doch gehört. Irrational. Rachsüchtig. Ich stimme für Tod.«
    Das ist die erste Stimme für meinen Tod, doch statt Angst oder Grauen zu empfinden, bin ich fasziniert von dem Wort Duplikat . Was bedeutet das? Steckt Harvey auch dahinter?
    Der nächste Mann erhebt sich, und plötzlich erkenne ich ihn. Er ist der Junge aus Franks Akten. Persönlich wirkt er sogar noch jünger als auf dem Papier. »Elijah Brewster«, sagt er. »Ich muss Fallyn zustimmen. Es ist zu riskant. Nein.«
    Sie haben sich entschieden, und jetzt kommt es auf die letzte Stimme an. Eine lumpige Stimme.
    Ryder steht nicht auf. »Ich glaube nicht, dass der Orden ein so unbesonnenes Duplikat geschaffen hätte«, erklärt er. »Duplikate sind viel zurückhaltender und so simpel, dass man sie fast übersieht. Aber dieser Junge ist emotional. Sein Zorn, sein Ärger, seine Verbitterung, sein Temperament – das ist real. Das bleibt von einem geraubten Jungen übrig: ein Leben, das aus der einen Welt gerissen und völlig isoliert in eine andere versetzt worden ist. In diesem Fall stimme ich für Gnade. Ich stimme mit Ja.«
    Fallyn schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Wenn du dich irrst, Ryder, dann klebt das Blut an deinen Händen.« Sie stürmt aus dem Raum. Elijah läuft ihr nach und wirft beim Hinauslaufen seinen Stuhl um.
    »Du musst Elijah und Fallyn verzeihen«, sagt Ryder und entfernt das Seil, mit dem ich an den Stuhl gefesselt war. »Sie versuchen nur, unser Volk zu beschützen.«
    Darüber schnaube ich verächtlich, und Raid flüstert meinem Vater etwas zu, bevor er den anderen nachgeht.
    »So, das hätten wir«, meint Ryder. »Ich lasse euch beide allein. Bestimmt habt ihr viel nachzuholen.«
    »Und was ist mit der Wahrheit?«, rufe ich.
    »Ach, dazu kommen wir schon noch. Zuerst musst du dich säubern und essen.«
    »Aber … Sie haben gesagt …«
    »Ich habe dir Antworten versprochen, Gray, aber ich habe weder gesagt, dass du sie sofort bekommst, noch dass sie direkt von mir kommen. Rede mit deinem Vater. Lerne ihn kennen. Besuch deinen Bruder im Krankenhaus. All das sollte ohnehin wichtiger sein.« Dann geht Ryder ebenfalls, nachdem er bewusst an mein schlechtes Gewissen appelliert hat.
    Mein Vater bringt mich zu meinem Zimmer. Sofort verliere ich jede Orientierung. Ich fühle mich überwältigt von den vielen verschlungenen Tunneln und Höhlen, die von dem Haupttal abzweigen. Letzteres nennt mein Vater den »Kessel«. Jeder Gang sieht für mich gleich aus und jede Biegung wie die vorherige, aber er verspricht mir, dass ich mir mit der Zeit alles merken kann.
    Ich möchte ihn nach Harvey fragen, nach dem Laicos-Projekt, und ich will wissen, warum die Rebellen mit einem solchen Ungeheuer zusammenarbeiten. Aber es passt alles nicht zusammen. In Taem hieß es, Harvey schare Anhänger um sich, und doch habe ich ihn seit meiner Ankunft nicht ein einziges Mal gesehen, nicht einmal bei meiner Abstimmung, bei der offensichtlich einflussreiche Rebellen vertreten waren. Vielleicht irren sich ja Franks Akten und Harvey ist gar nicht der Anführer. Möglich, dass Harvey nicht einmal hier ist.
    Dann schiebe ich diese Fragen beiseite und erzähle meinem Vater von meiner Reise. Ich fange mit dem Brief an, den ich gefunden

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