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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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zusammen und reiße die Augen auf, um ihn sehen zu können. Wie in aller Welt ist er ausgerechnet auf diese beiden Namen gekommen?
    »Keiner von beiden«, fauche ich, aber ich weiß, dass meine Reaktion mich verraten hat.
    »Nein, du bist ganz sicher einer von ihnen. Darauf würde ich mein Leben verwetten.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Warum tritt er nicht ins Licht und zeigt mir sein Gesicht? Feigling.
    »Natürlich nicht. Ihr habt mich nie gekannt, aber ich kannte euch.«
    In der Gegenwart des Mannes fühle ich mich unbehaglich. Als er auf mich zutritt, rücke ich auf dem Stuhl so weit wie möglich nach hinten. Dann, mit einem Mal, verwandelt er sich von einer schwarzen Silhouette in einen Menschen mit so vertrauten Zügen, dass ich meinen Augen nicht traue und schon glaube, der Wassermangel hätte meine Sehkraft zerstört. Dunkles Haar, so zerzaust wie meines, bevor es geschoren wurde. Breite Schultern. Tiefblaue, strahlende Augen wie Blaine.
    »Ich bin Owen«, sagt er, als er endlich vor mir steht. Er streckt mir die Hand zum Gruß entgegen. »Owen Weathersby. Und du bist …?«
    »Gray«, sage ich und stehe mühsam auf. »Ich bin Gray.«
    Er zieht mich an seine Brust und schlingt mir einen Arm fest um den Rücken. »Willkommen zu Hause, Gray«, flüstert er. »Willkommen zu Hause.«

22. Kapitel
    Mein Vater. Hier. Er lebt.
    Durch kühle Steinkorridore bringt er mich zurück zu dem Raum mit dem Feldbett, in dem ich erwacht bin. Ich erinnere mich an sein Gesicht über mir, als ich im Dunkel versinke.
    Als irgendein unbewusster Antrieb in mir findet, dass ich stark genug bin, um die Augen wieder zu öffnen, sitzt Bree neben mir und überprüft ihre Waffe. Ich frage mich, ob sie sie jemals aus der Hand legt. Ihre Kleidung erinnert mich auf eigenartige Weise an Claysoot: eine Jacke aus leichtem Wollstoff und dicke Baumwollhosen.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, frage ich und setze mich rasch auf. Ich fühle mich wieder stark. Hungrig, aber stark.
    »Einen ganzen Tag.«
    Ich habe das Gefühl, dass es länger war. »Wo ist mein Vater?«
    »Er wartet und möchte dich sehen. Ich soll dich zu ihm bringen, sobald du auf bist.«
    »Und mein Bruder?«
    »Ist ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Mount Martyr.«
    »Sind wir da nicht längst?«
    Sie zieht eine finstere Miene. »Hältst du mich für so dumm? Glaubst du, ich hätte euch beide in unser Hauptquartier gebracht, bevor ich die Bestätigung hatte, dass ihr Owens Söhne seid?«
    »Aber du hast gesagt … als Clipper hereinkam …«
    »Nein. Du hast gesagt, wir wären in Mount Martyr. Ich habe dazu weder Ja noch Nein gesagt.«
    Sie hat recht. »Und wieso musste ich hierbleiben?«
    »Weil du nicht im Koma liegst wie dein Bruder. Er ist harmlos. Du dagegen … Wir vertrauen dir einfach nicht.«
    »Klar. Traut bloß niemandem, der auf der Suche nach den sogenannten Rebellen fast verdurstet ist.«
    Aggressiv steht sie auf und schiebt sich eine ungebändigte blonde Haarsträhne aus den Augen. »Du hast ja keine Ahnung. Nicht die geringste. Du kommst in dieser abscheulichen Ordensuniform hierher, und wir verschonen dich und pflegen dich wieder gesund. Wir gehen deinetwegen unnötige Risiken ein, weil du der Sohn eines Kommandanten bist. Und statt zu sehen, was um dich herum vorgeht, redest du nur davon, wie unfair wir dich behandelt haben.«
    Ich verdrehe die Augen, weil ich nicht daran interessiert bin, mit ihr herumzustreiten. »Vielleicht hättest du mich an dem Tag doch erschießen sollen, Bree. Mich und meinen Bruder. Das hätte dir möglicherweise das Leben leichter gemacht.«
    »Wenn du glaubst, dass ich wirklich noch einen Tod auf dem Gewissen haben will, bist du sogar noch dümmer, als ich dachte.« Sie schnappt sich ihr Gewehr. »Willst du nun deinen Vater sehen oder nicht?«
    »Doch.«
    »Dann halt den Mund und komm mit. Wenn du wegzulaufen versuchst, erschieße ich dich. Wenn du versuchst, mich anzugreifen, erschieße ich dich. Wenn du sonst etwas tust, was mir auch nur ansatzweise verdächtig vorkommt, erschieße ich dich. Kapiert?«
    Ich nicke. Ich traue ihr nicht, aber was bleibt mir anderes übrig? Außerdem ist da mein Vater, der auf mich wartet, der Antworten hat. Ihr zu gehorchen ist meine einzige Möglichkeit.
    »Gut. Dann setzen wir uns in Bewegung.« Bree stößt mich mit dem Gewehr an. Sie bohrt es mir nicht mehr in den Körper wie bei unseren ersten Begegnungen, aber sie hält es immer noch so, dass schreiend offensichtlich wird, wer

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