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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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arbeitest mit dem Mann zusammen, der es begonnen hat. Was für eine großartige Art, ihr Andenken zu ehren.« Sobald die Worte heraus sind, fühle ich mich schlecht. Ich will nur bestätigt haben, dass Harvey in Crevice Valley ist, aber mein Vater trauert, und trotzdem kann ich mich keine fünf Minuten lang anständig benehmen. Wenn Blaine hier wäre, würde er mir ganz bestimmt einen missbilligenden Großer-Bruder-Blick zuwerfen.
    »Harvey ist ein sehr einflussreicher Mann. Mächtig. Klug«, erklärt mein Vater. Also ist Harvey doch hier. »Wir brauchen seine Hilfe.«
    »Ich finde, das Einzige, das ihr braucht, ist jemand, der den Mumm hat, ihn zu foltern und ihm die Antworten zu entreißen. Damit wir alle aus Claysoot herausholen können. Um sie zu befreien.« Blaine würde mich inzwischen aufgebracht anstarren, aber ich habe nicht mit dieser Art von Loyalität gegenüber Harvey gerechnet. Vor allem nicht bei meinem Vater. Es ergibt keinen Sinn.
    »So einfach ist das nicht«, sagt er.
    »Dann erklär mir, warum ihr mit ihm zusammenarbeitet, denn ich verstehe es nicht.«
    »Das wird es dir nur schwerer machen, dich einzuleben. Vielleicht solltest du ausruhen, Blaine im Krankenhaus besuchen und es ruhig angehen lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, alles auf den Kopf zu stellen.«
    »Doch, die Idee ist ausgezeichnet. Ich muss das hören.«
    »Ich hätte ein besseres Gefühl dabei, wenn du dich zuerst eingewöhnen würdest.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. Er sieht zwischen mir und der Tür hin und her. »Wie groß ist die Chance, dass du mich diesen Raum verlassen lässt, ohne dass ich dir Einzelheiten erzähle?«, setzt er hinzu.
    »Gering bis nicht existent.«
    Er seufzt. »Ich hätte wissen müssen, dass du sofort Antworten willst. Ich war früher genauso.«
    Ich lehne mich an die Kommode und warte. Er knetet seine Hände, sieht zu Boden. Ich habe das Gefühl, dass Stunden vergehen, bis er weiterspricht.
    »Harvey hat das Laicos-Projekt nicht begonnen. Das war Frank.«

24. Kapitel
    Meine Knie werden weich.
    »Was immer du in Taem gehört hast, ist nicht wahr.«
    »Aber es gibt diese Fahndungsplakate«, sage ich, »und eine Liste seiner Verbrechen.«
    »Die sind nur vorgeschoben, Gray. Harvey hat keine Anhänger um sich geschart. Er hat weder Soldaten getötet, Informationen verkauft noch sich zum Sturz von AmOst verschworen. Er ist vor dem Orden geflohen, weil er unschuldig war.«
    Ich setze mich auf die Kommode, weil meine Beine mich nicht mehr tragen. »Woher willst du das wissen?«
    »Elijah hat Harvey vor ein paar Monaten hergebracht, und Harvey hat uns die ganze Geschichte erzählt. Er sagte auch, er wolle uns helfen.«
    »Und wenn er gelogen hat?«.
    Mein Vater lacht leise. »Er ist fünfundfünfzig.«
    »Ja, und?«
    »Claysoot existiert seit ungefähr fünfzig Jahren. Wäre Harvey für das Laicos-Projekt verantwortlich, dann wäre er bei seinem Beginn noch ein Kind gewesen. Unmöglich.«
    Harveys Alter war in den Akten über das Projekt Frettchen aufgeführt gewesen, mir war nur nicht klar gewesen, was die Zahlen bedeuteten. Am liebsten würde ich mich dafür treten. Wäre mir das aufgefallen, hätten Emma und ich den Raum vielleicht eher verlassen und wären Marco nicht ins Netz gegangen. Dann wäre sie möglicherweise jetzt bei mir, statt in einer Gefängniszelle zu sitzen.
    »Aber warum sollte Frank Harvey die Schuld dafür zuschieben?«
    »Weil es ihm nützt. Je mehr Verbrechen Harvey begangen hat, umso mehr Menschen halten Ausschau nach ihm.« Ich erinnere mich an Franks Worte in seinem Arbeitszimmer, an dem Tag, als ich nach Taem kam: Er nutzt Furcht als Waffe. Frank hat nicht von Harvey gesprochen … sondern von sich selbst. Alles, was er mir erzählt hat, war eine verdrehte Version der Wahrheit, die Version, von der er wusste, dass er damit mein Vertrauen gewinnt.
    »Ich verstehe das nicht. Der Raub, das ganze Projekt. Wozu dient das alles?«
    »Das ist eine sehr lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«
    Wir sind schon zu weit gekommen, um jetzt aufzuhören, und mein Vater weiß das. Er spricht weiter. »Alles, was Frank über den Krieg erzählt hat, stimmt wahrscheinlich. Dieses Land hat nach den Kämpfen, die lange vor dem Projekt stattfanden, sehr gelitten. Und AmWest ist immer noch eine Bedrohung. Die meisten Menschen dort leben in Trümmern, genau wie in den Orten außerhalb von Taem. An der Westküste existiert nur eine einzige organisierte Macht, und momentan

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