Takeover
als Judith etwas sagen wollte, wehrte er mit der Hand ab.
»Lasst mich erst mal etwas bestellen, ist schließlich meine Mittagspause. Und bevor ihr mir Löcher in den Bauch fragt, solltet ihr mir erst ein Mal erzählen, was los ist .«
Nachdem Frank seine Bestellung aufgegeben hatte, erzählte Judith ihm in Kürze, was seit Mittwoch geschehen war.
»Wir haben durchaus eine Vorstellung von den Fähigkeiten und der Gefährlichkeit des Gegners«, begann Judith. »Wir sind unter falschen Namen hergeflogen , benutzten keine Kreditkarten, machen einen Bogen um das Internet und daher sind wir ziemlich sicher, dass uns keiner bis hierher gefolgt ist .«
»Ich weiß nicht, ob eure Vorsichtsmaßnahmen wirklich ausreichen«, erwiderte Frank. »Ich will euch trotzdem erzählen, was ich weiß. Ich habe mich mal als Hacker betätigt. Einfach so zum Spaß, um zu sehen, ob man irgendwo reinkommt oder jemanden überlisten kann. Durch Zufall habe ich dann festgestellt, dass es diese Hintertür im Betriebssystem von RouterSystem gibt. Ich habe das in der user group berichtet und schnell Kontakt zu einigen Leuten bekommen, die ebenfalls diese oder ähnliche Hintertüren ermittelt haben.«
»Wie viele wissen davon ?« , fragte Judith.
»Ich denke, nicht mehr als eine Hand voll Leute. Die meisten haben das Ganze gleich als Quatsch abgetan und ich habe die Sache dann nur noch mit einigen wenigen weiterverfolgt. Zuerst habe ich mir alte Versionen des Betriebsystems von RouterSystem besorgt. Das Komische war, dass die Hintertür auch in den alten Versionen vorhanden war. Am Anfang dachte ich, ich hätte einfach nur eine Schwachstelle im Betriebssystem entdeckt. Aber inzwischen bin ich der festen Überzeugung, dass das bewusst programmiert worden ist. Und das geht bis in die Anfänge von RouterSystem zurück .«
»Aber RouterSystem hat vor drei Jahren sein Betriebssystem komplett überarbeitet und vollständig neu programmiert«, warf Ferry ein.
»Genau. Und eben das spricht für die Vermutung, dass die Hintertür absichtlich hereinprogrammiert wurde. Eine durch Zufall oder Unachtsamkeit entstandene Schwachstelle wäre bei einer kompletten Überbreitung kaum wieder genau so aufgetreten«, stellte Judith fest.
»Ich fange gerade erst an zu begreifen, was das tatsächlich bedeutet .« Ferry dachte laut nach. »Fast der gesamte, weltweite Internetverkehr läuft über die Systeme von RouterSystem . Wenn es tatsächlich so ist, wie wir vermuten, dann hat sich jemand eine Hintertür zum Internet geschaffen. Das Ganze wäre einfach unglaublich .«
»Als mir klar wurde, mit was ich es zu tun hatte, war ich genauso sprachlos«, stimmte Frank zu.
»Warum hast du mir dann auf meine E-Mail plötzlich nicht mehr geantwortet ?« , fragte Judith.
»Weil wir Besuch bekamen .«
»Wir?«
»Ich und Jeff Smith aus New York. Jeff hatte, genau wie Judith, meinen Beitrag in der user group gelesen und so haben wir zueinander gefunden. Jeff und ich haben bis zuletzt zusammen an dem Thema gearbeitet. Dann ist das Syndikat, so haben wir die Unbekannten genannt, auf uns aufmerksam geworden, man hat uns gewarnt. Wir sollten uns raushalten und alles vergessen, was wir herausbekommen hatten .«
»Und Ihr habt euch daran gehalten ?«
»Nein, natürlich nicht. Da stand auf einmal ein Typ vor mir und hat mir gedroht. Bei Jeff war es in etwa genauso. Wir haben das nicht ernst genommen. Ganz im Gegenteil. Wir sagten uns: Jetzt erst recht, denn wir waren uns sicher, dass wir auf etwas wirklich Interessantes gestoßen waren. Jeff war stinksauer, weil sie versucht hatten, ihn einzuschüchtern. Und er hat dann wohl den entscheidenden Fehler gemacht. Jeff ist direkt an RouterSystem rangetreten und hat sie informiert, dass es da ein Problem mit ihrem Betriebssystem gibt .«
»Und wie hat man reagiert ?« , forschte Judith.
»Überhaupt nicht. Bevor Jeff weiter aktiv werden konnte, ist er bei einem Überfall ums Leben gekommen .« Frank legte eine kurze Pause ein und man sah ihm an, dass es ihm schwer fiel, weiter zu reden. »Kurz nachdem er die Mail an RouterSystem gesandt hatte, wurde nachts in seine Wohnung eingebrochen. Die Polizei meinte, er hätte die Einbrecher wahrscheinlich überrascht. Jedenfalls haben sie ihn erschossen und sind geflohen, ohne etwas zu stehlen. So beschrieb es jedenfalls die Polizei .«
»Du meinst, das hat etwas mit RouterSystem zu tun ?« , fragte Judith, obwohl sie sich die Frage selbst beantworten konnte.
»Auf jeden Fall. Ich
Weitere Kostenlose Bücher