Takeover
habe von Jeffs Tod durch denselben netten, älteren Herren erfahren, der mich schon einmal vor meinem Haus angesprochen hatte, um mir zu drohen. Ich habe ihm gleich, als ich ihn gesehen habe, gesagt, dass er verschwinden soll. Da meinte der Typ nur, ich solle Jeff anrufen, um von ihm zu erfahren, dass die Sache ernst ist. Ich habe dann versucht Jeff anzurufen, aber da war er schon tot .« Frank sah beide an und fuhr dann fort.
»Nach Jeffs Tod hatte ich panische Angst. Ich habe es einfach sein lassen, darum hast du nichts mehr von mir gehört, Judith. Ich habe dann auch nie wieder etwas vom Syndikat gehört. Sie müssen sich verdammt sicher sein mit ihrer Überwachung. Sie haben offensichtlich gesehen, dass ich mich nicht mehr in ihre Angelegenheiten einmische, und haben mich seitdem in Ruhe gelassen. Sie wollten keine Bestätigung von mir, dass ich mich aus allem zurückziehe. Ich habe mich einfach so verhalten, wie das Syndikat es wollte. Einfach und unheimlich.«
»Genau wie du, sind auch wir nur durch einen Zufall auf das Syndikat gestoßen. Anfangs konnten wir einfach nicht nachvollziehen, wie sie es anstellen, so einfach überall reinzukommen «, erklärte Judith. »Dann ist mir dein Hinweis auf die Hintertür eingefallen und wir sind der einzigen Spur gefolgt, die wir hatten .«
»Wie es aussieht, seid Ihr jetzt aber die Gejagten und nicht mehr die Jäger«, erwiderte Frank.
»Wir würden gern die Rollen wieder tauschen und den aktiven Part der Jagd übernehmen«, sagte Ferry. »Allerdings brauchen wir dazu mehr Informationen. Wir fragen uns die ganze Zeit, wozu dieser enorme Aufwand? Was steckt dahinter? Wer ist das Syndikat und was wollen sie ?«
»Ich weiß auch nicht, wer das Syndikat ist«, antwortete Frank, »aber ich habe eine Antwort darauf, was sie wollen: Geld! Jeff hat bei einem regionalen Internet Service Provider in New York gearbeitet. Die Geschichte gleicht der euren. Er hat irgendwann festgestellt, dass jemand das Leitungsnetz seiner Firma benutzt, der es gar nicht benutzen durfte. Ihm war auch völlig unklar, was da vor sich ging. Jeff kam dann zu dem Schluss, dass es sich um eine kriminelle Vereinigung handeln muss. Daher haben wir auch den Namen Syndikat gewählt. Jeff konnte das Treiben des Syndikats auf seinem Netzwerk ziemlich lange verfolgen und hat herausbekommen, dass sie vor allem an Informationen interessiert waren. Nach Jeffs Beobachtungen hat das Syndikat Informationen im Umfeld der Wall Street gesammelt. Jeff kannte sich ein bisschen an der Börse aus, er meinte, es kann recht einträglich sein, wenn man bestimmte Informationen vor anderen hat.
So hat das Syndikat zum Beispiel Informationen abgefangen, die – nachdem sie später der breiten Öffentlichkeit bekannt wurden – dazu geführt haben, dass Aktienkurse stark gestiegen oder gefallen sind. Es muss sehr lohnend sein, wenn man solche Informationen rechtzeitig erhält und dann entsprechend an der Börse spekuliert. Wir vermuteten daher zuerst auch, dass irgendein Börsenmakler oder ein Investmenthaus dahinter steckt. Aber dann wurde uns klar, dass das Ganze dafür zu kompliziert aufgebaut ist.
Wer immer hier die Fäden zieht, der hatte die Hintertür schon vor Jahren in das Betriebssystem von RouterSystem programmiert. Wer an der Wall Street aktiv ist, der denkt aber in kürzeren Zeiträumen, Entscheidungen werden hier in Sekunden gefällt. Etwas über Jahre im Voraus zu planen und vorzubereiten, passt nicht zu den Jungs der Wall Street. Was Jeff beobachtet hat, war auch nur der kleine Ausschnitt der Aktivitäten des Syndikates, die sich in Manhattan abspielten. Wir vermuteten, dass das Syndikat weltweit und im großen Stil am Werk war. Das, was ihr beide mir von euren Erfahrungen erzählt habt, bestätigt diese Annahmen .«
»Und was habt ihr noch so vermutet ?«
»Dass das Syndikat sehr mächtig ist. Wenn man sich ansieht, dass GermanNet nun einen neuen CEO hat und Ferry keinen Job mehr, dann lagen wir wohl auch mit dieser Vermutung richtig .«
»Warum hast du deine Meinung geändert und dich entschieden, doch noch mit uns zu reden ?« , hakte Judith nach.
»Wahrscheinlich, weil ich ein schlechtes Gewissen wegen Jeff habe. Damals wollte ich meine eigene Haut retten, und irgendwie ist mir das wohl auch gelungen. Jeff hatte nicht so viel Glück. Ich kann nicht sagen, dass ich mich heute sehr wohl fühle. Und ich befürchte, dass ihr beide in ernster Gefahr seid .«
»Was weißt du noch über die Lücke im
Weitere Kostenlose Bücher