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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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sie sich auf die Suche nach einem Zeitschriftenladen, der europäische Zeitungen führte. Anschließend ging es in einen Copyshop mit Internetanschluss, wo sie alle neuen Nachrichten über GermanNet ausdruckten.
    Schließlich hatten sie sich noch Donuts und Kaffee besorgt und waren in Ferrys Hotelzimmer gegangen. Der beste Ort, der ihnen einfiel, um in Ruhe und ungestört miteinander reden und nachdenken zu können. Das Bett war das einzige Möbelstück im Hotelzimmer, und dort saßen sich Judith und Ferry jetzt gegenüber. Zwischen ihnen lagen Zeitungen, Ausdrucke aus dem Internet, eine Pappschachtel mit Donuts und zwei Kaffeebecher. Sie hatten die gesammelten Informationen durchgesehen, aber viel mehr als das Wenige, das sie schon wussten, hatten sie nicht erfahren.

     
    Der Aufsichtsrat von GermanNet hatte beschlossen, den CEO und Gründer des Unternehmens, Ferry Ranco , auszuwechseln. Die Gründe für diesen Schritt wurden nur sehr vage angegeben, angeblich hatte Ferry eine Menge nicht näher bezeichneter Fehler gemacht und war deshalb durch den bisherigen CFO Rolf Keller ersetzt worden.
    »Können die dich einfach so rausschmeißen ?« , fragte Judith, während sie sich die Reste der Donut-Schokolade von den Fingern ableckte. Ferry musste lachen, allein dieser Augenblick mit Judith wäre es wert gewesen, sich rausschmeißen zu lassen. Er wunderte sich über sich selbst. Eigentlich machte es ihm nicht besonders viel aus, dass man ihm den Stuhl vor die Tür von GermanNet gesetzt hatte.
    »Wenn die eine Mehrheit des Aufsichtsrats und der Aktionäre hinter sich haben, können sie es machen«, antwortete Ferry. »Allerdings ist es nicht einfach, diese Mehrheit zu bekommen. Wir reden hier davon, Einfluss über etwa 500 Millionen Euro zu erlangen .« Ferry deutete auf den Zeitungsstapel. »Aber es sieht so aus, als ob sie tatsächlich genug Einfluss besitzen, um mich auch aus meinem Unternehmen rauszuwerfen und mir auch noch Dreck hinterher zu schmeißen .«
    »Ferry, wer sind die ?«
    »Ich weiß es auch nicht, aber je mehr wir über sie erfahren, desto unheimlicher werden sie mir .«
    Judith aß ihren dritten Donut mit Schokoladenglasur. Die Schokolade hatte jetzt auch Spuren auf ihrem T-Shirt hinterlassen. Ferry amüsierte sich köstlich und beobachtete vor allem ein kleines Stückchen Schokolade auf Judiths Nasenspitze.
    »Dafür, dass du gerade deinen Job und dein Unternehmen verloren hast, wirkst du ziemlich gefasst«, stellte Judith fest, während sie in das letzte Stück ihres Donuts biss.
    »Als ich mich damals entschieden habe, aus GermanNet eine Aktiengesellschaft zu machen, habe ich damit auch die Möglichkeit geschaffen, dass man mir irgendwann den Einfluss über die Entwicklung des Unternehmens nimmt. Grundsätzlich ist dagegen auch nichts einzuwenden. Wenn es für GermanNet gut wäre, würde ich jederzeit auch freiwillig gehen. Aber es gibt keinen Grund, dass ich jetzt gehen soll .«
    »Hat das alles wirklich etwas mit dem Hacker-Angriff zu tun? Vielleicht reden wir beide uns nur etwas ein und leiden langsam unter Verfolgungswahn ?«
    »Mir fällt keine andere Erklärung ein. Wir hatten am Freitag, also vor gerade mal drei Tagen, eine Aktionärsversammlung. Wenn es wirklich Vorbehalte gegen mich bei den Aktionären gegeben hätte, hätte die Bombe da platzen müssen. Es gab aber keine Anzeichen, noch nicht mal Andeutungen in diese Richtung. Ganz im Gegenteil. Angesichts dessen, was zurzeit in unserer Branche los ist, haben wir glänzende Zahlen vorgelegt. Und das Einzige, was sich seit Freitag verändert hat, ist, dass ich mich um diese Hacker-Sache kümmere .« Ferry zuckte resigniert mit den Schultern.
    »Ich verstehe es immer noch nicht. Wer oder was ist hinter uns her? Wer sind diese Hacker und vor allem, was ist so wichtig, dass du dafür deinen Job und Michael Kunze sein Leben verlieren musste ?«
    »Ich stelle mir dieselben Fragen und weiß genauso wenig eine Antwort. Jemand betreibt hier einen ungeheuren Aufwand. Was haben wir entdeckt, das uns so gefährlich macht ?«
    »Wer ist eigentlich dieser Rolf Keller? Kannst du ihn nicht einfach anrufen und ihn fragen, was los war ?«
    »Rolf hat mir am Samstagvormittag auf die Voicebox meines Handys gesprochen, um mir mitzuteilen, dass er sich am Abend mit Mitgliedern unseres Aufsichtsrats treffen müsse. Er fand das zu diesem Zeitpunkt auch noch sehr ungewöhnlich, am Samstagvormittag angerufen und für den Abend einbestellt zu werden. Er wollte das

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