Takeover
zwangsläufig die Frage, was machen die mit dem ganzen Geld? Und ich denke, wir haben gerade eine Antwort darauf gefunden, an der Börse und mit Venture Capital waschen sie die Gelder .«
»Das heißt dann aber auch, dass wir den Feind im eigenen Hause haben«, stellte Ferry resignierend fest.
Seine Überlegungen wurden vom Pizzaboten unterbrochen. Immerhin war es Ferrys Wohnung und er war automatisch in die Rolle des Hausmannes geschlüpft, als die Pizza kam.
Nachdem sie gegessen hatten, brachte Ferry die Abfälle in die Küche und kochte für alle Kaffee.
»Ihr beide habt also mit der Revolution gegen den Aufsichtsrat begonnen ?« , fragte Ferry, der in einer Hand die Kaffeekanne und in der anderen die Zeitung hatte. Er deutete auf ein Bild, das Diana und Judith mit Megafon in der Eingangshalle von GermanNet zeigte. »Nicht schlecht, ich möchte euch beide jedenfalls nicht als Gegner haben .«
»Während ihr Urlaub in Amerika gemacht habt, haben wir hier eben die Stellung gehalten«, erwiderte Diana lachend.
»Ja, und bis auf einen kleinen Kampf, den wir gegen Rolf verloren haben, sieht es ganz gut für uns aus«, Angela lächelte ebenfalls, was mit ihrem blauen und blutunterlaufenen Auge etwas komisch aussah.
Judith mochte die beiden Frauen. Es waren markante und starke Persönlichkeiten. Sie hätte gerne mehr über die Beziehung Dianas zu Ferry gewusst, aber dafür war die Zeit noch nicht reif.
»Wenn ich euch richtig verstehe, haben wir uns mit der Mafia angelegt? Das erscheint mir ehrlich gesagt gar nicht so lustig. Mit solch einem Arschloch wie Rolf werden wir fertig, aber mit der Mafia? Das ist etwas anderes. Dem fühle ich mich nicht gewachsen. Sollten wir nicht zur Polizei gehen ?« Diana war sichtlich beunruhigt und fühlte sich dem Ganzen nicht mehr gewachsen, das war deutlich zu spüren.
»Das haben wir in den letzten Tagen auch hin und her diskutiert«, erwiderte Judith, die ebenfalls wieder ernst geworden war. »Aber wir haben einfach keine Beweise. Wir könnten der Polizei zwar unsere Geschichte erzählen, aber ohne einen richtigen Beweis? Auch der Mord an Michael Kunze war, aus Sicht der Polizei, eben nur ein Autounfall. Öffentlichkeit und Informationen sind unsere Waffen. Dass ihr beide Berühmtheiten geworden seid, war das Beste, was ihr machen konntet. Ich glaube nicht, dass sich jetzt noch jemand an euch rantraut. Selbst ein Unfall, wie bei Michael Kunze, würde unweigerlich Polizei und Presse auf den Plan rufen. Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir ›Heute den Aufsichtsrat herausgefordert und morgen tot‹, das würde zu viel Aufsehen erregen. Also droht euch vom Syndikat erst mal keine Gefahr, da bin ich mir ziemlich sicher .«
»Was du da sagst, Judith, macht durchaus Sinn«, warf Ferry ein, »aber wir sollten uns auch daran erinnern, dass Diana und Angela noch nicht im Visier des Syndikats sind. Noch nicht! Und dabei sollten wir es belassen. Bisher bringt man euch nicht mit uns in Verbindung. Das Syndikat ist an dem Streit bei GermanNet bestimmt nicht besonders interessiert, jedenfalls werden sie deshalb niemanden umbringen. Solange man keine Verbindung zwischen euch und Judith und mir herstellen kann, wird nichts passieren. Wir sollten also unbedingt darauf achten, euch zwei nicht auch noch da mit reinzuziehen .«
Judith nickte zustimmend, und fragte in die Runde: »Weiß das Syndikat von dieser Wohnung ?«
»Ich denke nicht«, Ferry dachte laut nach, »die Wohnung läuft auf den Namen eines Freundes, der hier mal gewohnt hat und vor drei Jahren nach Australien ausgewandert ist. Aber auch wenn sie diese Wohnung noch nicht kennen, müssen wir höllisch aufpassen, dass es so bleibt. Das Syndikat weiß bestimmt schon, dass wir wieder in Berlin sind. Ich werde also in meine offizielle Wohnung gehen und Judith könnte in ein Hotel ziehen .«
»Und ich gehe ebenfalls in meine Wohnung zurück«, stellte Angela klar. »Es war gut, hier eine Weile unterzutauchen, aber es reicht jetzt .«
»Und man sollte uns nach Möglichkeit nicht zusammen in der Öffentlichkeit sehen«, bestimmte Ferry, »wir sollten alles vermeiden, was das Syndikat misstrauisch machen könnte .«
»Und genau deswegen gehe ich morgen auch wieder ins Büro«, ergänzte Diana.
»Gute Idee, und stelle bei der Gelegenheit bitte fest, ob Rolf schon weg ist«, bat Angela. »Sobald sicher ist, dass mir der Typ dort nicht über den Weg laufen kann, würde ich auch gerne wieder arbeiten gehen .«
Ferry
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