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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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Bewusstsein.

     
    Als Rolf dreißig Minuten später wieder zu sich kam, lag er im Keller einer Vorortvilla im Süden Berlins. Vor ihm standen drei Männer, der Älteste sprach ihn schließlich an.
    »Guten Tag, Herr Keller, mein Name ist Maximilian. Bitte verzeihen Sie mir diese etwas unsanfte Einladung. Aber es ist wichtig, dass wir uns unterhalten. Wir hatten keine Zeit für lange Erklärungen und mussten sicherstellen, dass Sie auch kommen .«
    Rolf war noch zu benommen, um antworten zu können.
    »Die Vertreter des Aufsichtsrats, mit denen Sie am letzten Wochenende zusammengekommen sind, haben mich gebeten, mich mit Ihnen zu unterhalten. Um gleich auf den Punkt zu kommen: Wir sind äußerst unzufrieden mit Ihnen, Herr Keller. Sie haben in nicht einmal zwei Tagen das gesamte Unternehmen an den Rand des Ruins geführt. Leider haben wir Sie völlig falsch eingeschätzt. Ein Fehler, den wir dringend korrigieren müssen.«
    Rolf war jetzt langsam wieder klar. So einfach ließ er sich nicht abservieren, schon gar nicht von so einem dahergelaufenen Wichtigtuer.
    »Hören Sie, guter Mann«, Rolfs Stimme war noch etwas undeutlich, »man nennt das, was Sie getan haben, Menschenraub, dafür werden Sie ins Gefängnis wandern. Und die Art und Weise, wie ich mein Unternehmen führe, geht Sie einen ...«, weiter kam Rolf nicht, weil einer der Männer, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, plötzlich seine Hand nahm und ihm einen Finger brach. Rolf schrie vor Schmerzen und Entsetzen auf.
    »Wie ich schon sagte, sind wir leider etwas in Zeitnot, Herr Keller. Es ist wichtig, dass Sie schnell begreifen, in welcher Lage Sie sich befinden .« Maximilian machte dem Mann im Hintergrund ein Zeichen und der brach Rolf daraufhin noch einen Finger. Rolf war fast besinnungslos vor Schmerzen.
    »Seien Sie kein Idiot, Herr Keller. Wir haben Sie auf die Position des CEO gehievt und genauso schmeißen wir Sie jetzt eben wieder runter. Und nicht nur das, es erscheint uns sinnvoll, dass Sie GermanNet nie wieder betreten. Sie werden sich zunächst krankmelden. Bis Ende der Woche haben wir einen Nachfolger gefunden, und Sie werden aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten .«
    Der Mann hinter Rolf hatte plötzlich eine Eisenstange in der Hand.
    »Sie werden jetzt bei GermanNet anrufen, und erklären, dass Sie krank sind. Wenn Sie irgendwelche Dummheiten machen, wird mein Kollege ihr Knie mit der Eisenstange zerschmettern. Erst das eine und dann das andere. Das bedeutet, dass Sie nie wieder laufen können, und den Rest Ihres Lebens im Rollstuhl verbringen. Haben Sie das verstanden ?«
    Rolf nickte. Fürchterliche Schmerzen, ohnmächtige Wut und Tränen hatten ihm die Sprache verschlagen. Er brauchte drei Anläufe, um wieder reden zu können. Schließlich gelang es ihm, das Telefon zu nehmen, bei GermanNet anzurufen und das zu tun, was man von ihm verlangte.

     
    Obwohl es keine offizielle Mitteilung gab, verbreitete sich die Nachricht, dass Rolf Keller sich auf unbestimmte Zeit krank gemeldet hatte, sofort bis in den letzten Winkel von GermanNet . Allen Mitarbeitern war sofort klar, was diese Mitteilung zu bedeuten hatte. Die Ära Rolf Keller war zu Ende, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Und nicht nur unternehmensintern wurde die Mitteilung richtig verstanden. Am nächsten Morgen erschien eine Zeitung mit einem Bild von Angela und Diana auf der ersten Seite des Wirtschaftsteiles und der Schlagzeile Aufsichtsrat beugt sich dem Druck der Basis .

     
    Die Mitarbeiter von GermanNet gingen sofort wieder an die Arbeit. Den meisten war es sehr schwer gefallen, die Hände in den Schoss zu legen und zuzusehen, wie das Netz langsam in die Knie ging. Um so mehr waren sie jetzt daran interessiert, das Netz so schnell wie möglich wieder nach oben zu bringen. Am Mittag zeigte GermanNet bereits wieder eine Performance, die deutlich über dem Niveau lag, das normalerweise erreicht wurde. Das blieb nicht unbemerkt.

     
    Die Qualität aller europäischen Internet Service Provider wird täglich von einer Agentur in London gemessen.
    Aufgrund des zusammengebrochenen Netzes in der vergangenen Nacht war GermanNet auf Platz 45 von 45 europäischen Anbietern gelandet. Einen Tag später wies GermanNet die beste Performance aller Anbieter auf und war damit die Nummer eins in Europa, mit einem deutlichen Abstand zu seinen Wettbewerbern.

     
    Sobald klar wurde, dass Rolf nicht mehr bei GermanNet auftauchen würde, ging Angela zurück ins Büro.

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