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Takeover

Takeover

Titel: Takeover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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keine Tränen in den Augen hatte, aber einen Blick, den er noch nie an ihr gesehen hatte, und der ihn erschreckte.
    »Ich habe es noch nie jemandem erzählt. Er hat mir gedroht mich umzubringen, wenn ich es nicht für mich behalte. Es war ein kleiner Ort, in dem jeder jeden kannte. Wenn ich zur Polizei gegangen wäre, hätten es alle gewusst. Es ging einfach nicht. Und weißt du, was fast das Schlimmste war ?«
    Ferry schüttelte den Kopf.
    »Ich bin natürlich nie wieder dahin gegangen. Aber das Schwein hat mir dann das Gehalt für den ganzen Monat überwiesen, obwohl ich nur eine Woche da gearbeitet habe. Ich habe mich nicht getraut, das Geld zurückzugeben. Im Nachhinein war es dann fast so, als hätte ich mich bezahlen lassen. Ich bin niemals wieder an das Konto gegangen und habe das Geld nie abgeholt. Später habe ich dann ein neues Konto eröffnet, bei einer anderen Bank. Das Geld liegt wohl immer noch da .«
    »Kann ich irgendetwas tun ?« , fragte Ferry hilflos.
    »Du bist der erste Mensch, dem ich das erzähle. Es hat mich viel Überwindung gekostet, aber ich dachte, dass du wissen solltest, warum es nicht geht. Mit uns. Ich halte es nicht aus, wenn mich ein Mann berührt. Nein, es gibt nichts, was du tun kannst. Gar nichts. Das ist alles. Bitte, lass mich ein bisschen allein .«
    Ferry ging zu der Sitzgruppe für die Passagiere der ersten Klasse, um Judith mit sich und den Schatten aus ihrer Vergangenheit allein zu lassen.
    Er hatte so etwas vermutet. Aber es war trotzdem schrecklich, es jetzt zu wissen. Marc Barrings , den Namen würde er sich merken.

     
    Ferry ging nach einer Stunde zurück an seinen Platz neben Judith. Sie war wieder eingeschlafen. Etwas später legte sie ihren Kopf an seine Schulter und er legte leicht den Arm um sie. Sie ließ die Umarmung zu und kuschelte sich schließlich an ihn. Er hatte Angst davor, dass sie aufwachen und sich zurückziehen könnte, aber dann sah sie ihn plötzlich mit offenen Augen an, blieb still liegen und änderte ihre Position nicht. Ferry fing lautlos an zu weinen.

     
    Als sie kurz vor dem Landeanflug von der Stewardess geweckt wurden und Judith sich wieder aufrecht hinsetzte, spürte Ferry eine unendliche Traurigkeit in sich, weil es so weh tat, ihre Nähe zu verlieren. Er war voller Hoffnung und gleichzeitig voller Zweifel, ob sich die Zweisamkeit der letzten Stunden je wieder herstellen ließ. Als die Räder des Flugzeugs den Boden berührten, entschied er sich, auf die Hoffnung zu setzen. Er lächelte Judith an und sie lächelte zurück. Vielleicht hatte sie seine Gedanken gelesen.

     

9
    Judith und Ferry landeten gegen Mittag in Berlin-Tegel.
    »Und was nun ?« , fragte sie leise, müde und erschöpft von der Reise.
    »Ich habe hier eine Zweitwohnung, von der kaum jemand weiß. Die Wohnung habe ich mir vor einiger Zeit mal als Rückzugsort eingerichtet. Diana und Angela wollten dort untertauchen. Lass uns erst mal da hinfahren, dann sehen wir weiter .« Nach einer kurzen Pause fügte Ferry noch hinzu: »Vor allem möchten ich gerne wissen, wie es Angela geht .«
    Judith nickte und sie nahmen ein Taxi. Judith sah während der Fahrt interessiert aus dem Fenster, gedankenverloren stellte sie fest: »Ich bin zum ersten Mal in Berlin .«
    »Ich bin hier zu Hause«, erwiderte Ferry, der gerne etwas mit Judith teilen wollte.
    »Wenn du magst, würde ich dir gerne die Stadt zeigen, sobald wir unser Problem gelöst haben .«
    »Sobald wir das Problem gelöst haben ?« , Judith lachte und drehte sich zu Ferry um. »Was meinst du, sind wir bis heute Nachmittag damit durch ?«

     
    Judith hat Recht, dachte Ferry. Auch wenn er wieder zu Hause war, sie waren hier nicht weniger in Gefahr als in Seattle oder London. Michael Kunze war in Berlin überfahren worden. Aber er hatte Freunde und fühlte sich in Berlin sicherer als irgendwo anders auf der Welt.

     
    Ferry klingelte an der Tür, an der seit Jahren immer noch der Name seines Vormieters stand, den er bewusst nicht ausgewechselt hatte. Nach einer Weile öffnete Diana vorsichtig die Tür einen Spalt und sah hinaus. Als sie Ferry erkannte, öffnete sie freudig die Tür und fiel ihm um den Hals.
    »Ich bin so froh, dass du da bist, du Mistkerl«, Diana umarmte Ferry. Dann bemerkte sie Judith, die unschlüssig im Hausflur hinter ihm stand.
    »Oh, ich wusste nicht, dass du nicht allein bist«, verwirrt machte sie sich aus Ferrys Arm frei.
    »Endschuldige bitte. Das ist Judith«, Ferry machte die Frauen auf

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