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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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werden, denn sie musste in diesem Moment eine Entscheidung treffen, die nicht einfach war. Lüge oder Wahrheit war ihre Wahl. Oder präziser ausgedrückt: Sollte sie ihren Vater weiter anlügen, ihren Freund weiter anlügen, vielleicht auch die Behörden in Deutschland und Frankreich anlügen oder aber ganz einfach jetzt und hier die Wahrheit über die Vorkommnisse in einer Parkgarage in Nizza sagen.
    Ihr Vater sah sie besorgt an.
    »Was genau weißt du über diese Sache?«
    Es ging um Majas Auto, das vor ihr ihrem Vater gehört hatte. Aber es ging auch um ein angebliches Verbrechen, das sich in einer Tiefgarage in Nizza zugetragen haben könnte. Aber vor allem gab es ein überaus kompromittierendes Foto, das Maja und Keanu zeigte. Er hatte seine Waffe auf den Haifischmann gerichtet, aber ihn sah man nur undeutlich im Profil. Maja hingegen war frontal zu sehen. Sie stand in ihrem kurzen Kleid halb hinter Keanu und war gerade dabei, die Autotür zu öffnen.
    Der Blick ihres Vaters verhieß nichts Gutes, als er ihr noch das zweite Foto hinschob, das allerdings unscharf war. Maja lag auf dem Boden. Mehrere Männer machten sich an ihr zu schaffen.
    »Das bist hoffentlich nicht du …?«
    Maja verschluckte sich an dem heißen Kaffee. Schnell stellte sie die Tasse weg.
    »Nein, Papa, das möchte ich ganz sicher nicht sein. Woher kommen überhaupt diese verdammten Fotos? Ich dachte, da war keine Kamera in dieser beschissenen Tiefgarage!«
    Erstaunt sah ihr Vater sie an. Er konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen, wie Maja reagierte. Seine Tochter fluchte normalerweise nicht vor ihm.
    Maja stand auf. Unruhig ging sie in ihrem Dirndl vor ihrem Vater auf und ab.
    »Der Mann ist tot, sagst du?«
    Ihr Vater nickte.
    »Einer dieser Männer wurde tot aufgefunden. Es ist der mit der Schweinemaske auf dem Foto. Er wurde allerdings erst vierzehn Tage, nachdem diese Aufnahmen gemacht wurden, an der Küste zwischen Nizza und Cagnes-sur-Mer angespült. Er war zudem ein obdachloser Kleinkrimineller, sodass sich die Polizei nicht sonderlich angestrengt hat. Aber dieses dritte Foto hier …«
    Unscharf zeigte das Foto den Moment, als der Dicke mit der Maske auf Majas Kühlerhaube knallte.
    Wieder sah ihr Vater sie prüfend an.
    »Du hattest den Wagen kurz nach eurer Rückkehr zur Reparatur gebracht. Was hatte Stefan gesagt, nachdem ihr aus Nizza zurück wart? Da war ein Junge mit einem Ball auf der Straße …?«
    Maja sah aus dem Fenster.
    »Stefan hat nichts damit zu tun. Er war nicht dabei. Der Mann auf dem Foto ist nicht Stefan.«
    Ihr Vater lächelte.
    »Ich würde Stefan auch keine Waffe zutrauen … Das ist Keanu. Was, um Himmels willen, ist passiert, Maja?«
    Maja war an das große Panoramafenster getreten. Die goldene Oktobersonne ging gerade unter. Von dem Büro aus konnte Maja die Türme der Frauenkirche sehen, zumindest den kleineren der beiden. Langsam drehte sie sich zu ihrem Vater um.
    »Stefan denkt, es war ein Fußball, der mir auf die Kühlerhaube fiel.«
    Maja zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht war dieser Mann besoffen. Vielleicht war er ein Verbrecher, ein Säufer und ein gemeiner Vergewaltiger. Und vielleicht waren diese Männer zu dritt …«
    »Mein Gott, Maja, was genau ist passiert?«
    Ihr Vater setzte sich vor Schreck kerzengerade auf und starrte sie an. Sie versuchte, ihren Vater anzulächeln, aber es fiel ihr schwer.
    »Ich wurde in letzter Minute gerettet, Papa, sagen wir es mal so. Aber vielleicht hat das Ganze mit dir zu tun. Der Mann aus Kauai hat dich kontaktiert. Es geht um die Besitzverhältnisse eines wertvollen Stückes Land auf Kauai. Keanu hat mich in Nizza gerettet oder aber in Gefahr gebracht. Du entscheidest. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    Jetzt stand Majas Vater ebenfalls auf und trat zu ihr ans Fenster, um die untergehende goldene Sonne zu betrachten. Seine Stimme war leise.
    »Deine Mutter und deine Geschwister wissen nichts von dem Grundstück auf Kauai. Und auch dir kann ich im Moment nicht viel sagen, ohne dich in Gefahr zu bringen.«
    Er drehte sich zu Maja um.
    »Eines Tages wirst du von mir alle Details erfahren. Versprochen!«
    »Dito! Eines Tages wirst du alles über diese Nacht in Nizza erfahren.«
    Sie lächelte, auch wenn es ein schmerzliches Lächeln war.
    Ihr Vater ging zurück zu seinem Schreibtisch und legte die drei Fotos nebeneinander.
    »Als dein Anwalt: Also, wenn du mich fragst, ist das da auf dem Foto nicht zwingend als echte Schusswaffe zu erkennen. Es

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